eins

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Taehyung nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, ließ den Rauch durch seine Lungen kriechen und atmete ihn schließlich in die kühle Nacht.

Eine frische Brise wehte durch die dreckige Gasse. Taehyung stand im Türrahmen des Hinterausgangs, in zehn Minuten musste er wieder rein.

Manchmal arbeitete er hier, meistens am Wochenende. Meistens stellte er sich allerdings einfach an die Straßen, es kam eigentlich immer jemand, der ihn wollte.

Er zog den gefälschten Pelzmantel enger um seinen Körper, man merkte deutlich, dass es langsam Herbst wurde. Winter bedeutete mehr Heizkosten. Beziehungsweise kein Geld um diese zu bezahlen. Aber er konnte sich ja von irgendwem warm vögeln lassen. Hatte bisher auch immer funktioniert.

Seine Beine steckten in nichts als dünnen Fischnetzstrumpfhosen, die Gänsehaut auf seinen Beinen war deutlich zu sehen. Aber er war es gewohnt, es störte ihn nicht.

Tief inhalierte er den Rauch, die schwarz lackierten Fingernägel bildeten einen starken Kontrast zu dem hellen Nebel.

Taehyung rauchte nicht oft. Du rauchst nicht, wenn du kein Geld hast. Aber irgendjemand hatte sie ihm vorhin angeboten, und Taehyung hatte ganz sicher nicht abgelehnt.

Sein Blick lag auf dem Rauch, der im dunklen Himmel verschwand, in der kühlen Nachtluft zerrieselte.

Der Rauch sieht so ästhetisch aus.

Das Kratzen in der Lunge war nicht der Hauptgrund, warum Taehyung rauchte. Auch nicht das Nikotin, welches dir Glückshormone durch die Adern pumpt.

Die tödlichen Krallen, die sich von innen in dein Fleisch bohren, erinnerten ihn daran lebendig zu sein. Manchmal vergaß er das. Konnte eben schon mal passieren.

Außerdem war der Rauch so hübsch. Es war unheimlich beruhigend den nebligen Schwaden beim verblassen zuzusehen.

Schritte rissen Taehyung aus seinen Gedanken. In fünf Minuten musste er wieder auf der Bühne sein.

Leicht legte er den Kopf schief, nahm einen weiteren Zug des Giftes, das zwischen seinen Fingern klemmte.

Mit zusammengekniffenen Augen musterte er die nervöse Gestalt, die plötzlich vor ihm stand. Taehyungs Gesichtsausdruck war genauso kühl wie die Nachtluft.

Er drückte die fertig gerauchte Zigarette mit den Fingern aus, bevor sie irgendwo auf dem dreckigen Boden landete.

Die langen, schlanken Finger fuhren einmal durch das silbrig glänzende Haar, den Blick dabei auf dem Fremden liegend.

"H-hey", sagte die Person schließlich schüchtern.

"Ich schlafe nicht mit Minderjährigen", stellte Taehyung sofort klar. Seine dunkle Stimme passte kein bisschen zu seinem eher femininen Auftreten.

"Ich bin nicht minderjährig!"

"Ach ja?"

Der Junge sah höchstens aus wie siebzehn. Er hatte unschuldige große Augen und leichte Hasenzähne. Seine Kleidung sah teuer aus.

"Du bist hübsch", sagte der Jüngere schließlich schüchtern. Wahrscheinlich hatte er seinen ganzen Mut zusammen genommen um das zu sagen.

"Ich weiß", antwortete Taehyung langsam. Sein Aussehen war alles, was er hatte.

"D-darf ich dich küssen?"

"Ich küsse nicht."

"Und wenn ich dich dafür bezahle?"

Unentschlossen musterte Taehyung den Knirps. Die Stille, die sich zwischen ihnen ausbreitete, verunsicherte den Kleinen.

"Ich geb dir hundert Euro."

"Na schön."

Auffordernd streckte Taehyung dem Jungen die Handfläche hin. Sofort fing der Kleine an in seiner Hosentasche herum zu kramen, legte Taehyung schließlich einen hundert Euro Schein auf die flache Hand.

Er kam definitiv aus dem Reichenviertel nebenan. Hatte sich bestimmt von zuhause raus geschlichen.

Taehyung seufzte leise, bevor er seine Finger an den Kiefer des Jungen legte, ihn somit näher zu sich zog. Kurz drückte er seine Lippen auf die des Jüngeren, bevor er sich der Berührung wieder entzog.

Er zwinkerte dem Kleinen einmal zu, bevor er die Tür aufstieß und wieder ins Innere des Clubs ging. Seine Pause war vorbei.

𝐀𝐑𝐓 𝐃𝐄𝐂𝐎 | jjk.kth ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt