Taehyung schenkte dem Zuschauerraum noch ein letztes Zwinkern, bevor er die Bühne schließlich verließ. Mit dem Vorhang hinter ihm fiel ebenfalls sein Gesichtsausdruck. Das flirtige Lächeln schwand der natürlichen Kühle seiner Gesichtszüge.
Mit einem leisen Seufzen zog er sich die hohen Schuhe von den Füßen, sie taten ihm jetzt schon weh. Etwas staksig fand er seinen Weg in die Mitarbeiterräume. Federleicht ließ er sich auf einen dieser provisorischen Plastikstühle vor einem der Spiegeltische fallen.
Dieser Club war nicht unbedingt schick oder hochwertig. Dafür befand er sich definitiv im falschen Viertel der Stadt. Der Vorteil war, dass es hier so versifft war, dass selbst die Polizisten nicht die geringste Lust hatten, hier oft vorbei und nach dem Rechten zu sehen, was es sicherer für Taehyung machte. Polizisten waren nicht unbedingt seine Lieblingsgesellschaft. Aber welche Menschen mochte er schon?
Vorsichtig, beinahe schon mit einem Glimmen von Verlegenheit oder Schüchternheit in den Augen, hob Taehyung den Kopf an und blickte seinem eigenen Spiegelbild entgegen. Mit verschlossener Kühle begegnete er seinen eigenen Augen. Er versuchte sie strahlen zu lassen, aber das einzige, was in diesem Raum vielleicht noch einigermaßen strahlte, war die alte Glühbirne in der Deckenlampe.
Vielleicht von seinem eigenen Spiegelbild eingeschüchtert, vielleicht auch einfach von dem Anblick abgeneigt, versuchte er sich nicht mehr auf sein Ebenbild zu konzentrieren.
Mit geübten Handgriffen frischte er sein Makeup etwas auf, kramte in einer der Pappboxen nach seinen eigenen Klamotten. Seine Arbeit hier war getan, dieser Auftritt war sein letzter für heute gewesen. Taehyung könnte jetzt entweder nach Hause gehen oder sich noch an die Straße stellen, vielleicht war ja einer der Zuschauer heiß auf mehr geworden.
Letztendlich verwarf er beide Gedanken, er brauchte jetzt ganz dringend einen Drink. Mit spitzen Fingern fischte er die Scheine aus seiner Unterwäsche, ordnete das Geld und verstaute es sorgfältig in seiner Tasche.
Schließlich tauschte er die Pantie und das Korsett gegen Hotpants und Croptop. Ein billiges, aber nicht billig aussehendes, Silberkettchen um seinen Hals rundete sein Auftreten ab.
Der Bass schallte Taehyung in seiner vollen Lautstärke entgegen, als er sich schließlich wieder in den zentralen Punkt des Clubs begab. Es roch nach Menschen, Schweiß und Erregung, Taehyung nahm diesen Geruch schon garnicht mehr so wirklich wahr.
Geschickt schlängelte er sich durch die dichte Masse, bekam hier und da einen Klaps auf den Po oder anderweitige Berührungen ab, aber es könnte ihn nicht weniger scheren. Sein Körper war für ihn ein Vermarktungsprodukt, mehr nicht.
Er brauchte jetzt wirklich dringend diesen Drink, nicht, dass er vorhatte ihn selbst zu bezahlen, irgendwer würde dem hübschen, unnahbaren Silberschopf schon einen Drink spendieren, am Ende vielleicht sogar der Barkeeper selbst.
Mit katzenartig eleganten Bewegungen bahnte Taehyung sich weiter seinen Weg durch die dichte Masse, bis er sich schlussendlich tatsächlich bis zur Bar durchgekämpft hatte.
Taehyung setzte sich auf einen der Barhocker, überschlug die Beine und ließ eine weiche Haarsträhne um seinen Finger fließen.
"D-darf ich dir einen Drink spendieren?"
Na, das ging aber schnell.
Ein wenig überrascht drehte Taehyung sich zu der Stimme, zog die Augenbrauen leicht nach oben.
"Wie bist du denn hier reingekommen?"
"Ich hab doch gesagt, dass ich nicht minderjährig bin." Die großen unschuldigen Augen und die leichten Hasenzähne standen seiner Aussage im direkten Kontrast.
Etwas spöttisch stützte Taehyung den Kopf auf der Handfläche ab, gab dem Jungen allerdings keine Abfuhr. Sich einen Drink bezahlen zu lassen war schließlich nicht verboten, auch nicht von einem Minderjährigen.
"Na schön", zuckte Taehyung mit den Schultern, ließ den lächelnden Jungen auf dem Hocker neben sich Platz nehmen.
Selbst der Barkeeper wollte den Perso des Kleinen sehen, als er für Taehyung ein alkoholisches Getränk - und für sich selbst übrigens eine Cherry Cola- bestellte.
Der Mann hinter der Bar überprüfte das Kärtchen, nickte schließlich leicht und übergab sie Jungkook wieder.
Skeptisch schnappte Taehyung sich den Ausweis.
Jeon Jungkook
Der Kleine war tatsächlich volljährig. Seit dem 1. September, was knapp zwei Wochen her war.
Mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen schob Taehyung das Kärtchen wieder in Richtung Jungkook.
Dieser sah fast schon ein bisschen stolz aus, seine Gesichtszüge entglitten ihm allerdings, als Taehyung seine Lippen um den Strohhalm legte und nahm selbst schnell einen Schluck seines Getränks.
Taehyung musterte den Kleinen aufmerksam, er verstand ihn nicht. Was suchte ein Junge seines Standes in diesem schäbigen Club?
Auf einmal spürte Taehyung eine Präsenz hinter sich, wispernde Worte an seinem Ohr.
"Na Häschen, gibste mir 'n Blowjob für'n fuffi, hm?"
Ohne sich auch nur zu dem Mann umzudrehen, stand er langsam auf. Es war ihm egal, wie er aussehen würde, fünfzig Euro waren viel Geld.
"Danke für den Drink, Jungkook", wisperte er in seine Richtung, bevor er sich von dem Mann aus dem Club führen ließ.
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𝐀𝐑𝐓 𝐃𝐄𝐂𝐎 | jjk.kth ✓
FanfictionYou're so Art Deco, out on the floor Shining like gun metal, cold and unsure Taehyung lässt niemanden an sich heran, emotional, nicht körperlich. Körperlich lässt er ziemlich viele Menschen an sich heran, geht garnicht anders als Nutte. Er hätte a...