sechzehn

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Taehyung saß auf Jungkooks Bett, ein Buch lag lose zwischen seinen Fingern. Seine Aufmerksamkeit galt nicht dem Buch, die Finger strichen bloß abwesend über die Seiten.

Jungkook saß an seinem Schreibtisch, Taehyung den Rücken zugekehrt, und machte irgendwas für die Schule.

Eine Weile saß Taehyung einfach nur still da, musterte wie Jungkooks Arme sich anspannten, wenn er etwas aufschrieb oder wie er sich die Locken aus dem Gesicht strich, die ihm immer wieder in die Augen fielen.

Taehyungs Haar war ebenfalls recht lang geworden, aber es war glatt, nicht lockig und er konnte es hinter die Ohren streichen.

Jungkook schien ziemlich konzentriert, er drehte sich kein einziges Mal zu Taehyung um. Nachdenklich kaute dieser auf seiner Unterlippe herum, stand schließlich auf leisen Sohlen auf, das Buch in der Hand.

Fast schon ein bisschen schüchtern lief er zu dem Jüngeren, welcher leicht den Kopf anhob, als er das tapsende Geräusch hören konnte. Jungkook sah müde aus, er machte bald seinen Abschluss.

Taehyung sah ihm nicht ins Gesicht, sagte nicht, was er wollte. Seine Lippen drückten sich ein wenig zusammen. Und trotzdem schien Jungkook zu verstehen, er rollte mit dem Schreibtischstuhl ein kleines Stück von der Holzplatte weg, ebenfalls ohne etwas zu sagen.

Gelenkig kletterte Taehyung auf seinen Schoß, jeweils ein Bein auf jeder Außenseite von Jungkooks Oberschenkel, sein Oberkörper gegen den seinen gepresst.
Jungkook rückte wieder ein bisschen näher an den Tisch ran, seine Hände griffen um Taehyungs Körper zu seinen Unterlagen. Er konnte es nicht lassen einmal kurz über Taehyungs herausstehende Wirbelsäule zu streicheln, bevor er sich wieder aufs lernen konzentrierte, seinen Kopf dabei von Zeit zu Zeit auf Taehyungs Schulter ablegte.

Taehyung fühlte sich so furchtbar geborgen bei dem Jüngeren, seine Körperwärme reichte aus um den Sturm in seinem Inneren zu beruhigen, um die Wogen des wie wild peitschenden Meeres zu glätten. Er vergrub den Kopf in Jungkooks Halsbeuge, schloß die Augen und inhalierte seinen Geruch. Sein Körper fuhr vollkommen runter, beinahe schlief er ein. Der Arm mit dem Buch in der Hand hing schlaff über Jungkooks Schulter.

Zaghaft lehnte er die Stirn an den Hals des Jüngeren, rieb seine Nase ein wenig an der weichen Haut, bevor er den Kopf auf Jungkooks Brust ablegte und ihm beim Schreiben und markieren zusah. Jungkooks freie Hand stahl sich in Taehyungs Haare, streichelte und kraulte seine Kopfhaut. Taehyung erschrak sich ein bisschen, als er sich selbst zufrieden aufbrummen hörte und presste die Lippen zusammen. Seine Augen schlossen sich dennoch behaglich, er schmolz förmlich in die Berührung.

Nach einer kleinen Weile nahm Jungkook seine Finger wieder weg, fokussierte sich wieder auf seine Unterlagen. Taehyung wollte nicht, dass er aufhörte, wollte diese sanfte Berührung noch ein bisschen länger spüren, aber sagen tat er nichts.

Sein Kopf ruhte auf Jungkooks Brust, er blickte dessen Hand an, welche Blatt für Blatt vollschrieb. Seine Augen schlossen sich, er konzentrierte sich alleinig auf Jungkooks Geruch und Körperwärme. In seinem Bauch begann es zu kribbeln, er öffnete die Augen schnell wieder. Unruhig rutschte er auf Jungkooks Schoß herum, richtete sich ein wenig auf. Als er merkte, wie Jungkooks Muskeln sich anspannten hielt er schnell wieder still.

Er legte das Buch, was er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, neben Jungkooks Unterlagen auf den Schreibtisch. Seine Hand wurde langsam müde und er würde ja doch nicht weiter darin lesen. Dann lehnte er den Kopf wieder an Jungkooks Brust, beobachtete den Blick des Jüngeren, der über den Buchtitel huschte.

"Hast du das Buch nicht in der Schule gelesen? Ist Pflichtlektüre, glaube ich."

Taehyungs Lippen pressten sich für einen Moment zusammen. "'Bin ziemlich früh abgegangen", murmelte er knapp.

"Oh", gab Jungkook nur ausatmend von sich, kaute eine Weile auf seiner Unterlippe herum, Stille kehrte ein, bevor: "wieso?" Dieses 'wieso' war beinahe tonlos, ganz so, als hätte es Jungkooks Lippen eigentlich nicht verlassen dürfen, aber das Wörtchen war trotzdem entwischt. Jetzt hing es schwer zwischen ihnen in der Luft.

Jungkook wusste fast nichts über Taehyung. Der Ältere war die meiste Zeit ziemlich still, in sich gekehrt und sprach meistens nur, wenn Jungkook ihn etwas fragte. Und auch dann nicht immer. Taehyung konnte sich nicht gut ausdrücken, besonders was Gefühle anging, er zeigte Jungkook das meiste von sich durch Körpersprache oder dadurch, dass er seine Nähe suchte. Jungkook brannte es förmlich unter den Nägeln mehr von Taehyung zu erfahren, aber er wollte ihn weder zwingen noch verschrecken. Und im Moment spannte der Ältere sich deutlich an.

"Sorry", murmelte Jungkook nach einer Weile der Stille, begann wieder zu schreiben, aber konzentrieren konnte er sich nicht mehr. Nur weil Taehyung hier war, hieß das nicht, dass er sich ihm plötzlich öffnen würde.

"Ich geh morgen wieder." Die Worte waren leise und ein bisschen piepsig, aber fest.

Jungkooks Blick richtete sich auf Taehyung, er ließ den Stift sinken. "Was?"

Taehyung kaute hart auf seiner Unterlippe herum, wich Jungkooks Blick aus. Sein Herz raste unangenehm schnell in seiner Brust, der Fluchtinstinkt setzte wieder ein.

Leicht zuckte er zurück, als Jungkook seinen Handrücken auf Taehyungs Stirn legte. "Du hast immer noch Fieber."

"Mir geht's schon viel besser."

"Taehyung-"

"Du verstehst das nicht. Ich muss wieder arbeiten gehen. Es gibt da sowas wie Miete, die normale Leute bezahlen müssen." Taehyungs Lippen pressten sich noch fester zusammen, er mied immernoch Jungkooks Blick. Er konnte nicht in diese dunklen, warmen Augen sehen.

"Ich-"

"Ich will dein Geld nicht." Jetzt hob er den Blick doch an, seine Augen bohrten sich in Jungkooks unschuldige Rehaugen. Das war er, unschuldig. Jungkook war achtzehn, verdammt nochmal. Was machte er hier überhaupt?

"Am besten geh ich sofort." Umständlich begann er von Jungkooks Schoß zu klettern, sein gesamter Körper zitterte.

"Taehyung-"

"Lass mich!"

Taehyung hatte die Türklinke schon in den Fingern, als er am Handgelenk zurück gezogen wurde. Jungkooks Hände legten sich an seine Hüfte, sein Rücken wurde behutsam gegen die Tür gepresst.

Taehyungs Atmung ging schnell, wortlos sah er zu Jungkook hoch, der ihn mit großen Augen ansah, bevor er seine Lippen auf Taehyungs legte.

Für einen Moment weiteten sich Taehyungs Augen, bevor sie sich flatternd schlossen. Seine Hände legten sich auf Jungkooks Wangen, er erwiderte den Kuss, als würde er ihn brauchen wie die Luft zum Atmen.






𝐀𝐑𝐓 𝐃𝐄𝐂𝐎 | jjk.kth ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt