achtzehn

3K 360 39
                                    

Unerbittlich prallten die dicken Tropfen auf seine Haut, vermischten sich mit den Tränen, die ihm immernoch hemmungslos über die Wangen liefen. Taehyung war nach einigen Metern schon mehr als nur klatschnass, aber es war ihm egal. Die Haare hingen ihm in durchnässten Stähnen über den Augen, sein Makeup vermutlich über sein gesamtes Gesicht verschmiert.

Besinnungslos rannte er die Straße entlang, die Worte von Jungkooks Vater hallten stetig in seinem Kopf nach, ließen ihn schwindelig fühlen. Er fühlte sich so unglaublich wertlos. Nutzlos. Überflüssig.

Seine Ohren horchten auf, als er Schritte hinter sich hörte, jemand rannte hinter ihm her. Zuerst spannten seine Muskeln sich an, sein Bauch zog sich angstvoll zusammen. Sein Körper schüttete Adrenalin aus, machte sich schon bereit das Tempo anzuziehen und noch schneller zu rennen. Aber dann warf er fast schon zufällig einen kurzen Blick nach hinten und blieb daraufhin abrupt stehen. Die Tränen liefen immernoch schonungslos über seine Wangen, während er durch verschwommenen Blick beobachtete, wie die Person näher und näher kam.

Schnell atmend blieb Jungkook vor ihm stehen, brauchte einen kleinen Moment um seine Lungen wieder mit Sauerstoff zu füllen. Seine Augen bohrten sich in Taehyungs, vorsichtig legte er seine unterschwellig zitternden Hände an Taehyungs Wangen, streichelte sachte mit den Daumen über die Haut. Taehyung zuckte nicht zurück. Seine Lippen bebten unterdrückt.

"W-was machst du hier? H-hast du nicht gehört, du m-musst dir 'ne reiche Frau suchen."

Jungkook trat noch einen Schritt näher an Taehyung ran, lehnte seine Stirn an Taehyungs ohne den Blickkontakt zu brechen.

"Ich will nur dich", wisperte er an seine Lippen, seine Daumen wischten Taehyungs Tränen von seinen Wangen, was nicht sonderlich viel brachte, da sein Gesicht trotzdem regennass war. "Er hat doch keine Ahnung, okay? Er versteht überhaupt nicht was du durch machst...nein, sag jetzt nichts, man sieht dir an, dass es dir beschissen geht, wenn man nur richtig hinsieht. Ich lasse meinen Vater nicht über mein Leben bestimmen, ich bin kein junger  Hund, der blind das tut, was sein Herrchen ihm sagt. Es ist mein Leben, darüber entscheide nur ich."

Jungkooks dunkle Rehaugen glitzerten leicht, Taehyungs Lippen hörten langsam auf zu beben. Mit großen, tränengefüllten Kulleraugen sah er zu dem Jüngeren hoch, welcher nach diesem kleinen Gefühlsausbruch seine Lippen fest zusammengepresst hielt. Seine mahagonifarbenen Locken klebten nass auf seinem Kopf. Zaghaft strich Taehyung ihm ein paar Strähnen aus den Augen, vergrub seine Finger anschließend in dem nassen Haar an Jungkooks Hinterkopf.

Taehyungs Herz schlug hart gegen seinen Brustkorb, mit zitternden Fingern zog er Jungkooks Gesicht ein Stück zu ihm runter, sein Blick huschte für einen kurzen Moment über dessen plumpe Lippen, bevor er sich in Jungkooks dunklen Sternenhimmel-Augen verlor.

Er presste die Lippen zusammen, wusste nicht, was er sagen sollte. Sein Herz hämmerte wie bekloppt gegen seine Brust, welche sich vorhin unwohl zusammengezogen hatte und sich nun Stückchen für Stückchen wieder öffnete, dem Sauerstoff den Zutritt zu Taehyungs Lungen langsam wieder erlaubte. Taehyung fühlte sich restlos überfordert, die Begegnung mit Jungkooks Vater, die kalten, harschen Worte, lagen ihm schwer im Magen und der Regen peitschte immernoch schonungslos auf sie ein. Die einzelnen Tropfen fühlten sich fast schon wie kleine Nadeln auf der Haut an.

Taehyung schluckte die aufkommenden Tränen herunter, starrte noch eine Weile lang in Jungkooks warmes Gesicht, bevor er seine Finger mit Jungkooks verhakte und sie durch das Gewitter in Richtung seiner Wohnung rannten.

Taehyungs Hand fühlte sich gut in Jungkooks an, ließ sein Herz gegen seinen Brustkorb klopfen. Als Taehyung sich seiner Hand entzog um sich mit seinem gesamten Körpergewicht gegen seine Haustür zu pressen, legte sich kurz ein unterdrücktes Schmollen über seine Lippen, was allerdings schnell wieder verschwand, als er den Zustand von Taehyungs Wohnung erblickte. Seine Augen weiteten sich, stumm blickte er sich um.

"Uhm, hier müssten irgendwo noch deine Klamotten sein, die kannst du anziehen." Taehyungs Stimme klang schüchtern, Jungkook hatte seine durchnässten Klamotten schon wieder vergessen, sie erschienen ihm in dem Moment einfach nicht wichtig.

Taehyung biss sich auf die Lippen, beobachtete Jungkook dabei, wie dieser sich umsah. Es war ihm unangenehm. Mehr als nur unangenehm.

"Das Wasser aus der Dusche ist immer eiskalt...ich schätze, es würde nicht helfen, dir eine anzubieten", lenkte er weiter ab, doch Jungkook schien ihm garnicht richtig zuzuhören. Taehyungs Körper begann zu zittern. Konnte Jungkook nicht einfach seine Zeichen bemerken und aufhören dieses Drecksloch zu inspizieren.

"Jungkook", sagte Taehyung schließlich leise, es hatte große Ähnlichkeit mit einem Aufwimmern.

Jungkook drehte abrupt den Kopf zu ihm, strich sich die dunklen Locken aus der Stirn. Langsam kam er auf Taehyung zu, ihre Hände verschränkten sich. Jungkook sah Taehyung stumm in die Augen, welcher den Blickkontakt immer wieder abbrach. Sachte löste Jungkook ihre verschränkten Hände, zog Taehyungs Körper gegen seinen. Beruhigend streichelte er seinen Rücken, während Taehyungs Hände sich in den nassen Stoff von Jungkooks Kleidung krallten.

𝐀𝐑𝐓 𝐃𝐄𝐂𝐎 | jjk.kth ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt