Taehyung lag eingekuschelt in Jungkooks Bett, die Nase in einem Buch vergraben. Lesen. Die Tätigkeit, die er für sich entdeckt hatte, seitdem er bei Jungkook war. Das war jetzt drei Tage her. Taehyung hatte Jungkooks Zimmer plus das angrenzende Badezimmer seitdem nicht ein einziges Mal verlassen. Manchmal hörte er andere Stimmen von außen, er erkannte die von der Haushälterin, Jungkooks Mutter und eine tiefere Stimme, die wohl zu Jungkooks Vater gehören musste. Aber es kam nie jemand rein.
Jungkook ging natürlich noch in die Schule. Der Junge war erst achtzehn Jahre alt. Wenn Taehyung daran dachte, musste er den Kopf schütteln, der Instinkt zu flüchten kam in ihm hoch. Jungkook war noch so jung, fünf Jahre jünger als Taehyung.
Der Jüngere hatte ihn mal bei einem dieser Fluchtversuche erwischt, hatte besänftigend auf ihn eingeredet und ihn mit zarten, zurückhaltenden Berührungen gestreichelt. Taehyung war wie ein kleines Kind in Tränen ausgebrochen und Jungkook hatte es besser gemacht. Taehyung fühlte sich wohl bei Jungkook, er fühlte sich beschützt. Auch wenn dieser Fakt ihm Angst machte.
Wenn Jungkook in der Schule war las Taehyung, Jungkook besaß ein recht ausgeprägtes Regal mit Literatur, was Taehyung ihm garnicht zugetraut hätte. Taehyung selbst hatte keinen Schulabschluss, hatte mit fünfzehn gezwungenermaßen die Schule abgebrochen. So war er nie in Kontakt mit Hesse, Wilde, Shakespeare, McEwan und wen es da sonst noch so gab in Berührung gekommen. Manchmal dachte er daran, wie es gekommen wäre, wenn er seinen Abschluss gemacht hätte. Vielleicht irgendwas studiert, einen richtigen Beruf ausüben. Der Gedanke stach ihm in der Brust, dann vergrub er sich wieder in den Kissen und versuchte an absolut garnichts zu denken.
Er fühlte sich schlecht. Er konnte nicht leugnen, dass er gerne in Jungkooks Nähe war, aber er war seit drei Tagen nicht mehr arbeiten, die Miete lag ihm schwer im Magen, zerrte von innen an ihm.
Abends und morgens nahm er immernoch diese Medizin, gesundheitlich ging es ihm schon um einiges besser. Seiner Meinung nach gut genug, um sich wieder in den Abgrund von Club zu stürzen.
Taehyung legte "Demian" auf Jungkooks Kopfkissen, setzte sich auf den Bettrand, versunken in seinem Meer an Gedanken, was ihn mit jeder Welle weiter in die dunkle Tiefe zog.
Jungkook wäre beinahe für Nachts auf die Couch ausgewandert, aber Taehyung hat ihn daran gehindert. Er wollte nicht allein sein. Taehyung war trotz seines Berufs unfassbar berührungsscheu - vielleicht gerade deswegen - aber mit Jungkook war es okay. Er kuschelte sich nachts an den Jüngeren, ein kribbeliger Schauer zuckte über seine Haut, wann immer Jungkooks Fingerspitzen seine Haut berührten.
Jungkook war anders als alle Menschen, mit denen er bisher zu tun hatte. Er versuchte nichts. Machte keine Anstalten mit ihm schlafen zu wollen oder irgendwas in der Richtung zu verlangen. Er hielt sich wahnsinnig zurück, behandelte Taehyung als wäre er zerbrechliches Porzellan. Und Taehyung mochte das. Er konnte nicht behaupten, seine Hülle komplett fallen gelassen zu haben, aber es schien, als würde er langsam anfangen die ersten Backsteine aus der dicken Mauer zu lösen.
Langsam stand er auf, tapste auf nackten Sohlen in Richtung Badezimmer. Beinahe tonlos drückte er die Klinke runter, schob sich in den Raum. Jungkook lag in der Badewanne, die Augen geschlossen, seine nackte Brust hob und senkte sich langsam.
Sachte löste Taehyung die Schlaufe des Bademantels den er trug, ließ den dicken, flauschigen Stoff auf den Boden gleiten und lief langsam, völlig unbekleidet, auf die Badewanne zu.
Die drei Tage hatten einen ordentlichen Unterschied gemacht. Taehyungs Haut war nicht mehr ungesund blass, seine Haare nicht mehr spröde. Sein Körper war immernoch sehr dünn, aber auch schon nicht mehr so sehr wie vor drei Tagen. Jungkook zwang ihn schon fast regelmäßig zu essen und steckte ihm ab und zu die ein oder andere Süßigkeit zwischen die Lippen. Taehyung, der die hohe Nahrungsaufnahme nicht gewohnt war, sträubte sich manchmal nach ein paar Bissen, machte das Ganze aber trotzdem widerwillig mit.
Jungkooks Augen schlugen auf, ganz so, als hätte er Taehyungs Präsenz gespürt, und richteten sich auf ihn. Er setzte sich ein wenig in der Badewanne auf, versetzte das Wasser damit in seichte Wellen, der Schaum wackelte ein bisschen auf der Oberfläche. Taehyung sah Jungkook starr in die Augen, bevor er sich ebenfalls in das heiße Wasser begab, sich zwischen Jungkooks Beine setzte, welcher sich augenblicklich ein wenig anspannte, aber nichts sagte.
Taehyung tastete im Wasser nach Jungkooks Armen, legte sie ungenant um seine Hüfte und lehnte sich gegen Jungkooks Brust.
Jungkook hielt für einen Moment den Atem an, traute sich garnicht so richtig sich zu entspannen. Letztendlich beruhigte sich sein rasendes Herz aber doch ein bisschen, seine Arme um Taehyungs Hüfte zogen den Älteren noch ein wenig näher an seinen Körper. Taehyung legte seinen Kopf auf Jungkooks Schulter ab, seine Augen waren geschlossen. Er sah entspannt aus.
Sanft sah er ihn an, presste seine Lippen nach einigem hin und her überlegen zart auf Taehyungs Hals und lächelte leicht, als er die Gänsehaut sah, die sich daraufhin auf seiner Haut ausbreitete.
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𝐀𝐑𝐓 𝐃𝐄𝐂𝐎 | jjk.kth ✓
FanfictionYou're so Art Deco, out on the floor Shining like gun metal, cold and unsure Taehyung lässt niemanden an sich heran, emotional, nicht körperlich. Körperlich lässt er ziemlich viele Menschen an sich heran, geht garnicht anders als Nutte. Er hätte a...