Alpträume

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Ich sah mich erschrocken im Raum um bis ich merkte, dass der Schrei von Bucky kam. Er wälzte sich in seinem Bett und schrie wie am Spieß.

Schnell lief ich zu seinem Bett und kniete mich hin. Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter und streichelte sie sanft. "Bucky, wach auf.", sagte ich leise.

Er schreckte hoch und klammerte sich an meine Hand. Im Mondlicht konnte ich sein Gesicht erkennen.

Ihm klebte der kalte Schweiß auf der Stirn, unter seinen Augen lagen dunkle Ringe und er zitterte.

Er atmete schnell ein und aus. Ich streichelte ihm vorsichtig über den Arm. Ruckartig sah er mich an. Ich lächelte ihn sachte an.

"Es war nur ein Alptraum, es ist vorbei.", versuchte ich, ihn zu beruhigen. Er sah sich wieder erschrocken im Raum um.

Ich setzte mich auf seine Bettkante und umarmte ihn. Ich wusste nicht, warum ich das tat aber es fühlte sich richtig an.

Nach einem kurzen Moment legte er seinen Kopf auf meine Schulter und ich merkte, wie er anfing, zu schluchzen. Ich umarmte ihn fester.

Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, löste ich mich aus der Umarmung und sah ihn an. "Möchtest du darüber reden?", fragte ich behutsam.

Er überlegte kurz. "Morgen, in Ordnung? Ich möchte, dass du schläfst.", sagte er. Ich nickte leicht. "Bitte weck mich, wenn du einen Alptraum hast und ich es nicht merke. Für sowas bin ich mitgekommen.", erklärte ich.

Er lächelte leicht. "Danke.", flüsterte er. Ich lächelte ihn an, umarmte ihn noch einmal und ging dann zurück ins Bett.

~Am nächsten Tag~

Ich wachte auf, als es bereits hell war. Ich sah rüber zu Bucky's Bett. Er schlief noch. Ich stand auf und machte mich fertig.

Danach lief ich zurück in die Küche und bereitete das Frühstück vor. Als ich fertig war, setzte ich mich vor die Hütte in den Schatten.

Ich wollte Bucky schlafen lassen weil ich nicht wusste, wann er letzte Nacht wieder eingeschlafen war. Ich schloss die Augen und lauschte den Stimmen des Dorfes. Nach gut zehn Minuten öffnete ich wieder die Augen und sah mich um.

Ein paar Meter von der Hütte entfernt lagen noch die Überreste unseres Lagerfeuers. Der See war ruhig, nur vereinzelt konnte man sehen, wie Fische aus dem Wasser sprangen. Die Bäume waren grün und die Blätter bewegten sich leicht im Wind.

"Wunderschön, oder?", hörte ich plötzlich eine Stimme neben mir. Ich drehte mich ruckartig um und sah Bucky, angelehnt an den Türrahmen. Ich nickte. "So kenne ich Wakanda.", sagte ich.

Er setzte sich neben mich. "Wann warst du das letzte mal hier?", fragte er. Ich überlegte kurz. "Vor etwa einem Jahr. Das war auch das letzte Mal, dass ich Shuri, T'Challa, Ramonda und T'Chaka gesehen habe. Bis jetzt.", erzählte ich und sah ihn an.

"Seit wann hast du diese Alpträume?", fragte ich. Nun sah auch er mich an und zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, ob ich Alpträume hatte, als ich bei Hydra war. Sie haben mir oft meine Erinnerungen gelöscht. Ich habe aber definitiv Alpträume, seit Hydra untergegangen ist.", erklärte er.

Ich nickte leicht. "Wovon träumst du?", fragte ich. Er schluckte schwer. "Immer das selbe. Alle Menschen, die ich umgebracht habe, liegen auf einem großen Berg übereinander. Der Boden ist so sehr in Blut getränkt, dass selbst die Knöchel rot werden. Und ich stehe davor und starre sie mit einem kalten Blick an.", sagte er leise und wurde zum Ende hin immer trauriger.

Ich legte meine Hand auf seinen Unterarm. "Das warst nicht du. Du hattest keine Wahl. Allein die Tatsache, dass du es bereust und es dir leid tut, beweist, dass du kein schlechter Mensch bist. Du bist nicht mehr bei Hydra und wirst es auch nie wieder sein. Hydra gehört zu deiner Vergangenheit.", versuchte ich, ihn zu beruhigen.

Er lächelte leicht. "Danke.", sagte er leise. Ich lächelte ihn auch an. "Nichts zu danken. Hast du Hunger? Ich hab Frühstück gemacht.", sagte ich. Ich stand auf und hielt ihm die Hand hin. Er nahm sie und ich half ihm hoch.

Wir liefen in die Küche, holten das Frühstück (das aus einer Art Haferbrei bestand), und setzten uns in den Schatten. Wir aßen in Stille, auch jetzt war es nicht unangenehm.

"Ich möchte heute schwimmen gehen, hast du auch Lust?", fragte ich Bucky. Er nickte lächelnd als er noch immer auf seine Schüssel starrte. "Sehr gerne."

~30 Minuten später~

Ich nahm meinen Bikini aus meinem Koffer und zog ihn mir an. Bucky wartete bereits am Ufer des Sees auf mich. Mit einem Handtuch über der Schulter lief ich aus der Hütte.

Bucky ließ seine Füße im Wasser baumeln und sah auf den See hinaus. Ich lief zu ihm und setzte mich neben ihn. "Möchtest du nicht reingehen?", fragte ich ihn. "Später vielleicht. Aber geh du schon mal vor, wenn du möchtest.", antwortete er. Ich nickte.

Ich legte mein Handtuch auf dem Boden ab und lief weiter in den See hinein. Das Wasser war kühl. Es war angenehm im Vergleich zu der Hitze Wakanda's. Nicht selten gab es hier tagsüber bis zu 40° Celsius im Schatten.

Ich holte tief Luft und tauchte dann ganz Unterwasser. Nach ein paar Sekunden tauchte ich wieder auf und strich mir die Haare aus dem Gesicht. Ich sah zurück ans Ufer, Bucky war aber weg.

Ich sah mich um, konnte ihn aber nirgendwo finden. Besorgt lief ich wieder an den Uferrand und aus dem Wasser heraus. Ich lief ein wenig herum bis ich mich entschied, in der Hütte nachzusehen.

Dort fand ich Bucky auch, er stand in der Küche und schnitt ein paar Karotten. Erleichtert atmete ich aus, als er mich ansah.

"Du hast das Frühstück gemacht, ich dachte, ich könnte dir das Mittagessen machen.", erklärte er. Ich lächelte. "Danke, das ist echt lieb. Kann ich dir helfen?", fragte ich. Er schüttelte den Kopf. "Trotzdem danke.", erwiderte er.

Ich setzte mich wieder an den Uferrand und legte mein Handtuch um die Schultern. Irgendwann setzte Bucky sich neben mich. Er hielt ein Tablett mit geschnittenen Gurken, Möhren, Tomaten und etwas Paprika in der Hand.

Ich lächelte ihm zu. "Vielen Dank.", sagte ich. Er lächelte mich auch an und sah mir in die Augen. "Immer wieder gerne.", meinte er und wir begannen, zu essen.

The house at the lake | BarnesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt