Windwalkers - Die Verwandlung der Möwenzwillinge

Spaßige Kämpfe und wütende Kängurus

Am zweiten Schultag lernte ich all unsere anderen Lehren kennen. Mrs Driver gab IT (Informationstechnologie), Geo und Bio in unserer Klasse, sie machte ganz normal Unterricht, war eine Zwerghuhn-Wandlerin, und dementsprechend auch sehr klein. Mr Rickman hatten wir in Physik und Deutsch (unsere Fremdsprache) war ein weißes Kaninchen und mit seinen "normalen" Fächern auch nicht weiter erwähnenswert.

Mister Evans war der interessanteste von Allen unserer anderen Lehrer. Er machte Sport mit uns und Kampf und Überleben. Sehr muskulös, dunkelhäutig, dunkelhaarig und in zweiter Gestalt ein - ebenfalls muskulöser - Stier mit sehr dunklem Fell. Während seinem Unterricht erzählte er uns immer Geschichten aus seiner Vergangenheit, vor Allem, wenn er sich durch einen unserer Kämpfe daran erinnerte, und etwas lehrreiches darin sah. Kurz gesagt: Er war der tollste Lehrer den wir hatten. Auch wenn Leia, Milo und Tim meinten, sie fänden ihn irgendwie komisch.

"Okay, Leia, du kämpfst gegen Adrien, Kaia du gegen Milo, also los, zeigt was ihr könnt." sagte Mr Evans, nachdem wir nach den ersten Kämpfen kapiert hatten, worum es hier ging.
Nun sollte Leia mit Adrien kämpfen, einem freundlichen Shetlandpony-Wandler, der Leia freundlich anlächelte, und sich anschließend in der Umkleidekabine der Jungen in ein dickes braunes Minipferd verwandelte und abwartend mit dem Schweif herumwedelnd wieder zu uns zurücktrabte. "Na dann mal los!" feuerte ich meine Schwester an, die gerade dabei war, sich als Möwe die Kleidung vom Körper zu flattern. Alle Zuschauer guckten, ob genug Platz für die Kämpfer war und gingen gegebenenfalls noch einen kleinen Schritt zurück. Dann war es soweit. Adrien und Leia schauten sich einmal tief in die Augen und gingen dann in Kampfstellung. Adrien, der natürlich schon viel mehr Übung hatte als meine Schwester, drehte sich auf der Stelle um und verpasste der in der Luft schwebenden Leia einen sanften, aber dennoch gravierenden Schlag mit dem Schweif. Doch diese hatte sich schnell wieder gefangen und flog nun direkt auf den Kopf ihres Angreifers los. Blitzschnell krallte sie sich in seiner hellbraunen Mähne fest, und pickte nach seinen Ohren. Das gefiel ihm natürlich nicht besonders gut, sodass er nun versuchte, sie durch kopfschütteln loszuwerden. Auch wenn Leia sich immer fester in seiner Mähne verkeilte, schaffte er es, sie loszuschütteln. Als er nochmals seinen Schweif in Richtung meiner Schwester peitschte, war es um sie geschehen: Sie konnte sich nicht mehr in der Luft halten, taumelte und fiel anschließend unsanft auf einer der auf dem Boden ausgelegten Turnmatten auf. Milo hob blitzschnell seinen linken Vorderhuf ließ ihn locker auf dem Körper der völlig desorientierten Möwe an.
Wow, für ihr erstes Mal sah das wirklich gut aus. Aber was wusste ich schon darüber, wie man richtig kämpft? Ich war ja - genau wie Leia - eine blutige Anfängerin darin. "Wow, für dein erstes Mal war das wirklich gut, Leia! Adrien, deine Leistung ist auch nicht zu verachten! Ihr habt beide toll gekämpft. Nun, mal schauen wie ihr euch so schlagt, Kaia.
Schon stellte ich mich in meine Position und wartete auf Milo, das Känguru und das Startwort unseren Lehrers, während Adrien in die Jungs Umkleide trabte, um sich zurückzuverwandeln. Leia blieb noch, anscheinend um mich bei meiner bevorstehenden Niederlage auszulachen. Na, dann bringen wirˋs mal hinter uns, dachte ich mir, und wusste nicht genau, ob in diesem Moment irgendjemand meine Gedanken lesen konnte. Während Milo schnell in die Umkleide ging, um sich auszuziehen, verwandelte ich mich direkt dort, wo ich stand, und schob die über mir liegende Kleidung unordentlich an den Rand. Da kam auch schon Milo und hüpfte auf seine Position. "Los gehts, ihr beiden" war das Startsignal unseres Lehrers. Nervös hopste ich am Boden herum, und fragte mich, was ich bloß tun sollte. Okay, erstmal durchatmen, dachte ich mir, bevor ich erschrocken bemerkte, dass ich mal wieder meine Gedanken nicht in Zaum halten konnte. peinlich! Milo guckte mich gerade mit einem  einschätzenden Blick an. In diesem Moment kam mir eine Idee. Ich hob mich langsam in die Luft, sodass ich exakt auf der gleichen Augenhöhe war, wie Milo und starrte ihn ebenfalls an. Nun gut, nur nicht aus dem Blick verlieren, dachte ich, als ich genau as bei ihm bemerkt hatte, was ich gesucht hatte. Unsicherheit. Genau in diesem Moment, als ich das in seinen Augen aufblitzen sah, flog ich genau auf seinen Bauch zu, dort wo bei einem weiblichen Känguru immer der Beutel sitzt. Mit voller Wucht stieß ich meinen faustgroßen Kopf hinein, dass Milo nur so taumelte, und nach hinten umkippte. OK, das war ja einfach, dachte ich laut, war ein kleines bisschen verwirrt und ließ mich angestrengt auf seinen weichen, roten Pelz plumpsen. "Ja, Kaia, das war wirklich sehr gut", lobt mich unser Lehrer. "Milo, was war das eben?" fragte er diesen, der gerade - immer noch ein kleines bisschen verwirrt - aufsprang und mich grob abschüttelte. "Ach, ist ja auch egal. Hauptsache du lässt dich nächstes Mal nicht wieder so verwirren. Wisst ihr, mir ist genau das Gleiche auch schon mal passiert....". So erzählte er uns de Geschichte, in der er als Mensch wegen einer dämlichen Wette einen waschechten Stierkampf durchstehen musste.

"Boah Kaia, das war wirklich eine reife Leistung" lobten mich nach der Stunde meine Klassenkameraden. Darunter waren Adrien, Tim, Leia und noch einige andere, wie zum Beispiel das Papageienmädchen Ilvy, das eigentlich von Allen nur "die Quasselstrippe" genannt wurde. Sogar Milo freute sich für mich, obwohl er noch kurz sauer auf mich gewesen war, nachdem ihn "eine kleine Möwe", die noch dazu ein Anfänger war, ihn einfach so umgehauen hatte. Ich fand es wirklich komisch, dass ich direkt meinen Allerersten Kampf gewonnen hatte. Vielleicht war das ja auch nur Anfängerglück, dachte ich mit. Aber Spaß machte mir das Kämpfen allemal! Naja, spätestens in ein paar Kampfstunden würde sich zeigen, ob ich vielleicht in irgendeine Kampf-AG gehen wollen würde.