Munter zerzauste der Wind mir meine Federn, während wir immer höher über den Wald und den Felsen flogen und unsere Schnäbel in die Luft reckten. Ein paar Minuten lang flogen wir schweigend nebeneinander her, ab und zu spürte ich einen Windstoß von den Flügeln der kleinen Sturmmöwe neben mir. Na, was gibts? fragte diese mich, als wir langsam in den Segelflug übergingen. Ach du kacke, was hatte ich mir nur bei dieser Aktion gedacht?! Aller Anfang ist schwer, ja, aber etwas wirklich durchzuziehen, obwohl man den Anfang bereits überstanden hatte war noch viel schwieriger, als das, wie ich feststellen musste. Ich, ähm... begann ich zögernd. Eigentlich wollte ich dir nur sagen, dass du gerne mit mir reden kannst. Also wenn du jemanden zum reden brauchst, kannst du dich gerne an mich wenden. beendete ich schnell und knapp, das was ich ihm sagen wollte. Puh, endlich hatte ich es raus! Ich war wirklich sehr erleichtert darüber. Doch dieses Gefühl mischte sich leider schnell wieder mit der Verklemmtheit und der Bedrücktheit, die ich bei und nach meiner ersten - sehr unsensiblen - Begegnung mit Tim schon verspürt hatte. Ich denke, mit meinen Gefühlen muss ich selbst fertig werden. erwiderte er knapp, und seine gedankliche Tonlage ging urplötzlich von aufgeschlossen zu abweisend, traurig und noch einigen anderen Gefühlen über, von denen ich mir nicht vorstellen konnte, sie jemals gefühlt zu haben. Ich wollte es nur mal gesagt haben. Hast du Lust jetzt mit mir ein paar Flug-Kunststücke auszuprobieren? sagte ich, um das Thema zu wechseln. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das jetzt nötig war. Okay,... sagte der Junge, immer noch traurig und zögernd, doch dann gab er sich anscheinend einen Ruck, ließ seine momentanen Gefühle los und ließ einen kurzen Kreisch los, bevor er seine Flügel hinten nach unten klappte und einen ausgelassenen Looping drehte. Wow, dieser Themawechsel hatte ja wirklich besser als gut geklappt! Nun wurde auch ich übermütig und versuchte ihn mit einer Luftschraube zu überbieten. So ging es eine ganze Zeit lang weiter, bis wir ungefähr zwei Stunden vor Mitternacht ziemlich fertig waren und uns einfach nur noch in unsere Betten schwingen wollten.
"Hallo Kaia, schön dich zu sehen" freuten sich Leia und Ally, die schon schläfrig in ihren Betten lagen, als ich förmlich durch das Dachfenster in unser Baumhaus purzelte. Danke Leute, war echt schön, brachte ich noch heraus bevor ich innerlich lächelnd auf mein Bett hüpfte und einschlief.
Als wir am nächsten Tag übermüdet an unserem Stammtisch beim Frühstück saßen, stieß Miss White-Feather zu uns, um uns zu sagen, dass wir uns an diesem Nachmittag mit ein paar anderen Schülern, die sich freiwillig dazu bereiterklärt hatten, das Spion- und Kämpfertraining mitzumachen und gegebenenfalls zu helfen, falls das mit Anya wirklich etwas ernstes war. Irgendwie fand ich es ja immer noch merkwürdig, dass Anya gerade mich und meine Schwester als Mentorin unterstützen wollte. Bei der nächsten Gelegenheit würde ich sie einfach mal fragen. Ob das allerdings wirklich so einfach war, würde sich wohl noch herausstellen müssen. Denn bisher hatten weder sie, noch Till oder meine Eltern auch nur eine einzige SMS beantwortet, von denen ich ihnen sicherlich mehr als genug geschickt hatte. Ich vermisste meine Eltern schon ein wenig, aber wahrscheinlich war das nur meine Sorge um sie, denn auch sonst beantworteten meine Eltern nie wirklich Nachrichten von Leia oder mir. Der Unterricht würde auf jeden Fall eine willkommene Ablenkung für alle Schüler sein, obwohl wir höchstwahrscheinlich außer in unseren Lieblingsfächern sowieso zu aufgeregt seien würden, um im Unterricht aufzupassen. Deshalb ließen wir Zettelchen in der Klasse herumgehen, mit Fragen, wie wer alles zum ersten Training heute Nachmittag kommen würde, und wer eher Kämpfer oder Spion werden wollte, oder würde. Ein paar schrieben zurück, dass sie mitmachen würden, Ilvy das Papageienmädchen zum Beispiel, sie wollte beim Spion-Training dabei sein, oder Adrien der coole Pferdewandler, er war wirklich gut in Kampf und überleben, auch wenn er das nicht gerne zugibt, und meistens auch sehr bescheiden kämpfte, um niemanden zu verletzen. Elaine die Zicke - oder von mir aus auch einfach Wanderspinne - hatte mich und meine Schwester Gott sei Dank in letzter Zeit soweit in Ruhe gelassen, von ein paar giftigen Blicken mal abgesehen. Unsere Zettelchen hatte sie auch einfach ignoriert, was mich auch nicht weiter störte, sondern eigentlich sogar freute, da dadurch meine Hoffnung wuchs, dass sie nicht beim Training mitmachen würde.
Doch leider bestätigte sich diese Hoffnung nicht, wie ich später bei dem "Rekruten-Treffen" in dem großen Gemeinschaftsraum feststellen musste, in dem wir Alle auf die Lehrer warteten. "Hallo ihr beiden," flüsterte Elaine Leia und mir zu, sodass es gerade niemand anders verstehen konnte. "habt ihr etwa Schiss dass ich übertrumpfe? Also bei innenmädchen für einen kurzen Augenblick euch muss ich mir wohl keine Sorgen haben, dass ihr das mit mir macht. Auch wenn ihr ihre Auserwählten seit." Die Worte ihre Auserwählten spuckte sie förmlich aus, sodass ich tatsächlich einen Schritt zurücktaumelte. Leia jedoch blieb einfach an Ort und Stelle stehen und ließ ihre rotbraunen Augen funkeln, sodass das Spinnemmädchen für ein paar Sekunden abgelenkt war. Doch diese paar Sekunden reichten aus für den kleinen Rachestreich, den Leia mir selbst mal gespielt hatte, als sie sauer auf mich gewesen war: Blitzschnell schnappte ich mir eine kleine Ampulle mit Glitzerstaub, die ich seitdem immer in der Hosentasche aufbewahrte, schüttelte, dass es von Goldstaub nur so glitzerte und pustete es der völlig überwältigten Elaine direkt in ihr zweifelsfrei hübsches Gesicht. "Was... Was habt ihr getan?!" Man sah ihr an, dass sie kurz davor war, völlig auszurasten, und sogar um sich zu schlagen. Spätestens jetzt starrten uns Alle an, sowohl Mensch-, als auch Tier-gestalten. Ein paar von ihnen sahen schockiert aus, andere sogar ein wenig belustigt. "Tja, weißt du, ..., Glitzer lässt dich doch gleich viel freundlicher aussehen. Findest du nicht auch?" fragte meine Schwester unschuldig, wie ein kleines Engelchen. Nun wirkten endgültig all unsere Klassenkameraden so als würden sie gleich losprusten. Auch ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und musste loslachen. Die Atmung des glitzerübergossenen Spinnenmädchens, beschleunigte sich. Ihre Augen kniffen sich zu Schlitzen zusammen und ihre Hände ballte sie zu Fäusten. Doch plötzlich verfiel sie wieder in ihren gewohnten Zustand zurück, ernst und hochnäsig, bis sich ihre Spitzen Lippen sich einen spaltbreit öffnete und flüsterte: "Diesmal habt ihr gewonnen, aber wartet besser nicht darauf, bis meine Rache kommt." Kurz wollte ich noch irgendetwas freches zurückwerfen, doch da war sie schon zwischen den immer noch belustigten Schülern in Richtung Toilette gelaufen.
Ja, eigentlich sollte das Kapi schon am Sonntag kommen, ich hatte aber leider W-Lan-Probleme. Wahrscheinlich kommt dann erst nächsten Sonntag wieder was, weil ich noch eine Kurzgeschichte schreiben will, die ich sonst nicht in der vorgegebenen Zeit schaffen kann.
Bis bald,
eure Kaia.
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Windwalkers - Die Verwandlung der Möwenzwillinge
FanficDie Möwenzwillinge Kaia und Leia kommen auf eine neue Schule! Schnell finden sie Milo dem Englandkänguru und Ally dem schlauen Dachsmädchen Freunde. Doch in der Schule gibt es auch jede Menge Geheimnisse. Vor Allem ein gewisser Junge löst vor Allem...