- 17 - Wochenende

7 3 0
                                    

Das letzte Training mit Meister Lee und Jaebeom hatte an einem Donnerstag stattgefunden.

Am Freitag danach, war ich alleine mit Meister Lee, der mir erklärte, dass er zwar gerne weiter mit mir arbeiten würde, es aber für sinnlos hielt, bis ich einen Partner gefunden hätte, der mir das nötige Selbstvertrauen geben könnte. Er gab mir einige Aufgaben, die mir dabei helfen sollten meinen Bewegungsablauf fließender werden zu lassen und empfahl mir einige andere Tanzlehrer, die seinen Platz einnehmen könnten.

Lächelnd verbeugte ich mich: „Ich danke dir, Meister für deine Hilfe und die Empfehlungen aber um für mich alleine zu tanzen brauche ich keinen Trainer. Ich habe es geliebt mit Jaebeom zu tanzen und nur aus diesem Grund wollte ich meine Angst überwinden. Ohne Jaebeom ... Ich denke es wird mir ausreichen, wenn Hoseok mir Choreografien gibt."

Kopfschüttelnd seufzte Meister Lee: „Es ist eine Schande, dass du dieses einzigartige Talent verschwenden willst, Sunji. Du könntest es an die Weltspitze schaffen, wenn du es erst auf die Bühne schaffst. Ein Rückschlag in Herzensangelegenheiten sollte dich nicht dazu bringen dieses Talent aufzugeben. Aber du musst tun, was du für richtig hältst."

Wir verabschiedeten uns mit einer Umarmung und ich nutzte die letzten 45 Minuten, die ich den Saal gebucht hatte, um für mich alleine ein letztes Mal die Choreografie zu tanzen, die ich mit Jaebeom einstudiert hatte. Anschließend verbeugte ich mich vor dem Spiegel und sagte leise: „Leb wohl, Im Jaebeom. Es war ein Traum mit dir zu tanzen."

Ich suchte gerade meine Sachen zusammen, als die Tür zum Saal aufgerissen wurde, und Jaebeom Arm in Arm mit Jin-Lee herein kam. Er sah mich und ließ Jin-Lee sofort los: „Entschuldige bitte. Yoo Jin sagte, dass der Saal frei ist. Ich wusste nicht ..." „Yoo Jin hat Recht, der Saal ist frei. Ich bin hier fertig.", entgegnete ich und hob meine Tasche auf.

Als ich auf dem Weg zur Tür war, fragte Jaebeom rasch: „Ich will nicht, dass sowas noch mal passiert, Sunji. Kannst du mir bitte aufschreiben wann du den Raum belegst?" „Brauche ich nicht, Jaebeom. Du kannst den Raum zu jeder Tages- und Nachtzeit belegen. Das heute war meine letzte Einheit mit Meister Lee.", antwortete ich ohne mich umzudrehen und griff nach der Türklinke. „Soll das heißen, dass du jetzt wo anders tanzt?", fragte Jaebeom bevor ich den Raum verlassen konnte. Kopfschüttelnd sagte ich: „Das soll heißen, dass ich gar nicht mehr tanzen werde. Ich gehe jetzt. Viel Erfolg beim Training." „Es ist auch wirklich besser, wenn du das Tanzen aufgibst, Sunji. Jaebeomie hat mir gesagt, wie schlecht du in dieser Disziplin bist.", erklärte Jin-Lee boshaft grinsend. Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen und wandte mich zu Jin-Lee um: „Du solltest nicht so schadenfroh sein, Jin-Lee. Immerhin bist du nur letzte Wahl, weil alle anderen Mädchen, die Tanzen KÖNNEN schon einen Partner für die Performance haben. Außerdem kennst du die Choreografie noch nicht, die Im Jaebeom sich zu dem Duett überlegt hat. Wenn ich dir einen gut gemeinten Rat geben darf, dann konzentrier dich darauf deinen Tanzpartner nicht zu enttäuschen anstatt deine Gedanken an mich zu verschwenden." Erschrocken wandte sich Jin-Lee an Jaebeom: „Was meint dieses Biest damit? Du hast gesagt, dass die Choreografie nicht schwer ist. Ich habe dir gesagt, dass ich nicht schwitzen will." „Keine Angst, ich werde die Choreografie an dein Talent anpassen, Jin-Lee. Wichtig ist nur, dass ich bestehe.", knurrte Jaebeom und vermied es mich anzusehen. Ich ließ die Beiden kopfschüttelnd alleine, damit sie in Ruhe weiter streiten konnten.

Als ich umgezogen und gerade dabei war meinen Spind auszuräumen, klingelte mein Handy. „Hallo Cousin, wie geht es dir?", nahm ich den Anruf entgegen. „Hallo Sunji. Bist du fertig mit deinem Training für heute?", fragte Hoseok sofort und ich bejahte die Frage. „Super. Wartest du bitte vor dem Studio auf mich? Ich hole dich ab.", erklärte Hoseok kurzangebunden. Trotzdem fragte ich: „Hat es irgendeinen Sinn dir das auszureden?" „Nein, absolut nicht, Sunji. Wir sehen uns in gut 10 Minuten auf dem Parkplatz vom Studio.", entgegnete Hoseok und beendete das Gespräch. Zu dem schwarzen Display sagte ich seufzend: „Ja, ich hab dich auch lieb, Cousin." Ich schob das Handy zurück in den Rucksack und kontrollierte noch einmal meinen Spind, ob ich auch ja nichts vergessen hatte.

Auf dem Weg zum Parkplatz ging ich noch kurz ins Büro, um Yoo Jin den Schlüssel für meinen Spind zurückzugeben. „Du willst uns also wirklich verlassen, Sunji? Als Meister Lee mir das vorhin gesagt hat, habe ich ihn für verrückt erklärt.", sagte Yoo Jin, der Eigentümer des Studios, und sah mich enttäuscht an. Ich legte den Spindschlüssel auf den Tisch und sagte: „Keine Angst, ich werde ab und zu mal vorbei kommen. Entweder um mit Hoseok zu trainieren oder einem der anderen. Aber für ein kurzes Training einmal im Monat brauche ich keinen Spind hier. ... Es hat Spaß gemacht bei dir zu tanzen, Yoo Jin. Wir sehen uns dann irgendwann." Yoo Jin stand auf und zog mich in seine Arme: „Mach's gut, Kind. Ich hoffe du überlegst es dir noch mal anders und gibst das Tanzen nicht ganz auf. Für zwei Monate kann ich dir den Spind frei halten." „Nicht nötig, Yoo Jin. Sollte ich je zurückkommen, tut es auch jeder andere Spind.", erklärte ich, verbeugte mich und verließ das Büro hastig.

Ich eilte auf den Parkplatz, wo Hoseok schon auf mich wartete: „Entschuldige bitte, Yoo Jin hat einen Staatsakt daraus gemacht, dass ich ihm den Spindschlüssel zurückgegeben habe." „Kein Problem, ich bin auch erst gerade angekommen. Steig schon mal ein, wir warten noch auf jemanden.", sagte Hoseok verschwörerisch. Ich ahnte auf wen er wartete und hielt in dem Versuch die Tür zur Rückbank zu öffnen inne: „Du wartest aber nicht auf ... ihn, oder?" „Wer ist denn bitte schön „Ihn", Sunji?", fragte Hoseok, der genau wusste, dass ich Jaebeom meinte.
Als ich mich immer noch weigerte die Tür zur Rückbank zu öffnen, knurrte er: „Seit Dienstag geht das jetzt schon so! Ständig höre ich nur „Er" oder „Sie". Ihr benehmt euch wie die kleinen Kinder und wir alle haben davon die Schnauze gestrichen voll." „Dann lass mich doch endlich mit dem Thema in Ruhe, Hoseok. Was immer ihr vorhabt, ich spiele da nicht mit. Zuhause warten Unmengen an Hausaufgaben auf mich, die ich erledigen muss und genau damit werde ich mich das ganze Wochenende beschäftigen.", erklärte ich stur und wandte mich zum Gehen. „JEONG SUNJI! Wenn du es jetzt wagst zu gehen, wirst du dein blaues Wunder erleben. Bis jetzt war ich nett und freundlich und habe versucht für dich da zu sein, aber ich kann auch andere Seiten aufziehen!", schrie Hoseok mich zum ersten Mal in meinem Leben an.

Das Hoseok so ausgerastet war, hatte mich erschreckt und ich krabbelte ohne weiteren Widerspruch auf die Rückbank des Autos. Um nicht daran denken zu müssen, dass ich gleich mit Jaebeom in diesem Auto eingesperrt wäre, wühlte ich in meinem Rucksack nach meinen Schulbüchern, die ich für die Busfahrt eingesteckt hatte. Als ich das Geschichtsbuch gefunden hatte, schlug ich das Kapitel auf, das wir heute angefangen hatten und versuchte mich auf den Inhalt zu konzentrieren. Aber mit einem Ohr lauschte ich ständig, ob Hoseok jemanden begrüßte. Ich hatte den selben Satz zum gefühlt hundertsten Mal gelesen, als es geschah: „Hey JB! Wie ist es gelaufen?", rief Hoseok über den Parkplatz. „Vergiss es! Dieses Weib treibt mich in den Wahnsinn aber tanzen könnte sie nicht einmal, wenn ihr Leben davon abhinge.", antwortete Jaebeom entnervt.

If I can only dance with you - Jaebeom FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt