- 1 - Schule

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Zusammen mit Jaebeom betrat ich den Klassenraum und alle Gespräche verstummten.
Jaebeom grinste mich verschmitzt an und ergriff meine Hand. „Hör auf mich zu ärgern, Jaebeom. Ich dachte du hättest verstanden, dass ich das nicht will.“, raunte ich ihm entnervt zu. Aber Jaebeom hatte mir mal wieder nicht zugehört und zog mich grinsend hinter sich her zu zwei freien Plätzen.
Die Blicke der Mädchen waren eindeutig negativ und sogar einige Jungs funkelten mich böse an.
Der Typ auf dem Platz hinter Jaebeom fragte allerdings recht freundlich: „Wer ist deine Freundin, JB? Du hast uns bisher noch nichts von ihr erzählt.“ Jaebeom strahlte den Jungen geradezu an, als er antwortete: „Das ist Jeong Sunji. Sie hat vor vier Wochen an unsere Schule gewechselt und ich habe beschlossen, dass sie meine Tanzpartnerin für die anstehende Performance sein wird. Du brauchst dich also gar nicht erst mit ihr anzufreunden, Youngjae.“ „Mo... Mo ... Moment mal.“, stammelte ich nervös und verunsichert.
Ich starrte Jaebeom verständnislos an, ohne recht zu wissen, was ich eigentlich sagen wollte. „Was ist, Sunji? Du hast versprochen, dass du mit mir tanzen wirst.“, sagte Jaebeom und zog eine Schnute. „Ich habe gesagt, dass ich beim Training mit dir tanze. Von einer Performance war nie die Rede. Ich will nicht vor Leuten auftreten, also musst du dir eine andere Partnerin suchen, die du auf der Bühne präsentieren kannst.“, entgegnete ich plötzlich ruhig und entschlossen.
Jetzt war es an Jaebeom zu stammeln: „Was? ... Das ist nicht dein Ernst! ... Sunji! ... Ich habe uns schon für die Performance angemeldet.“ „Dann melde mich wieder ab. Ich tanze nicht vor einer Halle voller Menschen!“, konterte ich stur und wandte ihm demonstrativ den Rücken zu. „So schön und so stur!“, knurrte Jaebeom hinter mir laut genug, um ihn deutlich zu verstehen. Ich grinste in mein Mathebuch: „Damit bin ich aber nicht alleine, Jaebeom.“ Bevor Jaebeom darauf etwas erwidern konnte, betrat der Lehrer das Klassenzimmer und wir begrüßten ihn.

Der Lehrer bat mich nach vorne, um mich der ganzen Klasse vorzustellen.
Jaebeom knurrte und brummte den ganzen Unterricht lang etwas vor sich hin, doch ich ignorierte ihn gekonnt, bis die Glocke zum Ende der Stunde läutete. Ich packte meine Sachen zusammen und wollte die Klasse verlassen, ohne mich weiter um Jaebeom zu kümmern.
Nur weil mein Cousin Hoseok Jaebeom gebeten hatte, sich um mich zu kümmern, hieß das doch nicht, dass ich seine Tanzpartnerin für irgendwelche monatlichen Tanzprüfungen sein würde. Ich würde Hoseok nach dem Unterricht anrufen und ihm sagen, dass er ein ernstes Wort mit seinem Freund wechseln musste.
Gerade als ich die Tür des Klassenraums erreichte, legte sich mir eine Hand auf den Unterarm und Jaebeom sagte: „Sunji, können wir bitte noch einmal über das Tanzen sprechen?“ „Ich muss los, Jaebeom. Können wir das vielleicht irgendwann später besprechen?“, gab ich seufzend zurück. Jaebeom nickte kurz und ließ mich gehen.

Ich hatte gehofft Jaebeom bis zum Training aus dem Weg gehen zu können, doch er wartete nach Schulschluss am Brunnen vor der Schule auf mich. Grinsend empfing er mich: „Jetzt ist später, Sunji.“ „Langsam wirst du mir lästig, Jaebeom.“, murrte ich geschlagen, setzte mich aber dennoch neben ihn an den Brunnen. „Schieß los. Doch an meiner Meinung wird sich nichts ändern. Ich will nicht tanzen, um mich vor anderen Leuten lächerlich zu machen. Ich tanze nur für mich.“ „Aber ... oh man ... Sunji ... Bitte! Du bist die Einzige an dieser Schule, die auf meinem Niveau tanzt. ... Wenn ich nicht mit dir tanzen kann, dann lasse ich die Performance ausfallen und kassiere eben die sechs.“, schloss Jaebeom seinen Versuch mich zu überzeugen, als er bemerkte, dass alles Flehen und Betteln nicht fruchtete.
Ich sah ihm aufmerksam ins Gesicht, dann murmelte ich: „Es ist wirklich gemein von dir, dass du es an mir fest machst, ob du an der Performance teilnimmst oder nicht. Ich meine ... Du weißt genau, das ich nicht will, dass du schlechte Noten bekommst. ... Aber ich kann das wirklich nicht! ... Wenn ich mit dir in Hoseoks Trainingsraum zu tanzen oder in der Sporthalle, wo wir alleine sind, ist alles klasse ... wenn aber jemand zusieht ... ich beginne zu zittern und vergesse jeden Tanzschritt. Warum sonst glaubst du, verschwindet Hoseok aus dem Trainingsraum, sobald ich auftauche?“ „Das ist doch nur Lampenfieber, Sunji. Ich helfe dir, aber bitte, bitte tanz mit mir.“, versuchte Jaebeom es erneut mit betteln. „Und wie willst du es bitte schaffen, dass ich keine Angst mehr habe, wenn mir jemand beim Tanzen zusieht? Nicht einmal Hoseok hat es fertig gebracht mir die Angst zu nehmen und er ist der beste Tänzer in ganz Korea.“, gab ich unbeeindruckt zurück und musterte Jaebeom erneut aufmerksam.
Er zwinkerte mir nur verschwörerisch zu und murmelte: „Keine Angst, ich bekomme das schon irgendwie hin. Lass dich überraschen. Sehen wir uns also um 18:00 Uhr bei Hoseok?“ Seufzend nickte ich: „Du wirst zwar genauso scheitern wie alle anderen, die es bisher versucht haben, aber anscheinend willst du es mit deinen eigenen Augen sehen. Bis später dann.“

Ohne Jaebeom noch einmal zu Wort kommen zu lassen, stand ich auf und eilte vom Schulgelände in Richtung des Parkplatzes. Dort wartete Hoseok bereits vor seinem neuen Auto auf mich. Mein Cousin lehnte am rechten Kotflügel seines SUV und strahlte mich breit an: „Hallo Sunji, wie war dein Tag? Hat Jaebeom sich um dich gekümmert?“ „Japp. Hat er, aber ich glaube er hat deine Bitte völlig falsch verstanden. Ich erzähl dir später alles in Ruhe.“, antwortete ich und umarmte meinen Cousin zur Begrüßung. Dann hörte ich, wie die Tür der Rückbank sich öffnete und ließ Hoseok los.
Plötzlich stand Hoseoks Freund und Bandmitglied Namjoon vor mir und grinste breit. Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn ebenfalls: „Schön dich endlich mal wiederzusehen, Namjoon. Wie geht‘s dir?“
Namjoon hielt mich immer noch in seinen Armen, während er antwortete: „Als Hoseok mir gesagt hat, dass du schon seit sechs Wochen wieder hier bist, war ich zugegeben ziemlich sauer auf dich, weil du dich nicht gemeldet hast. Aber Hoseok hat mir erklärt, warum du mich ganz vergessen hast.“ „Ich habe dich nicht vergessen, Joonie. ...“, begann ich und meine Hände ruhten mittlerweile auf seinen Schultern. In dem Moment als Namjoon sich zu mir vorbeugen wollte, um mir einen Kuss zu geben, brüllte jemand hinter mir meinen Namen und ich zuckte heftig zusammen.

Jaebeom eilte auf Hoseoks Auto zu und schien aus irgendeinem Grund wütend zu sein. In diesem Moment wusste ich nicht, ob ich sauer auf Jaebeom sein sollte, weil er verhindert hatte, dass Namjoon mich küsst, oder ob ich ihm dankbar sein sollte. Hätte Namjoon mich geküsst, ich hätte ihn weder aufhalten können noch wollen. Immerhin waren wir ein Paar gewesen, bevor ich die Möglichkeit bekam für drei Jahre in Amerika zur Schule zu gehen. Wir hatten uns vor meiner Abreise getrennt, im Guten und ohne einander irgendwelche Versprechungen zu machen.

Nach Luft schnappend stand Jaebeom vor uns und stützte seine Hände auf seine Oberschenkel, um sein rasendes Herz ein wenig zu beruhigen. Ich trat einen Schritt von Namjoon zurück und spürte, wie ich rot wurde. ‚Wieso werde ich denn plötzlich rot? Namjoon ist mein Exfreund und Jaebeom ist nur ein Freund von Hoseok. Es gibt also keinen Grund, warum mir irgendetwas peinlich sein sollte.‘, schoss es mir in den Sinn. Nervös umklammerte ich mit der linken Hand meinen rechten Ellenbogen und sah auf den Boden, während Namjoon hinter mir und Jaebeom vor mir stand.

Als Jaebeom wieder ruhiger atmen konnte, sagte er: „Hoseok, kannst du Sunji bitte um 18:00 Uhr in den Probenraum bringen? Ich will etwas versuchen, um ihr bei ihrem Problem zu helfen. Es wäre auch schön, wenn du eine Weile bleiben könntest.“ Hoseok musterte mich neugierig: „Du hast es JB erzählt?“ „Ich hatte keine Wahl! Er hat uns für die monatliche Performance angemeldet, obwohl ich ihm gesagt hatte, dass ich das nicht will. Jaebeom scheint zu glauben, dass ihm gelingen kann, woran ihr alle gescheitert seid.“, seufzte ich und sah auf Hoseoks Schuhe, während ich mit ihm sprach.
„Ich werde auch kommen!“, sagte Namjoon und legte mir von hinten eine Hand auf die Schulter. Synchron sagten Jaebeom und ich: „Nein!“ Dann erklärte Jaebeom: „Es scheint für Sunji schon schlimm genug, wenn nur eine Person anwesend ist. Ich möchte ihr helfen und sie nicht gleich beim ersten Versuch noch mehr traumatisieren.“ „Jaebeom ...“, begann ich, doch er schüttelte nur den Kopf: „Du hast mir versprochen, dass du es wenigstens versuchen willst.“ „Du bist wirklich hartnäckig, Jaebeom. Und das meine ich nicht als Kompliment.“, knurrte ich. Aber er strahlte mich an und baute sich vor mir auf: „Es klang aber wie ein Kompliment, egal was du behauptest. Wir sehen uns später.“
Ehe ich wusste, was passierte, hauchte er mir einen Kuss auf die Wange, drehte sich um und verschwand.

„Dieser Kerl ...“, knurrte ich, hielt mir aber - ohne mir dessen bewusst zu sein - die Wange auf die er mir einen Kuss gegeben hatte. Hoseok grinste: „Dafür, dass er dich so aufregt, starrst du ihm aber ziemlich lange hinterher.“ „Natürlich!“, fauchte ich, „So sehe ich Jaebeom am liebsten! GEHEND. Und ich will sicher sein, dass er es sich auf halbem Weg nicht noch einmal anders überlegt.“ Namjoon und Hoseok wechselten einen vielsagenden Blick, doch ich schob meinen Cousin aus dem Weg und setzte mich auf den Beifahrersitz. Durch die Autotür gedämpft hörte ich wie Namjoon sagte: „Wie kannst du Sunji nur mit diesem Kerl alleine trainieren lassen, Hoseok? Mir gefällt das nicht!“ „Natürlich gefällt dir das nicht, Namjoon. Aber du hättest die beiden tanzen sehen müssen. Sunji hat noch nie so schön ausgesehen und die beiden harmonieren wunderbar miteinander.“, erklärte Hoseok grinsend. Dann klopfte er seinem Freund noch einmal freundschaftlich auf die Schulter und während er um das Auto zum Fahrersitz ging, sagte er lächelnd: „Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man glatt denken, dass du nach all der Zeit immer noch eifersüchtig bist, Namjoon.“ Bevor Namjoon die Tür zur Rückbank öffnete, fragte er: „Darf ich mir etwa keine Sorgen mehr um Sunji machen, nur weil wir uns vor drei Jahren getrennt haben? Du hörst doch auch nicht auf, dich um sie zu kümmern, also warum sollte ich das dann tun?“ „Ich bin ihr Cousin, Namjoon. Ich darf das!“, grinste Hoseok und stieg ins Auto.

If I can only dance with you - Jaebeom FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt