Donnerstag, 25. Dezember

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Gestern Abend hatte ich mich wie verabredet mit Claire getroffen. Ich war  zu spät gekommen, weil das Gespräch mit Professor Lupin lange gedauert hatte, aber das war nicht allzu tragisch gewesen, denn Claire hatte sich auch etwas verspätet. Wir hatten gemeinsam gegessen und etwas geredet. Die Informationen bezüglich Sirius Black hatte ich erst einmal verdrängt und so getan, als ob nichts wäre.

Heute morgen war ich sehr früh wach. Ich wurde um vier Uhr in der Nacht durch einen Alptraum aus dem Schlaf gerissen. Ich hatte von einem Kampf voller Werwölfen geträumt. Ich gab mir Mühe, wieder einzuschlafen, atmete ruhig, sang gedanklich Schlaflieder rauf und runter, probiertre sogar Schäfchenzählen, doch es gelang mir einfach nicht. Ich wälzte mich hin und her, es war zum Glück niemand da, den es stören könnte. Nach einer Dreiviertelstunde sah ich ein, dass ich endgültig wach war und dachte nach. Gestern war ich einfach nicht mehr dazu gekommen, nachzudenken. Ich hatte auch gar keine Lust gehabt. Doch jetzt war ein sehr geeigneter Zeitpunkt dafür. Was war eigentlich, wenn Lupin log? Wenn Sirius Black der Mörder war, für den ihn alle hielten? Wollte er mich nur benutzen? Ich hatte einfach gar keine Ahnung mehr, wen oder was ich glauben sollte. Und außerdem konnte ich nicht einfach mein Team verraten. Meine Freunde. Adrian, Grant und Miranda. Und das schlimmste, was ich mir vorstellen konnte, war, dass ich ohne schlechtes Gewissen einen Mörder, der aus Bosheit tötete, Familien auseinanderreißt, helfen würde und dabei auch noch meine Freunde verriet. Andererseits klang der Professor auch wirklich verzweifelt. Und möglicherweise war an seiner Geschichte doch etwas dran. Denn wenn er wusste und dabei die Wahrheit sagte, dass dieser Peter Pettigrew wirklich lebte, obwohl man sagte, Sirius Black habe ihn umgebracht, dann war das ein entscheidendes Argument. Denn wenn eine Sache über Sirius Black nicht stimmte, dann gab es da noch mehr. Lupin hatte auch damit recht, dass ich dem Ministerium misstraute. Vielleicht wurde dort auch etwas wichtiges verschwiegen? Ich war in zwei geteilt. Eine Seite misstraute Lupin und wollte ihn einfach an die Auroren verraten, die andere Seite war dafür, Lupin zu helfen. Ich hatte ihn schon immer gemocht. Dann gab es aber noch ein Problem: Lupin kannte mein Geheimnis. Dafür kannte ich aber auch seines. Ob er das gegen mich verwenden könnte? Durch Lupin ist mein schlimmster Alptraum wahr geworden, dass jemand mein Geheimnis erfährt. Ich schätzte ihn aber eigentlich nicht als so jemanden, der Leute erpresst, ein. Aber wenn er schon einen Mörder bei der Flucht half, warum dann auch nicht erpressen? Das machte mir alles große Angst. Ich hatte durch mein eines Geheimnis schon so viele Sorgen und jetzt kam noch ein viel größeres dazu. Lupin würde bestimmt nicht wollen, dass ich das, was er mir anvertraut hatte, einfach an meine Bekannten -so sehr ich ihnen auch vertraute- verriet. Bis ich mich entscheiden werde, wie ich nun vorgehen soll, würde ich schweigen müssen. Langsam ging es auf sechs Uhr früh zu. Ich wischte meine Gedanken beiseite und stand auf. Ich wollte nachsehen, ob Claire auch vielleicht schon wach war.

Wie sich herausstellte war sie es nicht. Während sie noch schlief, schaute ich mich in ihren Zimmer um. Es war ein anderes als meines. Es war nicht so vollgestellt wie das von Mary, Joanne, ein paar anderen Mädchen und mir. Neben ihrem Bett lag auf ihrem Nachttisch eine Feder und ein Blatt Pergament. Schrieb Claire vielleicht auch Tagebuch? Nein, jetzt fiel es mir wieder ein. Sie interessierte sich sehr für Journalismus und übte sich wohl schon an ein paar Artikeln. Außerdem war eine Querflöte in ihrem Bereich des Zimmers zu sehen. Claire war sehr musikalisch. Ich überlegte, ob ich sie jetzt wecken sollte. Ich konnte es langsam nicht mehr erwarten, meine Geschenke auszupacken. Da nahm ich etwas wahr. Es war ein sehr leises Geräusch. Ich hatte feinhörige Ohren. Es war eine Art Kratzen. War hier noch jemand? Wie konnte das sein? Claire und ich waren die einzigen Mädchen aus Hufflepuff, die in der Schule waren. Vielleicht hatte sich ein Junge hier eingeschlichen? Drei Jungen, die ebenfalls hier geblieben waren, kämen dafür infrage. Das Geräusch kam näher, doch ich konnte einfach nichts erkennen. Es war niemand zu sehen. Dann plötzlich machte es ein Rumms gegen Claires Nachttisch und ich entdeckte den Ursprung des Geräusches. Es war eine Ratte. Ich schrie auf. Das weckte natürlich Claire. ,,Was ist los? Ist was passiert?", fragte sie schlaftrunken. ,,Da war auf einmal eine Ratte!", sagte ich nun gefasster, ,,Ist das deine?" Claire stand auf und sah auf dir Ratte. ,,Nee, das ist doch Krätze, die Ratte von Ron Weasley. Scheint ihn abgehauen zu sein", erklärte mir Claire und nahm sie und steckte sie in eine Schale, damit sie nicht wieder ausreißen konnte, ,,Wir sollten sie den Gryffindors geben, damit sie ihn für Ron aufbewahren können" Das klang gut. Ich schaute das kleine Tierchen noch einmal genau an. Eigentlich sah sie doch total süß aus. Ich hatte einfach überreagiert. ,,Tut mir leid, dass ich dich so unsanft geweckt habe", entschuldigte ich mich. ,,Schon okay. Lasst uns jetzt zum Baum gehen", meinte Claire darauf, nachdem sie sich einen Mantel übergeworfen hatte.

Claire und ich gingen gemeinsam in den Gemeinschaftsraum. Ich war ehrlich gesagt aufgeregt wie ein kleines Kind. Das war mein erstes Weihnachten in Hogwarts und es sollte schön werden. Ich fühlte mich fast so, als wäre ich erwachsen und würde alleine wohnen und selbstständig sein. Der Weihnachtsbaum sah einfach umwerfend aus. Ich griff nach einen Plätzchen. ,,Dann lass uns mal anfangen", sagte ich mit vollen Mund, ,,Das hier ist für dich" Ich gab Claire ein Paket. Sie nahm es, riss das Papier auf und hielt kurz darauf einen roten Kapuzenpullover in der Hand. ,,Sehr schön", meinte sie, ,,Nimm mal das Große da unter dem Tuch" Claire hatte im Gegensatz zu mir wohl schon eine Ahnung, was sich hinter dem Tuch verbarg. ,,Okay" Ich lief erwartungsvoll zu dem Geschenk. Als ich näher kam und bemerkte, wie sich das Geschenk bewegte, hatte ich auch eine Ahnung, was es sein könnte. Ich hoffte auf ein Haustier. Es war schon ziemlich wahrscheinlich, da das, was auch immer hinter dem Tuch war, sich bewegt hatte. Ich könnte mich aber auch getäuscht haben, doch die Hoffnung bestand. Ich riss das Tuch hinunter und zu Vorschein kam eine Eule! Meine Ahnung hatte sich als richtig herausgestellt. Mein süßer Papa hatte mir endlich eine Eule geschenkt! Endlich hatte er meine Bitten erhört! Ein eigenes Haustier! ,,Freust du dich?", fragte Claire. ,,Und wie!", antwortete ich. Ich würde mich sicher gut um die kleine, süße Eule kümmern. Sie war kleiner als die Eulen in der Eulerei, was sie gerade noch süßer machte, hatte große, gelb leuchtende Augen und braunes Gefieder. ,,Wir soll sie denn heißen?", wollte Claire wissen. Gute Frage. ,,Vielleicht Flinn?", schlug ich vor. ,,Klingt gut", meinte Claire und schaute Flinn dabei verliebt an. ,,Nimm doch mal ein Keks", bot ich ihr an, ,,Die sind echt gut!" Ich gab Claire einen und nahm selbst einen, um Flinn ein paar Krümel zuzuwerfen. Ich holte mir ein nächstes, längliches Paket für mich. Hier konnte ich mir auch vorstellen, was das sein konnte. Es war das einzige, was ich mir gewünscht hatte. Ich packte es aus und hielt darauf einen Besen in der Hand. Jetzt hatte ich auch endlich einen. Die anderen hatten schon längst einen eigenen Besen gehabt und ich war immer die einzige ohne. Ich musste dann immer einen leihen und die waren nicht viel besser als Schrott. Ich hatte einen Nimbus 2000 bekommen. Er war nicht der allerneueste, aber ich fand ihn sehr modisch und er war auch schnell. Jetzt hatte ich den selben Besen wie Harry Potter. In letzter Zeit verglich ich mit ihm immer öfter und ich mochte ihn immer weniger. Ob Lupin ihn auch von sich und seinem Geheimnis erzählt hatte? Nein, er hatte nur mir davon erzählt. Komischerweise empfand ich das jetzt als Ehre. Ich stellte den Besen zu Flinn, meinem anderen Geschenk. Ich ahnte, was die weiteren Geschenke für mich sein könnten. Zu einem Besen gehörte auch weitere Quidditch Ausstattung. Claire und ich packten die nächste halbe Stunde weitere Pakete aus. Darunter waren Bücher, Kleidung und wie erwartet Quidditch Ausstattung. Ich genoss die Zeit mit Claire und hatte richtige Glücksgefühle. Als letztes übrig bei den Geschenken waren ein Paket für mich und eine Karte für Claire. ,,Das sind die letzten", stellte sie bestürzt fest und nahm ihre Karte. Als sie sie las veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Ich konnte ihn schlecht deuten. War sie überrascht? Erstaunt? Belustigt? ,,Was ist los?", fragte ich darum. ,,Lies selbst", meinte Claire nur und gab mir die Karte. Dabei musste sie ein bisschen grinsen. Erwartungsvoll klappte ich die Karte auf und begann zu lesen. Es stand nur ein einziger Satz dort drin geschrieben:

Jemand hat dich sehr gern.

,,Es ist doch noch gar kein Valentinstag", gluckste ich, worauf Claire ganz rot wurde. ,,Weißt du, wer das geschrieben haben könnte?", wollte sie von mir wissen. Ich warf noch einmal einen Blick auf die Karte. ,,Nee, nicht wirklich. Aber schau doch mal auf die Schrift" ,,Habe ich schon, aber keine Ahnung", sagte Claire, ,,Aber egal" Ein wenig neidisch wurde ich schon, versuchte aber mir nichts anmerken zu lassen. Mary konnte ihre Verehrer gar nicht mehr zählen und nun hatte Claire auch einen. Ich hatte noch nie einen gehabt. Vielleicht war ich den Jungs zu langweilig? ,,Jetzt bist du mit dem letzten dran", forderte mich Claire auf. Nachdem ich das Paket geöffnet hatte, erkannte ich, dass ein Buch darin gelegen hatte. Es war ein Schulbuch. Für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Darin lag eine Kurze Nachricht. Sie war von Professor Lupin, der schrieb, dass mir das Buch für die ZAG Prüfungen helfen könnte und mir frohe Weihnachten wünschte. Der Typ war aber aufdringlich. Er hätte mir nichts schenken müssen, dafür dass ich ihn helfen würde. Aber das stand noch nicht fest. ,,Was ist das?" Claire schaute auf mein neues Buch. ,,Und von wem?" ,,Ein Schulbuch für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Von... ähm... meinem Vater", antwortete ich ihr. Das war nicht wahrheitsgemäß, aber ich glaubte nicht, dass Lupin auch seinen anderen Schülern etwas zu Weihnachten schenkte, also verschwieg ich lieber, dass er mir etwas geschenkt hatte. ,,Nicht das beste Geschenk, hm?", sagte Claire zu mir. ,,Was? Wieso?", fragte ich sie erstaunt. ,,Weil du nicht so begeistert wirkst", stellte Claire fest. ,,Ah, ok", murmelte ich nur, ,,Lasst uns mal frühstücken"

Das Tagebuch eines Werwolfes | Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt