Samstag, 5. Mai (Nachtrag)

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Die Verwandlung erfolgte wie immer langsam und schmerzvoll. Ich stieß einen gequälten Laut aus. Adrian zuckte zusammen. ,,Teresa, ist alles gut?!", wollte er voller Sorge wissen. Ich wagte nicht, ihn anzusehen. Jetzt würden alle mein Geheimnis erfahren. Ich hatte Angst vor der Reaktion meiner Freunde. Würden sie Angst vor mir haben? Bestimmt. Würden sie wütend sein, weil ich nichts erzählt hatte? Ich hoffte nicht. Ich sah auf meine Füße. Sie hatten sich schon verwandelt. ,,Was?!", sagte Grant erstaunt und ratlos. Ich konnte seine Reaktion nachvollziehen. ,,Geht beiseite!", befahl ein Auror den anderen Teammitgliedern. Er hatte verstanden, was Sache war. ,,Ganz ruhig", flüsterte er mir mutig zu. Doch ich war nicht ruhig. Ich verdammte mich selber. Wie konnte ich nur so dumm gewesen sein?! Ich hätte wissen müssen, dass Vollmond war. Einmal war ich unaufmerksam gewesen. Normalerweise kannte ich den Mondkalender sogar auswendig, doch dieses Mal war es anders. Die letzte Zeit war so entspannt gewesen, da hatte ich alle meine Probleme vergessen. Heute morgen hatte ich sogar daran gedacht, doch ich hatte gedacht, ich nehme mein Mittel dann einfach später. Ich hatte ja nicht ahnen können, dass wir dann einen kleinen Ausflug ins Zaubereiminusterium machen würden. Und als wir dann aufgebrochen waren, hatte ich komplett vergessen, dass heute Vollmond war. Es war die einzige Sache, auf die ich achten sollte. Und ich war gescheitert. Wenn wir doch nur früher fertig mit unserer Arbeit gewesen wären! Wenn die Minusteriumsangestellten doch nur früher gegangen wären! Dann hätte ich vielleicht noch Zeit gehabt, zurück nach Hogwarts zu gehen und mein Mittel zu nehmen. Jetzt war es zu spät. Ich war nun fast vollständig verwandelt und meine Sinne schwanden nun langsam. Ich hatte Angst und war verzweifelt. So sehr wie noch nie. Die Auroren kannten nun mein Geheimnis. Dieselbe Situation wie mit meiner Mutter wiederholte sich. Was sollte nun mit mir geschehen?

Was als nächstes geschah, kannte ich nur aus den Erzählungen meiner Freunde und Teamkollegen. Ich selbst erinnerte mich an nichts mehr. Nachdem ich mich verwandelt hatte, war ich im Begriff, anzugreifen. ,,Geht einen Schritt zurück", meinte Stark nochmal, da alle Teammitglieder noch zu verwirrt waren, um zu reagieren. Stark feuerte einen Fluch auf meine Werwolf-Gestalt ab, worauf ich aufbrüllte. ,,Oh, nein!", meinte Flavius bestürzt, der nun endlich begriffen hatte, ,,Ist sie... ein Werwolf?" Alle Auroren nickten. Ich war froh, dass ich meine Freunde jetzt nicht sehen konnte. Das 'Biest' trat einen Schritt auf Flavius zu. Er stand instinktiv still, was ihn womöglich das Leben gerettet hatte. Nun begann auch Grant, gegen mich anzukämpfen. Vielleicht hätte ich wütend auf ihn sein sollen, doch ich konnte es ihm nicht verübeln. In diesem Moment war ich eine Bedrohung und Grant handelte aus Notwehr. Das Biest brüllte wieder auf und hinterließ einen großen Kratzer auf Grants Gesicht. Als ich davon erfuhr, tat es mir unendlich leid. Ich hatte meinen Freund Grant nicht nur bei der Arbeit im Zaubereiministerium hintergangen, sondern jetzt auch noch verletzt. Blut tropfte von Grants Gesicht, doch er konnte sich von dem Schlag schnell erholen. Jetzt griffen mich alle auf einmal an. Auch Jon und Sally, mit denen ich am wenigsten zu tun hatte. Ich konnte mich gerade so wegducken. Die Flüche, die auf meine Werwolf-Gestalt abgefeuert worden waren, hatten sie wohl verängstigt, denn ich lief davon. Dummerweise folgten mir die Auroren und meine Freunde. Sie hätten mich einfach davon laufen lassen sollen und warten, bis ich mich wieder zurückverwandelte, dann hätte sich weiteres Unheil verhindern lassen.

Der Kampf verlagerte sich in verschiedene andere Abteilungen des Ministeriums. Immer wieder gab es Angriffe und Gegenangriffe, sodass die anderen nun auch verletzt waren. Glücklicherweise nicht ernsthaft. Am meisten Schrammen hatte Adrian abbekommen, was mir wieder zutiefst leidtat. Das hieß allerdings nicht, dass ich von Verletzungen verschont blieb. Mein ganzer Körper war ebenfalls von Kratzern übersät. Allerdings war ich das gewohnt von meinen letzten Verwandlungen. Es war nicht weniger schmerzhaft, wenn niemand dabei war, denn dann verletzte der Werwolf immer mich selber. Ich stieß den Auror Rogers kräftig mit meinen übermäßig großen Fuß, sodass er in einem hohen Bogen gegen eine Wand prallte. ,,Autsch!", meinte Flavius. ,,Mir geht's gut", stöhnte Rogers darauf, um die anderen zu beruhigen, ,,Kann den ganzen Tag so weiter gehen" Darauf erwischte mich ein heftiger Fluch. Ich heulte lange und laut auf. Mein Körper schmerzte. Selbst jetzt, lange, nachdem meine Werwolf-Gestalt getroffen worfen war, taten einige Stellen meines Körpers noch davon weh. Doch immerhin hatte mich der Fluch nicht getötet. Bevor meine Werwolf-Gestalt weiterrannte, griff sie noch einmal Rogers an. Dann rannte ich weiter. Ich bewunderte, wie die anderen mit mir mithalten konnten. Ich hatte mir den Weg nicht gemerkt, doch wir gelangten irgendwie in eine Abteilung des Ministeriums, in der ich noch nie gewesen war. Es war eine große Halle mit einer Reihe von Regalen, die so lang war, dass man das Ende nicht erkennen konnte. Auf den Regalen lagen dutzende Kugeln, mit blauen Dampf in ihnen. Sie sahen schön aus. Das waren Prophezeiungen. Als ich gehört hatte, dass das Ministerium eine Halle voller Prophezeiungen hatte, war ich erstaunt und neugierig. Warum wusste ich davon nichts? Gab es auch eine Prophezeiung über mich? Oder über Professor Lupin? Sirius Black? Es gab so viele, da musste doch eine dabei sein, die mich in irgendeiner Weise betraf! Ich hätte mir am liebsten alle angehört, doch erstens wäre das die private Angelegenheit der einzelnen Zauberern, die die Prophezeiungen betrafen, zweitens konnte ich mir sie sowieso nicht anhören und drittens unter diesen Umständen schon gar nicht. Im Raum war es dunkel, sodass man die Unrisse der Regale nur erahnen konnte. Die einzige Lichtquelle im Raum war das Leuchten der Prophezeiungen. Ich stand mitten im Raum und die anderen konnten mich nicht sehen. Sie kamen langsam zur Ruhe und mussten erst einmal verschnaufen. ,,Wo ist sie hin?", fragte Jon. Niemand antwortete. ,,Ssh!", machte Stark nur und legte den Finger auf die Lippen. Das Team sah sich suchend nach mir um und auf einmal war weit weg ein Klirren, das von mir ausgelöst wurde, zu hören. Ein paar Prophezeiungen gingen zu Bruch. ,,Hinten" Flavius rannte -möglichst leise- los. Die anderen folgten. ,,Da!", sagte Grant und sprang in den Gang, in den er mich vermutete. Nichts war zu sehen. Darauf sprang er in den nächsten Gang. Nichts war zu sehen. ,,Sie ist weg", stellte Grant fest, ,,Wo kann sie nur sein? Das ist jetzt irgendwie ein bisschen gruselig" ,,Jetzt erst?", witzelte Adrian. Ich war froh, dass den beiden noch zum Spaßen zumute war. Erneutes Klirren war zu hören. Dieses Mal am anderen Ende des Ganges. ,,Schnell!", sagte Miranda. Sie kamen schnellen Schrittes zu mir, doch ich war schon wieder verschwunden. Beim dritten Geräusch allerdings hatten sie mich gefunden. Ich stand still da und sah sie an. ,,Keine hektischen Bewegungen!", befahl Pieckock, ,,Ganz ruhig" Das Team kam Schritt für Schritt auf mich zu. Kein Laut war zu hören. Sie hatten mich fast erreicht, als plötzlich jemand gegen eine Prophezeiung stieß. Das Geräusch, als sie auf den Boden fiel, scheuchte mich auf und der ganze Kampf begann noch einmal von neuem. Zaubersprüche wurden hin und her gefeuert, ich zeigte meine Zähne oder heulte laut auf. Ich muss aber wirklich sagen, dass meine Freunde gut durchhielten. Wann verwandelte ich mich denn endlich zurück?! Wir waren schon länger mit Kämpfen beschäftigt. Immer wieder stieß ich gegen Prophezeiungen. Ein Fluch von Flavius erwischte mich so stark, dass ich mit voller Kraft gegen ein Regal gestoßen wurde. Das Regal fiel um, was eine Kettenreaktion auslöste. Reihe um Reihe wurden mit einen äußerst lauten Krachen umgestoßen. In dem Moment konzentrierte sich keiner aus dem Team auf den Kampf, sondern sah nur wie hypnotisiert der Kettenreaktion zu, was der Werwolf als Chance sah. Ich wandt mich um und ging in Höchstgeschwindigkeit auf Sally zu. Sie war durch die umfallenden Regale abgelenkt, sodass ich sie zu Boden stieß. Zu meinem Erschrecken hatte mir Grant erzählt, dass sie nicht wieder aufstand. Sie konnte doch nicht etwa tot sein?! Das könnte ich mir nie verzeihen. Ausgerechnet Sally, die jüngste von uns allen! Aber ich hatte die doch gar nicht soo stark getroffen! Oder? Sally lag reglos auf dem Boden. Was sollte ich machen, wenn sie wirklich tot war? Endlich bemerkten die anderen sie und drehten sich sofort nach ihr um. Sie standen geschockt da und reagieren nicht. ,,Oh, nein, nein, nein!", jammerte Miranda. Auch ich bewegte mich nicht und sah die Menge nur verdutzt an. Schließlich kniete sich Jon zu ihr und fühlte ihren Puls. ,,Alles gut!", stellte er nach einer Sekunde, bei der jeder im Team den Atem angehalten hatte, fest, ,,Ich kann ihren Puls spüren!" Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie erleichtert ich war, als ich davon gehört hatte! Es erfolgte noch ein weiterer Kampf, doch meine Kräfte waren mit der Zeit abgeschwächt und ganz langsam wurde meine Rückverwandlung in die Wege geleitet. Ich war zwar immer noch in der Werwolf-Gestalt, doch ich war nicht mehr so groß und kräftig. Ich konnte mich nicht mehr gut wehren und das Team konnte mich einfach bezwingen. Einerseits war ich froh, dass der Kampf vorbei war, doch andererseits bestand immernoch die Frage, wie es jetzt mit mir weitergehen sollte.
























Das Tagebuch eines Werwolfes | Harry Potter FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt