Michele war in Eile. Er und seine Managerin nahmen den Durchgang zwischen zwei Gebäuden, um dem Blitzlichtgewitter zu entgehen, dass im Hauptgebäude des Bahnhofes auf ihn wartete. Clotilde hatte den kleinen Schleichweg vor einer Weile gefunden und wann immer sie eilig von einem Termin zum anderen hetzten, kürzten sie so die langen Wege durch den riesigen Bahnhof ab. Er genoss die Aufmerksamkeit der Medien und seiner Fans, doch gerade heute stresste es ihn.
Er würde nur wenige Stunden zuhause verbringen, bevor der nächste Termin auf ihn wartete. Mittlerweile schlief er mehr auf Reisen als in einem Bett. Michele musste sich erst an sein neues Leben gewöhnen, an die vielen neuen Fans, den Rummel um seine Person und dennoch die Einsamkeit zwischen seinen Terminen händeln.
Michele ließ seine Hand in die Hosentasche seiner Designer Hose gleiten und holte das Handy hervor, auf dem mittlerweile schon 23 neue Nachrichten aufleuchteten. Genervt steckte er es wieder weg. Er hatte jetzt keine Zeit, jede einzelne von ihnen zu beantworten. Mit großen Schritten lief er um die Ecke, die zum großen Parkplatz führte und wo ihr Fahrer schon auf ihn und Clotilde warten würde, als eine wilde Lockenpracht gegen seinen Brustkorb prallte. Er murmelte ein 'sorry' vor sich hin und ließ die Frau mit dem kleinen Mädchen, dass er fast übersehen hatte, einfach hinter sich.
Plötzlich hörte er eine tiefe weibliche Stimme rufen: "Idiota!"
Er drehte sich um und blickte auf die Person, die zu der Stimme gehörte. Es war der Wuschelkopf von eben und erst jetzt sah er sie wirklich an. Sie war hübsch und ihre Augen blickten ihn herausfordernd an. Sie hatte temperament, dass konnte er anhand ihrer Körpersprache sofort sehen.
"Meinen Sie mich?", fragte Michele und sah sie verwirrt an. Er wusste nicht recht, ob ihn die junge Frau amüsieren sollte oder ob er sie bewunderte. Es gehörte viel Mut dazu, einen Mann wie ihn so anzupöbeln.
Das Wortgefecht ging in die zweite Runde und frech antwortete sie ihm: "Natürlich meinte ich Sie, Oder sehen Sie hier noch andere Idioten?"
Eines musste Michele der hübschen Brünetten mit der wilden Mähnen lassen. Sie hatte wirklich Haare auf den Zähnen und ließ sich nichts gefallen. Das bewunderte er wirklich und irgendwie gefiel sie ihm. Sie sagte noch etwas wegen ihrer Tochter, was er nicht so recht verstand, da ein Zug im Bahnhof einfuhr. Er entschuldigte sich noch und bevor er ein weiteres Wort verlor, wurde er schon von Clotilde unterbrochen, die ihn höflich aber bestimmt daran erinnerte, dass der Fahrer bereits wartete und sie dringend noch etwas zu erledigen hatte.
Er ließ die junge Frau hinter sich und als er sich noch einmal zu ihr umdrehte, war sie bereits verschwunden. Irgendetwas an ihr, hatte ihn verzaubert. Waren es die dunklen Augen? Das wilde Haar? Oder die Art, wie sie mit ihm sprach? Er konnte es nicht so recht in Worte fassen und so versuchte er sich auf das Wesentlich zu konzentrieren und machte sich auf zu dem Wagen, der auf ihn wartete.
Die Fahrt zurück zu seine Wohnung, die im Stadtzentrum von Rom lag, verlief hektisch und gereizt. Irgendwas schien Clotilde zu nerven und sie diskutierte mit der Person am anderen Ende der Telefonleitung. Sie telefonierte ständig.
Michele zog ebenfalls das Handy aus der Tasche und fing an, eine Nachricht nach der anderen abzurufen. Es waren Nachrichten von seiner Ex-Frau, die ihm Fotos ihrer gemeinsamen Söhne geschickt hatte, eine Nachricht kam von seinem Bruder, der ihm berichtete, dass er demnächst in der Stadt sein würde und auch ein paar Freunde hatten sich zu Wort gemeldet. Doch Michele hatte nicht einmal Zeit, alle Nachrichten zu beantworten, bis er schließlich endlich sein Ziel erreicht hatte.
Clotilde ließ ihn aussteigen und murmelte noch etwas von 'Sei morgen früh ausgeschlafen, ich kümmere mich um den Rest' und dann brauste das Auto davon und er stand wieder vor dem Eingang seines eigenen kleinen Reiches. Den kleinen Koffer im Anschlag lief er die Steintreppe hinauf und entriegelte die Tür zu seiner Wohnung. Es wirkte kalt und dunkel und er dachte darüber nach, wie schön es doch wäre, wenn jemand auf ihn warten würde, wenn er von seinen Reisen zurückkehrte.
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Mess me up, Mr. Morrone
FanfictionIn Arianas Leben ist viel passiert. Verlassen vom Kindsvater ihrer 5-jährigen Tochter, verliert die taffe Italienerin, zu allem Überfluss, auch noch ihren Job. Aus Geldnöten kehrt sie schließlich zurück in ihr Elternhaus in Rom und nimmt eine Stelle...