4.

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Die Sonne über Rom brannte hinunter auf die engen Straßen und den endlosen Verkehr, der sich durch sie hindurch schlängelte. Irgendwo zwischen den vielen Autos, stand auch ein Bus vor einer roten Ampel und wartete darauf, im Schneckentempo weiterfahren zu dürfen.

Ariana hatte es bereits geahnt. Obwohl sie extra früh das Haus verlassen hatte, würde sie vermutlich trotzdem zu spät zu ihrem Bewerbungsgespräch kommen. Kurz überlegte sie, ob sie den Bus an der nächsten Haltestelle verlassen und den restlichen Weg zu Fuß gehen sollte. Doch die angenehme Kühle des klimatisierten Busses hielt sie schließlich davon ab.

Irgendwann erreichte sie die Haltestelle, die ganz in der Nähe des Apartmenthauses lag und lief schnellen Schrittes durch die Gassen. Vor einem schicken Wohnhaus blieb sie schließlich stehen und überprüfte die Hausnummer. Hier war sie richtig und zum Glück sogar pünktlich. Leider stand kein Name auf dem Zettel und so überlegte sie kurz, ob sie einfach alle Klingeln ausprobieren sollte, um nicht zu spät zu kommen?

Da hörte sie die hohe krächzende Stimme ihrer Großcousine Sabina, die sich ihr näherte, wie ein Raubtier seiner Beute. Kurz verdrehte Ariana die Augen und setzte dann ihr höflich, freundliches Gesicht auf. Mit Schwung drehte sie sich zu ihrer Cousine hin, die so ganz anders aussah, als sie es in Erinnerung hatte. Ihre Wasserstoffblonden Haare, waren einem aufdringlichen Rot gewichen und auf den Hüften hatte sie ein paar extra Kilos gelagert. Dennoch ließ es sich die aufgedrehte Mittfünfzigerin nicht nehmen, in einem viel zu knappen Kostüm mit tiefem Ausschnitt aufzutreten. Stürmisch riss sie Ariana an sich und tauschte die höflichen Küsschen auf den Wangen aus.

"Ariana, mein Kind, du wirst von Mal zu Mal schöner! Wie machst du das nur?", trällerte Sabina vor sich hin und begutachtete Ariana von Kopf bis Fuß.

Ariana wusste nicht so recht, was sie antworten sollte und so schwieg sie einfach mit einem gespielten Lächeln auf den Lippen. Sabina hingegen zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und öffnete die Tür zu dem schönen Haus, dass sich in einer Nebenstraße irgendwo inmitten Roms befand. Auf dem Weg nach oben, erzählte Sabina von ihren drei Söhnen und wie sehr diese sich freuen würden, wieder einmal von Ariana zu hören. Doch Ariana war in Gedanken ganz woanders.

Schließlich blieben die beiden im 2. Stock des Wohnhauses stehen und Sabina machte sich am Schloss einer schweren Mahagonitür zu schaffen. Das Haus wirkte frisch renoviert und hatte dennoch diesen gewissen Charme alter Gebäude beibehalten. Es gefiel Ariana außerordentlich gut und auch wenn ihre Eltern doch recht wohlhabend waren, wäre dies auch für deren Geldbeutel etwas zu viel des Guten.

Als Sabina die Tür zum Apartment öffnete, wirkte dies eigentlich ganz normal. Kein übermäßiger Luxus, wie das Haus erst von außen vermuten ließ. Auch war es relativ ordentlich, bis auf ein paar wenige Kleidungsstücke, die über dem Stuhl hingen oder einen Teller in der Spüle. Es wäre ein Kinderspiel, hier als Haushälterin zu arbeiten.

"Also, der Hausherr ist viel auf Reisen. Somit hast du hier zumeist freie Hand. Es wird von dir erwartet, dass du neben dem täglichen Haushalt, auch die Wäsche übernimmst, einkaufen gehst oder aber auch das eine oder andere Essen zubereitest."

"Habe ich feste Arbeitszeiten?", unterbrach Ariana ihre Großcousine.

"Solang der Hausherr nicht da ist, kannst du kommen und gehen, wann du willst. Du solltest aber wöchentlich 30 Stunden hier verbringen und den Job ordentlich erledigst. Dann kann eigentlich gar nichts schief gehen", lächelte ihr Sabina zu und verwies dann noch einmal mit dem Finger zur Haustür, "Bedenke aber, dass das Haus und der Eingangsbereich Videoüberwacht ist. Wenn du also denkst, du kannst nur mal eben reingucken oder von der Arbeit fernbleiben, hast du dich getäuscht."

Mess me up, Mr. MorroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt