15.

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Der Film rückte immer mehr in den Hintergrund und die Küsse wurden mit jeder Sekunde leidenschaftlicher. Micheles Finger glitten über Arianas nackten Rücken und zauberten ihr eine Gänsehaut auf die Arme.

Doch während die beiden immer heißer zur Sache gingen, wurden auch die Szenen im Film immer weniger jugendfrei und Arianas Blick fiel auf den Bildschirm, wo sie mit unergründlichem Blick die mehr als anzügliche Szene betrachtete. Das Herzklopfen in Micheles Brust wurde aufgeregter und wilder. Würde ihr der Film gefallen?

Arianas Augen schwebten hinab auf ihn und sie flüsterte: „Ist das ein Sexfilm?"

Michele war sich nicht sicher, was er sagen sollte, deshalb schüttelte er wild den Kopf: „Das ist ein erotischer Liebesfilm."

Augenblicklich schob Ariana ihren Körper von dem Schauspieler hinunter und wickelte sich in eine Decke ein. Er wollte sie an sich ziehen, doch sie ließ es nicht zu. Argwöhnisch betrachtete sie die Szenen des Films und Michele befürchtete Schlimmstes, als sich der Film der ersten Sexszene näherte.

Stumm, aber mit großen Augen betrachtete Ariana das heiße Treiben auf dem Bildschirm, stand dann wortlos auf und ging zum Gästezimmer. Michele stand ebenfalls auf und lief ihr nach: „Warte Ariana. Wo willst du hin?"

„Ich muss nachdenken. Das ...", sie zeigte mit dem Finger auf den Bildschirm, wo sich die Hauptprotagonisten des Films noch immer liebten, „... ist ein Porno!"

„Nein, ist es nicht. Zu einer guten Liebesgeschichte gehört auch Sex. Aber das hat doch nichts mit ..." Weiter kam Michele nicht, denn Ariana blickte ihn schockiert an.

„Weißt du, was passiert, wenn mein Vater herausfindet, dass ich bei einem Pornodarsteller lebe?"

„Ich bin doch kein Pornodarsteller. Ariana, warte!" Michele stellte sich Ariana in den Weg: „Was kümmert es dich, was dein Vater denkt? Er hat dich vor die Tür gesetzt und versucht, dir deine Tochter wegzunehmen."

„Dennoch ist er mein Vater und er wird versuchen, das Sorgerecht für Alessandra zu erwirken. Weißt du, wie gut meine Chancen stehen, wenn wir auf einen konservativen Richter treffen, der dich erkennt?"

„Ein konservativer Richter würde so einen Film nicht anschauen", versuchte Michele zu scherzen, was vollkommen nach hinten losging.

„Siehst du? Du gibst es selber zu. Das ist ein schmutziger kleiner Sexfilm!"

Ariana schob sich an Michele vorbei und lief zum Gästezimmer. Erst als sie die Tür hinter sich schloss, sackte sie weinend auf dem Boden nieder. Warum musste das Leben so unfair sein? Da traf sie auf einen Mann, denn sie wirklich mochte, mit dem sie sich sogar mehr vorstellen konnte, und dann dreht er solche Filme.

Sie presste sich die Decke vor den Mund, um nicht laut aufzuschluchzen. Währenddessen stand Michele vor der Tür, presste seine Stirn gegen das kalte Holz und flehte Ariana an, die Tür zu öffnen. Er hatte bereits geahnt, dass sie sehr konservativ erzogen worden war, so wie ihr Vater reagiert hatte. Doch er hatte gehofft, dass sie anders mit der Situation umgehen würde. Hatte er alles zwischen ihnen zerstört?

Als Michele am nächsten Morgen, nach einer schlaflosen Nacht aufstand, standen Ariana und Alessandra bereits in der Küche und bereiteten sich auf die anstehende Wohnungsbesichtigung vor. Ariana wirkte, als wäre der letzte Abend nie passiert und wühlte gedankenverloren in ihrer Handtasche.

„Wann müsst ihr los?", fragte Michele und riss Ariana damit aus ihren Gedanken.

„In einer halben Stunde", antwortete sie und sah durch ihn hindurch.

„Ich spring kurz unter die Dusche und fahr euch." Michele drehte sich um und erwartete schon Proteste, doch es kam nichts.

Eilig wusch er sich die negativen Gedanken ab und zog sich an. Vielleicht konnte er ein paar Bonuspunkte bei ihr sammeln, wenn er sich heute um Alessandra kümmerte und Ariana zeigte, dass er ein vollkommen anderer Mann war, als der Protagonist des Filmes.

Als die drei im Auto saßen und Ariana ihm die Adresse zur Wohnung gab, zog dieser die Augenbrauen nach oben. Er kannte die Gegend und sie war keinesfalls besser als die Schule, die sie am Tag zuvor besucht hatten. Wollte er wirklich, dass sie in so einer Gegend lebte?

Und tatsächlich, als er vor dem Haus parkte und die heruntergekommene Fassade sah, die Menschen, die die Straße entlang liefen und die Trübsal, die man hier regelrecht spüren konnte, wusste er, was er zu tun hatte. Doch er würde nicht Ariana überzeugen, es sich anders zu überlegen, sondern den Vermieter, dass die Wohnung nichts für sie war.

Der Vermieter, ein Gigolo mit halb geöffnetem Hemd und viel zu engen Hosen, führte die Drei kaugummikauend in die kleine schäbige Bruchbude und präsentierte mit Stolz sein Eigen. Ariana schien nicht wirklich hohe Ansprüche zu haben, wenn es um eine Bleibe ging, doch Michele stellte dem Vermieter allerlei Fragen und denunzierte die Wohnung mit jedem Satz, was dem Vermieter nicht wirklich zu gefallen schien.

Ariana warf Michele einen bösen Blick zu und als selbst der Vermieter in Frage stellte, ob das Interesse den wirklich gegeben war, wusste Michele, dass er auf dem richtigen Weg war. Letztendlich passte er den Vermieter alleine ab und steckte ihm 50 EUR zu: „Das ist für Sie, wenn Sie morgen anrufen und ihr absagen", flüsterte er ihm zu.

Der Vermieter grinste böse, nickte und brach dann eilig die Besichtigung ab, mit dem Versprechen, sich zeitnah zu melden. Ariana schien keinesfalls überrascht zu sein und ohne ein Murren, lief sie zum Wagen und wartete, bis Michele den Motor startete.

„Du hattest deine Finger im Spiel, oder?", fragte sie äußerst ruhig und gefasst.

„Was meinst du?" Michele wusste genau, was sie meinte, dennoch wollte er keinesfalls zugeben, dass er daran schuld war, dass der Vermieter die Besichtigung so vorschnell abgebrochen hatte.

„Wir werden die Wohnung nicht bekommen, oder? Was hast du dem Vermieter gesagt?" Ariana starrte Michele an und er fühlte sich sofort überführt.

„Hör zu, Ariana, das ist keine Gegend, wo du ein Kind großziehen solltest." Michele wollte gerade ausholen und über Wohnungen in anderen Gegenden sprechen, als ihn Ariana ins Wort fiel.

„Keine Gegend, um ein Kind zu erziehen? Keine Schule für ein Kind wie Alessandra? Du klingst wie mein Vater, weißt du das? Ich bin eine Single-Mutter mit einem niedrigen Einkommen. Ich kann nicht einfach in einer guten Gegend mit super Schulen leben. Das kann ich mir nicht leisten, aber das kann weder mein Vater der gut betuchte Unternehmer verstehen, noch ein Schauspieler der ..." Ariana hielt inne und schielte auf die Rücksitzbank, auf der Alessandra saß, „... der Filme dieser Art dreht!"

„Ich hab dir angeboten zu bleiben. Ich hab dir meine Hilfe angeboten, aber du bist so stur und nimmst sie nicht an." Michele wollte nicht mit Ariana streiten. Schon gar nicht, wenn ihre Tochter davon Wind bekam. Er startete den Motor und fuhr los.

Den Rest des Tages, ging Ariana ihm aus dem Weg. Jedes Mal, wenn er versuchte, mit ihr ins Gespräch zu kommen, drehte sie sich um und lief aus dem Zimmer. Irgendwann hielt er es nicht mehr aus. Als Alessandra längst im Bett lag, zog er Ariana in sein Schlafzimmer und schloss die Tür hinter ihnen.

„Wirst du jetzt endlich mit mir reden, Ariana?", beschwor er sie.

„Was willst du, dass ich dir sage? Dass ich es nicht gutheiße, dass du versuchst, dich in mein Leben einzumischen? Dass du bestimmen willst, wo und wie ich lebe? Das hat mein Vater schon versucht und du weißt, wie es geendet hat."

„Ich will doch nicht bestimmen, wie du zu leben hast. Ich will dir nur helfen und das Beste für dich und Alessandra?" Flehend sah Michele Ariana an und strich ihr die Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatt.

Sehnsüchtig blickte Ariana ihn an. Sie wollte ihn genauso, wie er sie wollte. Und dennoch stand etwas zwischen ihnen, dass es ihnen schwer machte, sich ihr Zuneigung einzugestehen.

 Und dennoch stand etwas zwischen ihnen, dass es ihnen schwer machte, sich ihr Zuneigung einzugestehen

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