Michele hielt die weinende Ariana noch eine Weile im Arm und genoss die Nähe zu ihr. Irgendetwas an ihr zog ihn an, wie das Licht die Motte. Er konnte sich diese Gefühle nicht recht erklären, doch er hatte sie schon bei ihrem ersten Treffen am Bahnhof gespürt.
Vorsichtig zog Michele seine, nun heimatlose Haushälterin zum Wagen und setzte sie auf den Beifahrersitz. Ariana ließ es einfach geschehen, hatte sie ja doch keine Wahl, wenn sie nicht auf der Straße schlafen wollte.
Michele setzte sich auf den Fahrersitz seines Wagens und fuhr los: „Sie können in meinem Gästezimmer übernachten, wenn Sie wollen."
„Ich möchte Ihnen nicht zur Last fallen, Signore Morrone", schluchzte Ariana und vergrub abermals ihr Gesicht in ihre Hände.
„Sie sind mir keine Last, Ariana." Michele sah hinüber zu der schönen Italienerin und ihre Blicke trafen sich. Trotz der Dunkelheit, wurde ihr Gesicht von den gelblichen Straßenlaternen erhellt und ihr Blick wirkte dunkel und unergründlich. Sie war schön, aber anders als all die Frauen, die er bisher kennengelernt hatte. Ihre dunklen Locken, umrundeten ihr rundes Gesicht mit dem niedlichen Stupsnäschen und ihre Lippen wirkten eher schmal, was aber perfekt zum Rest ihres Gesichts passte. Erst jetzt entdeckte Michele die wenigen Sommersprossen auf ihrem Nasenrücken, die er vorher gar nicht so recht bemerkt hatte.
„Passen Sie auf!", schrie Ariana plötzlich auf und Michele blickte erschrocken auf die Straße. Er war von seiner Straßenseite abgekommen und beinahe mit einem entgegenkommenden Auto zusammengeprallt. Gerade noch rechtzeitig, hatte er das Lenkrad zurückgerissen und eine Kollision verhindert.
Er sollte sich wirklich auf die Straße konzentrieren, doch diese Frau raubte ihm den Verstand: „Tut mir leid", nuschelte er und war froh, als er endlich die kleine Seitenstraße erreichte, die zu seiner Wohnung führte. Michele parkte seinen Wagen im Innenhof und bevor er aus dem Wagen stieg, blickte er noch einmal zu Ariana.
Kurz überlegte er, ob es angemessen war, sie zu küssen, denn er war kaum mehr in der Lage, ihr zu widerstehen. Doch kurz bevor er sich zu ihr beugen konnte, stieg sie aus dem Wagen. Sie hatte diese Anziehung scheinbar nicht gespürt und enttäuscht, öffnete Michele die Autotür und folgte seiner Begierde.
Als sie wieder die Treppe hinauf in seine Wohnung empor stiegen, begann Ariana abermals zu weinen. Sie wusste weder ein noch aus. Ihr Vater war ein Mann mit Prinzipien und sie wusste, dass es schwer werden würde, ihn davon zu überzeugen, dass diese Nacht nur ein Ausrutscher war. Vielleicht hatte er auch einfach recht gehabt. Vielleicht war sie nicht fähig, ein anständiges Leben zu führen und ihrem Kind eine gute Mutter zu sein.
Sie fühlte sich wie ein Versager und erst, als sie auf dem Sofa platz nahm, versiegten ihre Tränen und die angestaute Wut brach mit einem Mal aus ihr heraus: „Ich werde die Polizei rufen! Dieses Arschloch wird schon noch sehen, was er davon hat, mir meine Tochter wegzunehmen:"
„Ariana, warum schlafen Sie nicht erst einmal und morgen fahren wir noch einmal hin und reden mit Ihrem Vater. Wir werden ihn schon zur Vernunft bringen." Michele setzte sich zu ihr und als ihr Blick den seinen traf, wich er erschrocken zurück.
„Sie sind doch erst schuld an der ganzen Misere!", keifte ihn Ariana an.
„Wieso bin ich schuld?" Michele starrte die heißblütige Italienerin verständnislos an.
„Na Sie haben mir doch ein Glas Wein nach dem anderen eingeschenkt. Ich wollte von Anfang an nichts trinken." Ariana sprang auf und fuchtelte wie wild mit den Händen vor Micheles Gesicht herum.
Diesen hielt nichts mehr auf seinem Platz und er stand ebenfalls auf um sich vor Ariana aufzubauen: „Sie schienen mir nicht abgeneigt zu sein."
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Mess me up, Mr. Morrone
FanfictionIn Arianas Leben ist viel passiert. Verlassen vom Kindsvater ihrer 5-jährigen Tochter, verliert die taffe Italienerin, zu allem Überfluss, auch noch ihren Job. Aus Geldnöten kehrt sie schließlich zurück in ihr Elternhaus in Rom und nimmt eine Stelle...