11.

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Nur 20 Minuten später, erreichten Michele und Ariana die Schule am Stadtrand von Rom. Eine Frau, etwa Mitte dreißig, im schicken Kostüm und perfektem Make-up stand wartend am Tor und blickte ungeduldig auf ihre Armbanduhr. Als sie jedoch den Wagen von Michele Morrone erblickte, fing sie an zu strahlen.

Michele stieg aus dem Wagen und ließ es sich nicht nehmen, Ariana die Beifahrertür zu öffnen. Vollkommen eingeschüchtert, stand Ariana vor dem Auto und blickte zur Schule hin. Sie war nervös und ihr Herz pochte so laut, dass sie das Gefühl hatte, ihr Brustkorb würde zerbersten. Was, wenn ihr Vater dafür gesorgt hätte, dass sie Alessandra nicht bekommt? Zuzutrauen wäre es ihm allemal.

Die Anwältin Signora Ferrara zog aufgeregt die Mundwinkel nach oben, als sie ihren Mandanten erspähte und Ariana konnte sofort erkennen, wie sehr diese ihn anhimmelte. Man konnte es ihr nicht übel nehmen, wenn man Michele so betrachtete. Er war ein wirklich gut aussehender Mann, der mit seinem Lächeln und den braunen Augen jede Frau in den Bann zog.

„Signore Morrone, ich freue mich, Sie endlich persönlich kennenzulernen." Strahlend kam sie auf ihn zu und ignorierte Ariana vollkommen. Diese wunderte sich abermals, woher die Anwältin ihren Mandanten überhaupt kannte, wenn die beiden sich scheinbar noch nie zuvor gesehen hatten.

„Signora Ferrara, es freut mich ebenfalls. Darf ich Ihnen Ariana Bianchi vorstellen?" Michele schob Ariana vor sich her und erst jetzt warf ihr die Anwältin einen missbilligenden Blick zu.

Kurz schüttelten sich alle die Hände, bis Michele anfing zu erzählen, weshalb er rechtlichen Beistand benötigte: „Signora Ferrara, der Vater von Signorina Bianchi hält, ohne Sorgerecht, ihre Tochter von ihrer eigenen Mutter fern. Wir müssen das Mädchen also hier rausholen. Gibt es etwas, dass Sie tun können, damit man ihr das Sorgerecht nicht nimmt?"

„Wo ist denn der Vater des Kindes?", fragte die Anwältin und musterte Ariana von oben bis unten, abfällig.

„Der Vater hat kein Interesse an dem Verbleib des Kindes. Ich habe das alleinige Sorgerecht und so soll es auch bleiben." Ariana schlug einen scharfen Ton an, um der Anwältin klar und deutlich zu verstehen, zu geben, dass es schlichtweg nichts anginge, welchen Part der Vater in dieser Situation spielte.

„Holen wir erst einmal das Mädchen da raus, dann schauen wir uns die Fakten an und ich kann Ihnen sagen, was wir tun können. Hat ihr Vater schon rechtliche Schritte unternommen?"

„Ich weiß es nicht. Er hat erst gestern damit gedroht und ich weiß nicht, wie schnell so ein Verfahren dauert." Ariana war zum Heulen zumute aber die Tatsache, dass sie diese Situation nicht allein durchstehen musste, beruhigte sie ungemein.

Ariana klingelte am Tor und wurde von der Sekretärin der Schule in Empfang genommen. Man führte die Drei in das Büro der Rektorin, die sich, zu Arianas Schreck, um eine gute Bekannte ihrer Eltern herausstellte. Mehr Pech konnte man sicherlich nicht haben.

„Hallo Ariana. Wie geht es dir?", belächelte sie Maria De Luca, die sie nur zu gut kannte.

„Hallo Maria. Mir geht es gut. Ich möchte meine Tochter abholen", sagte Ariana zu Maria hingewandt.

„Das geht nicht", antwortete diese kalt.

„Warum nicht?"

„Deine Tochter hat eine Schulpflicht und solang sie nicht krank ist oder einen wichtigen Termin hat, der sich nicht auf Nachmittag verschieben lässt, hat sie in der Schule zu sein." Lächelnd lehnte sich Maria in ihrem Bürostuhl zurück und blickte die Drei an.

Ohne Vorwarnung schaltete sich die Anwältin ein und räusperte sich wichtig: „Das Mädchen wurde von ihrem eigenen Großvater festgehalten und trotz des Sorgerechts, dass bei der Mutter liegt, von dieser ferngehalten. Wir leiten deshalb ein Strafverfahren gegen den Großvater ein, da wir um das Wohlergehen des Kindes besorgt sind. Des Weiteren wollen wir sie von dieser Schule abmelden.

Erschrocken blickte Ariana die Anwältin an. Sie wollte nie ein Strafverfahren gegen ihren Vater führen. Der Blick von Maria De Luca verfinsterte sich und Ariana wusste sofort, dass sie das Unheil nicht mehr abwenden konnte. Selbst wenn sie keine Strafanzeige stellen würde, würde Maria sofort zu ihrem Vater rennen und ihm davon erzählen.

„Ich will einfach nur meine Tochter wieder haben", schaltete sich Ariana ein, doch die Anwältin reagierte gar nicht erst darauf.

„Wir bitten sie also, das Kind herauszugeben, ansonsten sehen wir uns gezwungen, die Polizei zur Hilfe zu holen." Ein hinterlistiges Lächeln erschien auf dem Gesicht von Signora Ferrara und Ariana wurde immer mulmiger zumute.

Ohne ein weiteres Wort stand Maria De Luca auf und lief zur Tür. Dann verschwand sie. Ariana blickte unterdessen zur Anwältin hin, die ihr Handy in der Hand hielt und darauf herumtippte: „Strafverfahren? Ich will doch kein Strafverfahren gegen meinen eigenen Vater führen. Ich will einfach nur mein Kind wieder haben!"

„Wenn Sie Ihr Kind auf lange Sicht wieder haben wollen, sollten sie eine Strafanzeige schalten, bevor es ihr Vater tut. Wenn er versucht, dass Sorgerecht zu erwirkten, dann haben sie einen Fall und dann ist es besser, schon vorab vorgesorgt zu haben." Signora Ferrara sah sie missbilligend an und fügte dann hinzu: „Wie sieht es mit Ihrem Umfeld aus? Haben sie eine Wohnung und einen Job? Haben Sie genug Geld, um für das Kind zu sorgen? Wie steht es um die Wohnsituation Ihres Vaters?"

Ariana senkte den Kopf, denn die Anwältin hatte recht. Man würde ihrem Vater sofort das Sorgerecht zusprechen. Sie hatte ja weder Wohnung noch Geld. Selbst an ihrem Job zweifelte sie mittlerweile, schlief sie schließlich mit ihrem Boss.

„Ich werde mich um eine Wohnung und einen Job kümmern."

„Du arbeitest doch für mich und kannst auch gern bei mir wohnen, bis du etwas anderes gefunden hast", warf Michele sofort ein, was der Anwältin persönlich zu missfallen schien.

„Ich kann nicht mehr für dich arbeiten, nachdem ... nachdem wir ... du weißt schon was", flüsterte Ariana peinlich berührt ihrem Liebhaber zu, „Außerdem bin ich nicht bereit mit dir zusammenzuziehen, nachdem wir gerade mal eine Nacht miteinander verbracht haben."

„Warum denn nicht? Es wäre ja nur fürs Erste, bis du etwas anderes gefunden hast." Michele schien das Ganze recht locker zu sehen, doch Ariana hatte ihre Prinzipien und sich geschworen, nie wieder einem Mann so einfach zu vertrauen.

„Ich möchte das nicht!", gab Ariana scharf zur Antwort.

Michele blieb keine Zeit darauf zu reagieren, denn die Tür ging auf und das kleine Mädchen, das er schon einmal am Bahnhof gesehen hatte, kam zur Tür hereingestürmt, um seine Mutter zu umarmen.

Mutter und Tochter fielen sich in die Armen und vergossen Freudentränen, während Maria De Luca zu ihrem Schreibtisch lief und finster verkündete: „Ich bitte Sie nun alle, meine Schule zu verlassen."

Nichts lieber, tat Ariana und so stand sie auf, warf Maria einen abfälligen Blick zu und verließ das Büro. Sie wollte nur noch hier raus und weg von all dem Drama, dass ihr Leben bestimmte.

 Sie wollte nur noch hier raus und weg von all dem Drama, dass ihr Leben bestimmte

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