Chapter 5

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J A R E D
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„Ist Coach C schon da?", frage ich die Jungs und betrete als einer der Ersten unsere Umkleidekabine .

„Ja, ich habe seinen Wagen schon vor dem Eingang parken sehen", antwortet einer der Jungs. Zwei Stunden Training liegen vor uns und ich kann mir das heutige Programm nur allzu gut ausmalen. Man könnte es mit Folter vergleichen, denn so kurz nach den Ferien und noch dazu nach einem Wochenende nahm Coach seine Schützlinge besonders hart dran. Die wichtigsten Spiele der Saison stehen jetzt vor uns, die anfänglichen Runden, und wenn Coach C eins hasst, dann ist es verlieren.

Ich ziehe mir mein Shirt über und binde mir meine neuen Fußballschuhe zu, auf die ich lange sparen musste und nun sehr stolz bin.

„Jungs? Wem gehört diese Tasche?", unterbricht Anthony das laute Geplapper der anderen und starrt wie hypnotisiert auf eine Umhängetasche, die in der Ecke liegt.

„Bestimmt hat Coach einen Ersatz für Pete gefunden. Zum Glück ist der gegangen, er war sowieso grottenschlecht", sagt Mason. Ich grinse und stimme ihm zu. Auch, wenn wir ein gutes Team bilden, gibt es immer ein paar Idioten, die aus der Reihe tanzen und das Spielen nicht wirklich beherrschen.

Ich mustere nochmal kurz die Tasche, zucke aber schließlich mit den Schultern und widme mich was anderem.

„Na los Jungs, ab in die Hölle!", ruft Mason und wir laufen alle zusammen lachend aus der Umkleide ins Freie.

Coach C steht mit dem Rücken zu uns gewandt auf der Tribüne und scheint uns nicht zu bemerken, da er mit jemandem redet, der ebenfalls auf der Tribüne sitzt. Zwar wird die Person von Cliff verdeckt, aber dennoch bekomme ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend.

Ich beobachte die Gestiken, die sichtbar sind und auch die anderen Jungs fangen an zu murmeln.

Das mulmige Gefühl in mir drin wird immer stärker und so langsam verwandelt es sich in eine Vorahnung.

„Nein, oder?", entfährt es Mason verblüfft und er starrt auf die Tribüne. Und dann sehe ich es auch.

Der neue Spieler ist leider niemand anderes als diese nervige Neue namens Charlie West.

„Jungs, alle Mann herkommen!", ruft Coach uns zu der Tribüne. Charlie steht auf und stellt sich neben den Coach. Sie trägt jetzt eine kurze Sporthose und ein Shirt und kommt mir plötzlich überhaupt nicht mehr so pummelig vor wie in ihren lockeren Klamotten.

Leises Gemurmel bricht unter den Jungs aus und solche Sprüche wie 'Geil, ein Weib im Team' oder auch 'Scheiße, die versaut alles' fallen. Ich grinse in die Runde und versuche dann, wieder ernst zu gucken. Auch Charlie sieht sich das Team gründlich an und kann sich ein siegessicheres Grinsen nicht verkneifen. Sie kann mich innerhalb von Sekunden zur Weißglut bringen, das ist klar.

„Also, das ist Charlie West und sie hat sich bei mir gemeldet, da ihr noch ein Wahlfach fehlt. Ich werde sie heute mal ein wenig beobachten und wenn sie gut ist, kommt sie ins Team, da uns Leute fehlen und ich dringend welche brauche. Ich will, dass ihr euch alle normal benehmt und euch auf das Training konzentriert, keiner lässt seinen hormongesteuerten Vollidiote raushängen, kapiert?"

„Als ob. Bei der doch nicht", zische ich Mason zu, der mich von der Seite mustert. „Sie hat auf jeden Fall eine tolle Figur", meint er. Ich rümpfe die Nase. „Ich habe schon bessere gesehen", murmele ich zerknirscht, da mir mein bester Freund anscheinend in den Rücken fallen will.

Coach erklärt uns noch einige Dinge und redet über die kommenden Trainingswochen, bis er nach geschätzten fünf Minuten anpfeift und uns auf das Feld schickt.

Charlie wirkt etwas verloren unter uns, was ihr meiner Meinung nach völlig gerecht geschieht. Sie ist sehr klein und wirkt neben uns Jungs wie ein Zwerg, der völlig Fehl am Platz ist.

Cliff verdonnert uns zu Konditionstraining und vor uns liegen nun zwanzig Runden Joggen um das Spielfeld herum. Mason und ich setzen uns langsam in Bewegung.

Ich beobachte aus dem Augenwinkel, wie Anthony neben Charlie läuft und sich angeregt mit ihr unterhält.

„Hormongesteuerter Idiot", meine ich leise und Mason grinst mich an.

Nach der geschätzten fünfzehnten Runde werden alle ein wenig langsamer und auch meine Kraft lässt langsam nach. Nur die angebliche Miss Perfekt rennt immer noch munter in ihrem Anfangstempo weiter. Ich versuche mich gerade auf meine Atmung zu konzentrieren, als sie auf einmal neben mir auftaucht und mich frech von der Seite angrinst.

„Machst du etwa schon schlapp? Ach komm schon, Parker, ich dachte echt, du hättest mehr drauf", sagt sie provokant und läuft dann weiter, ohne auch nur eine Spur von Anstrengung zu zeigen. Kleine Hexe.

„Ich habe das Gefühl, dass wir uns in ihr geirrt haben. Vielleicht ist sie wirklich eine gute Spielerin", meint Mason nachdenklich neben mir und ich schnaube wütend auf.

Nach der letzten Runde ist auch Charlie endlich kaputt und wir lassen uns alle nach dem Pfiff müde ins Grad fallen. „Na na, wir wollen doch nicht schlapp machen. Los, zwei Teams bilden. Ihr spielt gegeneinander", ordnet der Coach an und pfeift laut mit seiner komischen und nervtötenden Trillerpfeife.

„Parker, Black. Ihr wählt die Teams."

Mason und ich springen schnell auf und ich sehe mich in der Reihe um. „Ich will die Kleine", sagt Mason und zeigt auf Charlie.

„Ja, die will ich auch", meint Anthony grinsend und Gelächter bricht aus. Unsicher steht Charlie auf. Ich sehe Mason augenrollend an und fühle mich leicht verraten.

Ich rufe kurzerhand die Besten aus unserem Team auf, während Mason sich mit den Durchschnittsspielern zufrieden geben muss und am Ende sind wir sieben gegen sieben, da ein Auswechselspieler fehlt.

Wir stellen uns auf und ich stürme sofort auf das Feld, um mir meinen Platz als Mittelfeldspieler sofort unter den Nagel reißen zu können.

Mason teilt Charlie als Innenverteidiger ein, was sehr positive Auswirkungen für mich hat. Der Trainer pfeift an und der Ball landet direkt vor meinen Füßen. Ich laufe sofort auf das gegnerische Tor zu, ein paar Andere versuchen mir den Ball abzunehmen, aber ich tribbele sie geschickt aus.

Nach ein paar Minuten habe ich das erste Tor geschossen und laufe jubelnd über den Platz. Charlies leicht säuerlicher Gesichtsausdruck ist  pure Befriedigung für mich.

Wir stellen uns wieder auf dem Platz auf und ich sehe, wie Mason auf Charlie zu rennt und ihr etwas ins Ohr flüstert. Verwirrt sehe ich die beiden an. Charlie scheint mit dem, was Mason gesagt hat, einverstanden zu sein, nickt und läuft mir dann schließlich entgegen.

Langsam kommt sie vor mir zum stehen und fängt an zu grinsen.

„Was willst du?", frage ich genervt und versuche mich nebenbei auf den Pfiff des Trainers zu konzentrieren.

„Mittelfeldspielerin. Vorsicht, Ball", meint sie. Erst viel zu spät verarbeitet mein Gehirn ihre Worte und ich beobachte sie dabei, wie sie mit dem Ball Richtung unser Tor stürmt.

Sie spielt alle geschickt aus und nähert sich dabei immer schneller unserem Tor. Ich erwache ruckartig aus meiner Starre und sprinte los.

Bester FeindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt