Chapter 10

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C H A R L I E
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Ich schreibe gerade Liz, die heute in der Schule ihre Nummer rausgerückt hat, und verabrede mich mit ihr für morgen Abend, um uns gemeinsam fertig zu machen, als mich plötzlich ein 'Hey Charlie' aus meinen Gedanken reißt und mich zusammenzucken lässt. Verdammt, und ich habe tatsächlich angenommen, ich wäre allein. Wieso habe ich mich nicht einfach daheim umgezogen, wie das letzte Mal auch?

Verwirrt schaue ich mich um und suche nach der zu der Stimme dazugehörigen Person, als mein Blick den eines grinsenden Jareds, der lässig an einer der Bänke lehnt, trifft. Zuerst möchte ich einen Spruch loslassen, bis mir wieder einfällt, dass ich immer noch in Unterwäsche herum stand, da mich Liz vom Umziehen abgehalten hatte.

„Oh Gott, geh raus!", rufe ich erschrocken und schnappe mir das erstbeste, in dem Falle meine Sporthose, um mich damit wenigstens ein bisschen von seinem unerwünschten Blick schützen zu können. Jared, der meine Aufforderung dreist ignoriert, kommt näher und bleibt schließlich vor mir stehen.

Um noch eins draufzusetzen, mustert er mich einmal komplett mit einem spöttischen Grinsen.

Ausgerechnet heute habe ich mir, spontan und völlig in Hektik, die älteste, noch dazu pinke Unterwäsche, die mein Schrank hergeben kann, angezogen. Neben dem Fakt, dass sie pink ist, ist sie mir auch noch viel zu klein.

Ich räuspere mich und unterdrücke den Drang, ihm eine reinzuhauen. Durch das Räuspern wird seine Aufmerksamkeit wieder auf mein Gesicht gelenkt.

Unsere Blicke treffen sich und noch immer ist sein Mund zu einem spöttischen Grinsen verzogen.

„Wenn du nicht sofort abhaust, kastriere ich dich", teile ich ihm feierlich mit und deute dann energisch auf die Tür, während ich mit meiner anderen Hand die Hose vor meiner Brust festhalte.

Er lacht leise auf. „Wieso sollte ich denn gehen? Ich muss mich noch umziehen, wie du siehst", meint er und ich ziehe die Augenbrauen zusammen.

„Du sollst gehen, weil ich nicht vor dir halbnackt herumstehen will. Zieh dich woanders um. Ich meine es ernst, sonst darfst du gleich meine Faust küssen", drohe ich ihm, obwohl ich es natürlich nicht ernst meine.

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass du jemals eine Chance gegen mich hättest, also spar dir die Energie. Außerdem hast du nichts, was ich nicht noch nicht gesehen habe. Du tust ja so, als wärst du die einzige auf diesem Planeten mit kleinen Brüsten in einem rosanen BH", sagt er und zwinkert mir dabei zu.

Dann läuft er an mir vorbei zu seinen Klamotten und dreht mir den Rücken zu. Ich schließe die Augen und atme tief ein und aus, um wieder runter zu kommen. Wieso muss es ausgerechnet Jared Parker sein, der mich in meiner pinken Unterwäsche sieht?

Ich seufze und lasse die Hose fallen, während ich nach meinen Klamotten von vorhin krame. Ändern kann ich an der Situation sowieso nichts mehr und gesehen hat er bereits auch schon alles. Wer weiß, wie lange der Kerl dort stand. Vielleicht ist er einer dieser ekelhaften Spanner, die durch das Schlüsselloch in die Umkleidekabine für Damen während einem Aufenthalt in einem Schwimmbad schauen.

Ich greife nach meinem Hoodie und ziehe ihn schnell an. Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie Jared sich ebenfalls schweigend umzieht und dann beginnt, sich mit seinem Deo vollzusprühen.

Ich huste kurz und wedele mit meiner Hand vor meinem Gesicht. „Du bist ja schlimmer als ein Mädchen", spotte ich. "Ich empfehle dir Duschen, nur mit Deo die Umwelt zu verpesten lässt dich auch nicht weniger stinken."

Ich höre ihn leise lachen, aber er verzichtet auf eine Konversation und geht nicht auf meine Provokation ein.

Schnell springe ich in meine Jogginghose und ziehe sie hoch. Es ist auf jeden Fall angenehmer, etwas anzuhaben und nicht mehr vollkommend schutzlos dazustehen, während er mich mit seinen Blicken mustert. Ich möchte mir gar nicht erst ausmalen, was er den anderen Jungs erzählen wird,

Ich ziehe mir schnell meine Schuhe an und stopfe alles hektisch in meine Tasche, um so schnell wie möglich den Raum verlassen zu können. Ich binde mir noch schnell meine langen Haare, die ich am liebsten komplett wegschneiden lassen wollen würde, zusammen, damit sie mir nicht im Gesicht hängen und laufe hastig los. Ich werfe Jared noch einen kurzen Blick zu, während er meinen Abgang mit seinem Grinsen kommentiert. Bekommt dieser Junge nicht irgendwie Muskelkater oder einen Krampf im Gesicht, wenn er dauerhaft am Grinsen ist? Ich rolle mit den Augen und reiße die Türe auf. Habe ich schon mal erwähnt, dass er ein kompletter Vollidiot ist?

Hektisch laufe ich aus dem Gebäude und trete raus an die frische Luft. Ich kann mir gut vorstellen, dass mein Gesicht die Farbe einer Tomate angenommen hat und somit wäre es das erste Mal, dass ich wegen einem peinlichen Vorfall puterrot werde. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen, in Unterwäsche gesehen zu werden, schließlich zeige ich mich im Sommer auch in einem Bikini am See und der einzige Unterschied ist der Stoff, aber dieses Mal ist es mir verdammt unangenehm gewesen. Vielleicht liegt es daran, dass es Jared ist, und ich möchte wirklich nicht wissen, was er den Jungs erzählen wird. Wahrscheinlich werde ich die neue Lachnummer, schon allein wegen meiner komischen, überhaupt nicht zu mir passenden Unterwäsche.

Ich hole mein Handy aus meiner Tasche, damit die Zeit beim Heimweg schneller vergeht, und wähle Lizs Nummer. Nach wenigen Sekunden meldet sie sich und fragt überrascht, ob denn etwas passiert sei. Ich seufze laut und theatralisch auf.

„Liz, mir ist gerade etwas unglaublich peinliches passiert. Ehrlich, ich glaube, ich werde mich nie wieder in der Schule blicken lassen können", erzähle ich es ihr und fange an, den gesamten Vorfall zu schildern, während ich mich zu Fuß auf den Weg nach Hause machen.

„Liz, ich kann unmöglich jemals wieder dort aufkreuzen! Wer weiß, was sie jetzt alle von mir denken werden, wenn er etwas fantasiert und sich aus den Fingern saugt", meine ich aufgelöst und Liz versucht, mich zu beruhigen, obwohl sie krampfhaft damit kämpft, nicht sofort laut loszulachen.

Nachdem sie einen aufmunternden Spruch bringt und meint, dass sie als Rache nachts mal in Jareds Zimmer schleicht und ihn beim Schlafen fotografiert, da er dabei ihrer Meinung nach, wie ein Riesenbaby aussieht, beginne ich zu schmunzeln.

Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass man jemanden an seiner Seite hat, der einen versteht und mit dem man lachen kann. Auch, wenn ich Liz erst seit zwei Tagen kenne, habe ich das Gefühl, dass sie bis jetzt die beste Freundin ist, die ich jemals hatte.

Bester FeindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt