Kapitel 19

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,,Es ist wie früher.", murmelte Namjoon und schloss entspannt seine Augen. Die beiden saßen im Whirlpool im Garten des Palastes unter den schattenspendenden Bäumen und genossen die Wärme des Sprudelbades. ,,Ich wünschte, es hätte sich nie was geändert.", meinte Yifan, während er mit den Blubberblasen spielte. ,,Hat sich etwas besonderes geändert?", fragte Namjoon. ,,Außer das wir älter geworden sind." ,,Ich bin Kaiser geworden, du bist der oberste Hauptgeneral unserer mächtigsten Armee, der Drachenarmee.", antwortete Yifan. ,,Ändert es was an uns? Du warst immer ein Prinz und ich wurde schon seit früher Kindheit zum Soldaten ausgebildet." Namjoon sah Yifan an. ,,Und du warst immer arrogant und bist es immer noch." ,,Hey!" Beleidigt bespritzte Yifan Namjoon mit dem warmen Wasser, der nur lachend mit den Schultern zuckte.

,,Ich meinte eigentlich etwas anderes hatte sich verändert.", sagte Yifan nach einer Weile, als es wieder ruhig zwischen den beiden wurde. ,,Seit dem Tod der Familie Huang hat sich viel geändert." Yifan seufzte.
Er vermisste den damaligen Hauptgeneralen, der wie ein Onkel zu ihm war und ihn selbst zum besten Kämpfer des Landes ausgebildet hatte. Außerdem war dieser der naheste Freund seines Vaters gewesen, was er schon als kleines Kind ausgenutzt hatte. Sein Vater, der ehemalige und verstorbene Kaiser Wu Liu Zhang war ein strenger Herrscher gewesen und duldete keinen Ungehorsam. So hatte er ebenfalls seinen ältesten Sohn erzogen, den Kronprinzen Wu Yifan. Baohu Zhe hatte es jedesmal geschafft, die angespannte Stimmung zwischen Vater und Sohn zu lockern.

Es war eine Tragödie für den 17-jährigen Yifan gewesen, der noch nicht lange zum Kaiser gekrönt wurde, als man seinen selbsternannten Onkel ermordet auffand, genauso wie dessen Frau und seinen ältesten Sohn, der zur damaligen Zeit gerade zwölf Jahre geworden war. Zu dem Zeitpunkt veranstaltete einer der Generäle der Drachenarmee einen gewaltigen Aufruhr in der besagten Armee. Lee so Man, so hieß der Attentäter, war immer ein Dorn in den Augen der kaiserlichen Familie gewesen. Ständig hatte der General ihnen Probleme zubereitet. Bevor man ihn aber des Aufstandes wegen fassen konnte, floh er mit seinem Sohn aus dem Chaos. Wu Yifan war wegen dem Verlust Baohu Zhes am Trauern und hatte keinen Kopf für diesen Aufständer. Erst ein Jahr später fand man Hinweise, die So Man des Mordes verdächtigten. Sofort begann die wilde Suche nach dem Geflohenen, der allerdings unaufspürbar war. Wu Yifan gab die Suche nach einigen Jahren auf, schwor sich allerdings, den Mörder höchstpersönlich umzubringen, solle er jemals gefasst werden.

,,Du bist seitdem viel erwachsener geworden.", sagte Namjoon.
Der Ältere hatte recht. Seit dem schrecklichen Vorfall war das letzte Stück Kindlichkeit im Herzen des Kaisers wie weggefegt. ,,War ich nicht immer so?", fragte Yifan nachdenklich.
,,Ich hatte selten Zeit so zu sein wie die anderen Kinder in meinem Alter." ,,Du warst trotzdem ein Kind.", erwiderte Namjoon. ,,Danach nicht mehr." Yifan seufzte. ,,Manchmal wünsche ich, ich wäre kein Kaiser, sondern ein einfacher Bürger ohne irgendwelchen Sorgen." ,,Selbst sie haben ihre Sorgen, Yifan.", sagte Namjoon. ,,Niemand hat es leicht." ,,Sie sehen aber immer so unbeschwert aus. So glücklich.", murmelte Yifan. ,,Weil sie Menschen um sich herum haben, die sie lieben.", antwortete Namjoon. ,,Sie saugen ihre Liebe auf und finden in ihr Motivation, weiter glücklich zu leben." Yifan ließ seine Schultern senken. ,,Sie sind nicht alleine.", flüsterte er. ,,Hey." Namjoon legte eine Hand auf die bloße Achulter seines besten Freundes. ,,Du bist auch nicht alleine.", sagte er aufmunternd.
,,Du hast mich, du hast deinen Bruder. Du hast Baohu Zhe und deine Mutter, auch wenn sie nicht mehr unter uns weilen. Im Herzen leben sie weiter. Und auch wenn es Menschen gibt, die dich zerstören wollten und immer noch wollen, du bist nicht alleine." Yifan zwang sich zu einem Lächeln. ,,Du hast recht. Ich bin nicht alleine."
Warum war aber da immer noch diese Leere in seinem Herzen? Sie war nicht immer da gewesen. Vor einigen Jahren hatte sie nicht existiert, sondern das liebliche Lachen eines Mädchen war an dieser Stelle. Eines Mädchens, die für diese Leere verantwortlich war, als er ihre Hinterhältigkeit aufdeckte und sie zum Gehen zwang. Er hatte seine Tränen geschluckt, er war nämlich ein Kaiser und ein Kaiser zeigt keine Schwäche. Weder noch Namjoon und Luhan konnten die Leere in seinem Herz füllen, die seitdem da war.
,,Wir müssen hier langsam raus.", meinte Namjoon umd betrachtete seine schrumpeligen Finger. ,,Wir sind hier schon lange drinnen." Yifan nickte nur und angelte nach seinem Handtuch, in welches er sich einhüllte, nachdem er aus dem Whirlpool gestiegen war.

,,Ich muss jetzt gehen." Namjoon stand vom Tisch aus, an welchen er mit Yifan gespeist hatte. ,,Grüß Jin von mir.", meinte Yifan nur trocken, worauf Namjoon rot wurde. ,,W-was hat Jin jetzt damit zu tun?", murmelte er und wandte sich ab. ,,Ihr lebt ja fast zusammen.", erwiderte Yifan und betrachtete mit Genugtuung Namjoons rotgewordene Ohren. ,,Ich gehe, Gute Nacht." Ohne auf eine Verabschiedung Yifans Seite aus zu warten oder sich nochmal umzudrehen, schritt der Hauptgeneral hinaus.

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Hey, liebe Leser!
Ich habe eine neue Geschichte rausgebracht, "Der letzte Prinz". Schaut gerne mal rein, wenn ihr interessiert seid.

Eure AGxxrlie

Wanted //Taoris//Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt