Irrtum?

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Marie
Nachdem ich mich mit Alex gestritten hatte, bin ich in das Wohnzimmer umgezogen. Es tat mir irgendwie leid, aber irgendwie auch nicht. Ich verstand mit bestem Willen nicht, warum Alex Luce verdächtigte mit den Kindern der Nacht zusammen zu arbeiten. Luce war so süß zu Lara, es war einfach unvorstellbar, dass er uns verraten könnte.
Ich wurde von Lara geweckt, die Barfuß und mit Kätzchen Pyjama ins Wohnzimmer kam. Als sie mich auf der Couch entdeckte, hob sie eine Augenbraue. "Ärger im Paradies?" Ich grinste. Sie merkte einfach  alles. Sie war ja nicht umsonst meine beste Freundin. Jedoch wurde ich gleich wieder ernst und seufzte. "Alex ist der Meinung, dass Luce nicht der ist, für den wir ihn halten." Berichtete ich ihr die Kurzfassung. Sie runzelte die Stirn und setzte sich an das Ende von der Couch. "Warum denn?" Ich zuckte mit den Schultern. "Er meint, dass Luce uns was verheimlichen würde, ich habe ihn verteidigt und gesagt, dass Luce viel zu süß zu dir ist, um uns zu verraten und irgendwie haben wir uns dann gestritten." Ich sah sie verzweifelt an. "Dabei wollte ich ihn doch gar nicht so anfauchen. Ich war nur so wütend, weil er meint, dass Luce böse ist, nur weil er was verheimlicht." Lara umarmte mich. "Süße, das tut mir echt leid. Du sollst dich nicht unseretwegen mit Alex streiten!" Ich löste mich aus ihren Armen. "Es ist aber nicht nur euretwegen. Ich mag Luce echt gerne, er ist wie ein Bruder für mich geworden, auch wenn wir uns noch wirklich nicht lange kennen." Bevor Lara was erwiedern konnte, kam Alex rein. Ich wandte den Blick ab. "Marie?" Fragte er leise. "Marie, es tut mir leid." Ich antwortete nicht. Dann hörte ich ein Klatschen. "DU MISTKERL! DU BIST SO EIN ARSCHLOCH! WIE KANNST DU DEINE FREUNDIN SO VERLETZEN, DASS SIE AUF DER COUCH SCHLAFEN MUSS? UND WIE ZUR PINK GESTREIFTEN UNTERHOSE KOMMST DU DARAUF, DASS LUCE NICHT AUF UNSERER SEITE IST?! DU HAST  DOCH NICHT MEHR ALLE TASSEN IM SCHRANK!" Schrie Lara. Ich sah Alex an. Er hatte einen Abdruck von Laras Hand auf der Wange. "Geh bitte." Flüsterte ich. "Es tut mir leid." Hauchte Alex, bevor er sich umdrehte und wegging. Ich runzelte die Stirn. "Wo ist Luce? Er müsste doch bei deinem Geschrei schon aufgewacht sein." Lara verdrehte die Augen, lächelte aber. "Der ist wahrscheinlich nicht aufgewacht. Luce schläft wie ein Murmeltier. Aber ich kann mal nachschauen." Ich nickte. Ja, ich war in letzter Zeit ein bisschen übervorsichtig geworden.
Eine Minute später kam Lara mit einem besorgten Gesichtsausdruck zurück. "Er ist nicht da." Sagte sie leise. Ich hob eine Augenbraue. "Wie er ist nicht da? Ich hätte es doch gemerkt, wenn er durch das Wohnzimmer gelaufen wäre!" Sie zuckte verzweifelt mit den Schultern. "Keine Ahnung!"
Plötzlich krachte es irgendwo. Ich schnellte alarmiert hoch. Auch Alex kam angelaufen. "Wart ihr das?" Wir schüttelten den Kopf. "Wo ist Luce?" "Das wissen wir auch nicht!" Sagte Lara verzweifelt. Er schnaubte. "Es war so klar!" Knurrte er und lief in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Wir liefen hinterher. Das, was wir vorfanden, war ein am Boden liegender Luce der schmerzerfüllt stöhnte. Das Fenster war offen. Alex lachte humorlos auf. "Es war so klar! Die ganze Zeit! Und wir Dullis sind darauf reingefallen!" Luce sah ihn verwirrt an. "Luce?" Fragte ich zitternd. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Alex die ganze Zeit recht hatte und Luce ein falscher Vogel war. Lara sah ihn einfach nur sprachlos an. Dann fing Luce plötzlich an zu lachen. "Ihr seit so dumm! Die ganze Zeit habt ihr mir blind vertraut! Herzlichen Glückwunsch, Alexander Smith! Du hast es erfasst!" Die letzten zwei Sätze sagte er spöttisch. Jetzt war ich auch sprachlos. Dieser Arsch! Wegen ihm hatte ich mich mit Alex gestritten!
Lara holte zitternd Atem. "Und das mit uns? War das auch alles gespielt?" Er rappelte sich auf und grinste. "Awwww, muss die kleine Lara jetzt weinen? Schätzchen, ich habe alles getan, um euer Vertrauen zu gewinnen." Ich trat einen Schritt vor. Und noch einen. Dann landete meine Hand auf seiner Wange. "Du Arsch! Du hast uns alle einfach ausgenutzt! Besonders Lara! Wie abgebrüht kann man denn bitte sein, du-" weiter kam ich  nicht, denn Luce zog irgendwoher ein Messer heraus und rammte es mir in den Bauch. Erst spürte ich gar nichts. Dann breitete sich der Schmerz aus. Alex schrie meinen Namen. Ich starrte verwundert auf das Messer, dass Luce jetzt rauszog. "Halt den Mund." Sagte er schon fast sanft. Da kam endlich Bewegung in Lara. Sie schrie wütend auf. Was sie dann machte, wusste ich nicht, denn ich stand mit dem Rücken zu ihr. Ich wusste nur, dass Lara plötzlich ein Messer in der Hand hatte und es auf Luces Bein warf. Sie traf. Er schrie schmerzerfüllt auf und ging wieder zu Boden. Ich auch, denn er hielt mich nicht mehr fest. Alex fiel vor mir auf die Knie und bettete meinen Kopf auf seinen Schoß. "Wag es bloß nicht zu sterben! Du wirst mich nicht alleine lassen, Marie, niemals!" Ich wollte was sagen, aber mir kam kein Ton über die Lippen. Lara beugte sich über Luce. "Du bist ein herzloser Mistkerl. Ich habe dir vertraut. Dich geliebt!" Schleuderte sie ihm entgegen.
"Hallo?" Hallte es durch das Haus. "Alex, pass auf, dass unser Freund hier keinen Scheiß macht, ich schaue, wer da ist." Sagte Lara und wischte sich eine Träne von der Wange.
Lara
Dieser Mistkerl! Alex hatte Recht. Die ganze Zeit. Und ich habe nicht erkannt, was für ein Schwein Luce eigentlich war.
Als jemand 'Hallo' rief, ging ich nachschauen. Aus irgendeinem Grund stand ein extrem hübsches Mädchen mit roten Haaren und smaragdgrünen Augen und ganz vielen Sommersprossen im Flur. "Wer bist du? Und was zum Teufel tust du hier?" Fragte ich und versuchte möglichst nicht weinerlich zu klingen. "Ähm, Emilia, was ist hier los? Ich bin gerade vorbei gelaufen und habe Geschrei gehört." Ich starrte sie an. "Hier ist nichts. Party. Kannst du jetzt bitte gehen?" Sie hob eine Augenbraue. "Und bei einer Party weint man und schreit, als würde der Teufel höchstpersönlich einem hinterherrennen? Interessant." Sagte sie und drängte sich an mir vorbei. Als sie bei den anderen ankam erstarrte sie. "Heilige Scheiße!" Hauchte sie.

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