Kapitel 10

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Ich stützte mich auf und schaute nach Will. Er hatte die Augen offen und grinste mich schon wieder an, obwohl er nach wie vor verletzt sein musste. Woher hatte er die Kraft dazu?? . Ich war immernoch nass und die Kälte stach auf meine Haut ein wie tausend Stecknadeln. Will musste es eigentlich ähnlich gehen...

„Wo ist eigentlich unser Rucksack?", fragte Will.

„Ich habe ihn bis jetzt nicht gefunden, aber ich glaube, das ist aussichtslos.", meinte ich. Wir mussten schon ziemlich nah am Meer sein, denn die Luft roch leicht salzig.

„Kannst du aufstehen?", fragte ich Will. Er versuchte es und ich half ihm dabei. Zum Glück konnte er aufstehen, aber sein Knöchel sah garnicht gut aus. Will murmelte: „Also der Fuß ist wahrscheinlich nur ordentlich verknackst, aber ich glaub meine Rippe ist gebrochen."

Na toll. „Äh.. kann ich irgendwas tun?", fragte ich.

„Ich kenne mich leider noch nicht sonderlich aus damit, wie man Rippenbrüche richtig verarztet...", sagte Will „Aber wir sollten weiter."

„Die Frage ist nur wie.", denn das Problem war, dass unser Floß nicht mehr wirklich in Takt war. Will konnte mir aber auch nicht helfen und alleine würde ich Tage brauchen um das Floß wieder schwimmtüchtig zu machen. Und dann wäre die Chance mehr als wahrscheinlich, dass uns Monster begegnen werden... Außerdem brauchte Will dringend Ruhe und einen Arzt.

Uns blieb nichts anderes übrig als zu Fuß weiter zu gehen. Ich erklärte es Will und er stimmte mir zu. Also knotete ich das Verbandssegel ab und band es mir um. Es war das einzige was uns außer dem Floß übriggeblieben ist. Ich zog gleich noch einen der Verbände aus dem Segel und benutzte ihn um Wills Knöchel zusammen mit einem kleinen Stock zumindest ein bisschen zu stützen. Es war lange nicht genug, vor allem da ich seine Rippe nicht einfach verbinden konnte und meine Verbandskünste ließen auch sehr zu wünschen übrig, aber es war besser als nichts. Also liefen wir los, besser gesagt wir humpelten los, da ich Will stützte.

Wir liefen durch den immer dichter werdenden Wald und es war kalt... Will und ich wechselten uns damit ab das Verbandssegel als zusätzliche Jacke zu benutzen. Zum Glück waren wir inzwischen relativ trocken, aber es war immernoch ziemlich kalt. Als ich die Bäume an denen wir so vorbeiliefen beobachtete, dachte ich an Nico. Mit etwas Glück würde ich ihn bald wiedersehen. Aber dazu mussten wir erstmal ankommen....

....

Will und ich stapften immernoch durch den inzwischen echt dichten Wald und orientierten uns an der Sonne. Als gerade wieder etwas zwischen den Ästen schimmerte.. Ich schüttelte den Kopf. Das kann nicht sein. Als ich wieder hinsah, war das Schimmern weg. Ich halluziniere wohl, schloss ich.

Will sah mich verwundert an, warum ich so den Kopf geschüttelt hatte, aber ich wank ihm schnell ab. Ich versank wieder in Gedanken... Was soll ich nur sagen, wenn ich Nico wiedersehe? Wird er wütend auf mich sein? Nico konnte ziemlich trotzig sein.... Was ist wenn er mich garnicht mehr als Schwester will?? Okay... Daran sollte ich lieber gar nicht denken...

„Will, vermisst du eigentlich deine Mutter?", fragte ich um mich auf andere Gedanken zu bringen.

„Na klar... Ich vermisse sie total... Aber ich bin ihr sehr dankbar, dass sie mir die Freiheit gibt, etwas anderes aus meinem Leben zu machen.", antwortete Will. Wow. Dieser Junge hatte irgendwie etwas sehr Weises an sich... Ich dachte noch eine Weile über Will nach und wir redeten noch ein bisschen.

Inzwischen war es Nacht geworden, aber wir hatten beschlossen weiter zu gehen. Wenn wir jetzt einschlafen würden, wären wir eine leichte Beute für jegliche Monster... Wir hatten uns auch schon bewaffnet. Will hatte sein Skalpell ausgepackt und ich hatte mein Jagdmesser. Ich hoffe, dass wenn es wieder ernst wird auch mein Bogen auftauchen wird...

Bianca di Angelo - My LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt