Kapitel 1

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(Zitat aus Percy Jackson; Der Fluch des Titanen S.229-231)

„Na los!" sagte ich zu Bianca. Aber sie stand da wie angewachsen. Dann zog sie eine kleine Metallfigur aus der Tasche, eine Götterstatue. „Das hier... das sollte für Nico sein. Das ist die einzige Figurine, die er noch nicht hat."

„Wie kannst du in so einem Moment an Mythomagic denken?", fragte ich.

Sie hatte Tränen in den Augen. „Wirf es hin", sagte ich. Dann lässt der Riese uns vielleicht in Ruhe".

Sie ließ die Figur widerstrebend fallen, aber nichts passierte.

Der Riese steuerte noch immer auf Grover zu. Er bohrte sein Schwert in einen Schrotthaufen und verfehlte Grover nur knapp, aber das Altmetall brach wie eine Lawine über ihm zusammen und ich konnte ihn nicht mehr sehen.

„Nein", schrie Thalia. Sie hob ihren Speer und ein blauer Lichtbogen schoss heraus, traf das Monster an seinem rostigen Knie und ließ es einknicken. Der Riese brach zusammen, fing aber sofort an, sich wieder aufzurichten. In seinem halb geschmolzenen Gesicht war keine Regung zu erkennen, aber ich hatte das Gefühl, dass er so sauer war, wie ein zwanzig Stockwerke hoher Krieger das überhaupt sein kann.

Er hob einen Fuß und ich sah, dass seine Sohle geriffelt war wie die eines Turnschuhs. In seiner Hacke klaffte ein Loch, wie ein riesiger Förderschacht, und daneben war eine rote Schrift zu erkennen, die ich erst entziffert hatte, als der Fuß sich schon wieder zu Boden gesenkt hatte:
NUR ZUR WARTUNG!

„Zeit für verrückte Ideen?", fragte ich.

Bianca sah mich nervös an. „Was auch immer."

Ich erzählte ihr von der Wartungsöffnung. „Vielleicht kann man das Dings irgendwie kontrollieren. Mit einem Schalter oder so. Ich versuch mal, da reinzuklettern."

„Wie das denn? Dann musst du doch unter seinen Fuß. Der würde dich zertreten."

„Lenk ihn ab", sagte ich. „Dann hab ich genug Zeit."

Bianca biss die Zähne zusammen. „Nein. Ich mach das."

„Das geht nicht. Du bist neu hier. Du würdest das nicht überleben."

„Es ist meine Schuld, dass das Monster uns verfolgt", sagte sie. „Also bin ich verantwortlich. Hier." Sie hob die kleine Götterstatue auf und drückte sie mir in die Hand. „Wenn etwas passiert, dann gib das hier Nico. Sag ihm... sag ihm, dass es mir leidtut."

„Bianca, nein!"

Aber sie wartete nicht. Sie rannte auf den linken Fuß des Monsters zu.

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Bianca:

Ich stand neben dem riesigen Fuß des Riesens und versuchte auf den schwankenden Schrottteilen, auf denen ich stand, nicht umzukippen.

Da hörte ich Zoe schreien: "Was machst du denn da?"

Ich antwortete nicht, stattdessen sagte ich: „Bringt ihn dazu, den Fuß zu heben!". Ich hatte immer noch ein schreckliches Gewissen, weil ich Nico einfach so zurück gelassen hatte... Aber das musste jetzt warten. Zoe schoss mit Pfeilen auf den Riesen und Percy versuchte seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Gerade als Talos den Fuß hob um Percy zu zertreten, nahm ich Anlauf und erwischte grade so den Rand des Lochs und konnte mich daran hochziehen. Ich wollte nach den anderen schauen, ob sie okay waren, aber genau in diesem Moment knallte der monströse Fuß auf den Boden und ich fiel geradewegs auf das Schaltpult im Inneren des Fußes. Ich stütze mich wieder auf und betrachtete das Pult genauer. Mein Kopf arbeitete auf Hochtouren. Welcher Knopf ist wohl der richtige? Gerade als ich mich für einen der tausend Knöpfe entschieden hatte, wurde ich wieder umgeworfen, Talos schien sich umzudrehen! Ich schob Panik, da ich immer näher in Richtung des Lochs rutschte. Schnell rappelte ich mich wieder auf und hielt mich am Pult fest. Ich zog mein Jagdmesser um die durchsichtige Abdeckung auf dem Schaltpult aufzuhebeln. Es ging wieder ein Ruck durch das Monster und ich stach ausversehen mitten in das Schaltpult. Ich dachte: naja dann wäre das auch geregelt. Dann hörte Talos sich plötzlich auf zu bewegen. Ich wartete ab, dass mehr passierte während mein Herz wie wild schlug. Ich drückte verzweifelt auf noch mehr Knöpfe, da ich mir nicht sicher war ob er erledigt war. Der Metallriese bewegte sich wieder, und zwar sehr wild. Ich hoffte, dass er die anderen nicht verletzte. Ich drückte jetzt auf einen sehr großen Knopf links neben dem Pult. Nach einem Bruchteil einer Sekunde ging ein erschütternder Ruck durch den gesamten Körper des Riesen. Dieses Mal konnte ich mich rechtzeitig festhalten. Ich hörte Percy in der Ferne irgendwas schreien, aber das einzige was ich hörte, war mein Name. Aber ich hatte ganz andere Probleme. Der ganze Riese schwankte! Ich fluchte und hielt mich weiterhin fest so gut es ging. Und wieder ein Schlag. Mein Herz raste noch wilder und ich bezweifelte, dass ich wieder lebend aus dem Riesen rauskommen würde. Während ich mich festklammerte, dachte ich an Nico. Ich war so eine schlechte Schwester! Ich hätte bei ihm sein müssen. Ich versprach mir, dass wenn ich das überleben würde, dass ich mich bei ihm entschuldigen würde. Dann, aus dem nichts passierten sehr viele Dinge auf einmal: Percy schrie irgendwas Unverständliches, alles wurde sehr hell, der ganze Riese schien zu explodieren und dessen Fuß wurde weit weggeschleudert. Ich spürte noch einen starken Aufprall, dann wurde mir schwarz vor Augen.

Bianca di Angelo - My LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt