Der Anbeginn des Tages Teil 2

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»Was ist denn hier los?«, schrillte Allys Stimme neben mir.

Alle waren in heller Panik. Schüler liefen herum, ließen alles stehen und liegen und versuchten durch die Notausgangstüren ins Freie zu gelangen. Einige hatten jedoch ihr Smartphone zum Filmen gezückt.

Es war alles so laut, alle liefen durcheinander und der Raum füllte sich langsam mit schwarzem Rauch.

Ich drehte mich hektisch zu Ally um: »Los geh nach draußen zum Parkplatz, ich komme gleich nach.«

»Was ist mit dir?«, schrie sie mir mit weit aufgerissenen Augen entgegen.

»Ich muss...noch jemanden finden.« Schon während ich das sagte, drehte ich mich zum Chaos hin und hoffte David irgendwo zu entdecken.

Vielleicht war ich verrückt. Anstatt mich mit Ally an den Sammelplatz für Feueralarm zu begeben, ging ich mitten hinein in den Rauch, um jemanden zu suchen, den ich eigentlich gar nicht kannte. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich in den Raum gezogen wurde. Ich musste wissen, ob er unverletzt war. Als ich ihn vor der Explosion gesehen hatte, stand er inmitten einer Menge, es wäre schwierig gewesen bei der Panik unverletzt ins Freie zu gelangen.

Ich hielt mir den Ärmel meiner Jacke vor die Nase, um nicht so viel von dem Rauch einzuatmen. Meine Augen begangen zu tränen. Wie soll ich ihn bloß so finden? Ich lief weiter ins Innere des Gebäudes hinein und spähte in jeden Raum, an dem ich vorbeikam. Damit ich mich in dieser Dunkelheit nicht verlief, orientierte ich mich an den Lärm, den die anderen Schüler noch machten. Die Lehrer versuchten die Schüler nach draußen zu koordinieren, doch ich schlich mich hindurch. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich keinen Alarm hörte, aber das war vermutlich schonender für meine Ohren.

Als ich an dem Kunstraum vorbeilief, glaubte ich eine breitschultrige Gestalt mit dem Rücken zu mir zu sehen.

»David?«, krächzte ich. Er drehte sich zu mir um und ein erschrockener Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Ich glaubte vor ihm auf den Boden eine kauernde Gestalt zu sehen, doch sicher war ich mir nicht. Denn als sich meine Augen fokussierten, war es schon wieder weg. Vielleicht eine optische Täuschung?

»Adara, verdammt was machst du hier?«, schrie David mich an.

Er schaute sich noch hektisch um und trat dann zu mir rüber. Mir wurde langsam schwindelig. Ich stolperte. David fing mich auf und hob mich in seine Arme, vor mir verschwamm alles.

Plötzlich waren wir draußen und ich hörte die aufgeregten Stimmen der anderen Schüler.

Die Lehrer versuchten ihre Klassen zu beruhigen, da die Feuerwehr schon eingetroffen war.

David setzte mich auf die Füße, hielt mich aber noch fest. Ich wollte mich bei ihm bedanken, doch er sah mir nur tief in die Augen und ging davon. Ich war wie benommen, bis eine Stimme an mein Ohr drang,

»Adara, oh du meine Güte. Du siehst ja komplett verkohlt aus. Geht es dir gut?«

»Ally?«

»Ich bin froh, dass deine Selbstmordaktion nicht geklappt hat. Ganz ehrlich«, sie seufzte.

»Mir geht es gut«, sagte ich und hustete, während ich versuchte den Schwindel zu bekämpfen. »Ich denke, ich sollte nur einen Schluck trinken.«

Ally lachte kurz auf. »Ja, das denke ich auch.«

Nachdem die Feuerwehr das Gebäude wieder für betretbar erklärt hatte, gingen wir wieder mit unseren Lehrern in unsere Klassen. Für heute war die Schule vorbei, wir sollten nur unsere Sachen holen und dann nach Hause gehen.

Engelsruf Dämonen der Nacht [Rohfassung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt