Der Engel

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Ich erwachte in Davids Hütte. Erst nach und nach strömten die Erinnerungen auf mich ein.

Wie Ally mich hintergangen hatte und zum Dämon wurde, wie ich sie überwältigen und töten konnte. Der Schreck saß noch tief. Aber was genau war eigentlich passiert? Und wie war ich hierhergekommen?

»Du bist wach«, drang eine nur allzu vertraute Stimme an mein Ohr.

Ich drehte mich in Richtung der Stimme und tatsächlich es war David. Leibhaftig stand er vor mir mit einem Tablett voll Nahrung in der Hand und lächelte mich an.

»David«, ich wollte schreien vor Unglauben, doch es kam nur ein Hauchen hinaus.

Er stellte das Tablett auf den nahegelegenen Tisch ab und setzte sich zu mir auf das Bett. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich in seinem Haus in seinem Bett lag und mir wurde warm. »Wie fühlst du dich?«, fragte er mich einfühlsam.

»Gut, ich meine nicht gut, ich meine verwirrt«, krächzte ich. Er bot mir einen Schluck zu trinken und Brötchen an. Dankbar nahm ich an.

»Wie bin ich hierhergekommen?«, fragte ich nachdem mein Magen etwas gefüllter war.

»Ich habe dich hierhergebracht. Du wärst sonst erfroren. Erstaunlich, dass du...« Er unterbrach sich. »Woran kannst du dich erinnern?« Gleichzeitig fragte ich: »Weißt du was geschehen ist?«

Beide schauten wir uns erwartungsvoll an, bis ich seufzend nachgab. Ich erzählte ihm alles, auf die Gefahr hin, dass er mich für verrückt hielt. Von Ally, der Verwandlung zum Dämon, meinen Kräften und wie ich sie getötet hatte. Hier brach meine Stimme. David war ein guter Zuhörer, er unterbrach mich nie. Doch aus seiner Miene konnte ich nichts herauslesen. Als ich geendet hatte, sagte er nur: »Das habe ich befürchtet.«

Ich starrte ihn perplex an, sodass er mich aufklären musste.

Er strich sich durch die Haare und fing an.

»Du wirst mir zwar nicht glauben, aber...obwohl nach dem bestimmt schon.« Er lächelte verkrampft. Wann würde ich bei einem Lachen nicht mehr an sie denken? Mein Herz begann wie wild zu klopfen, endlich würde ich Gewissheit bekommen.

»Ich bin ein Engel«, eröffnete er mir. Ich glaubte ihm, denn nichts konnte mich mehr überraschen.

»Ich wurde hierher versetzt, um die Dämonen zu vertreiben. Anscheinend sollten sich hier die dunklen Kräfte versammeln. Schon nach kurzer Zeit erkannte ich, dass Ally ein Dämon war. Doch ihre Pläne konnte ich nicht durchschauen. Es war unüblich, dass sie allein war und kein Nest um sich geschart hatte. Dennoch passierte das wovor ich Angst hatte. Sie hat den Menschen Einflüsterungen gebracht, sodass diese in ihren Untergang gelaufen sind.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Ich wusste, dass sie scheinbar ein besonderes Interesse an dir hatte, jedoch wusste ich nicht warum. Also beschloss ich, mich von dir fernzuhalten. Denn wenn ich mit meiner Engelsaura nicht in deiner Nähe bin, dachte ich, würde sie dich weniger als Opfer oder Bedrohung erachten. Jedoch hat sie dich nicht in Ruhe gelassen, und du hast mir auch keine Ruhe gelassen, weswegen ich beschloss dir nachzustellen. Ich wollte dich beschützen und dabei habe ich mich in dich verliebt. Du bist eine unglaubliche Person, weißt du das?« Er schaute mir tief in die Augen. »Und jetzt weiß ich sogar wie unglaublich.« Er meinte meine Fähigkeiten. »Auch du bist ein Engel, ein geschaffener Engel.« Da ich wohl verwirrt geschaut haben muss, erklärte er mir alles.

»Es gibt geborene Engel wie mich und geschaffene Engel, die eigentlich Menschen sind, solange der Schalter nicht umgelegt wird. Dein Schalter wurde durch den Dämonenangriff umgelegt, deswegen hast du so geleuchtet und konntest sie zerstören.« Da er meinen Gesichtsausdruck sah, erzählte er rasch weiter. »Als ich dich das erste Mal traf, hatte ich schon das Gefühl, dass du ein Engel warst, jedoch war diese Aura sehr schwach und es ist verboten, dass sich geborene Engel lieben, da sie sich auf ihre Aufgabe die Dämonen zu bekämpfen konzentrieren müssen. Auch deswegen versuchte ich mich zurückzuhalten. Es war verwunderlich, dass Ally deine Engelsseite spüren konnte, normalerweise können sie nur Engel spüren, wenn sie in ihrer Engelsform sind. Anscheinend war sie sehr mächtig.« Er schaute mich vielsagend an.

Engelsruf Dämonen der Nacht [Rohfassung]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt