➥ Kapitel 18

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Leon:

Am nächsten Morgen wurde ich vor Katharina wach. Die Decke lag halb auf ihre Körper, sie hatte ein Shirt von mir an, und schlief friedlicher denn je.
Ich betrachtete sie lang.
Mehrere kleine Narben waren in ihrem Gesicht und auf den Armen verteilt.
Alle waren verblasst, außer eine. In einem hellen rosa konnte ich sie unter Katha's Auge sehen.
Langsam erinnerte ich mich an das Spiel, von welchem die Narbe war.

Das Spiel...

Vorsichtig strich ich über die neue, rosa Haut. Nach wenigen Sekunden schaute Katha mich an.

„Hey.", flüsterte sie.Leicht lächelte ich und küsste sie vorsichtig.

„Gut geschlafen?"

Katharina nickte und küsste mich nochmal.
„Wann ist Training?", fragte sie.

„Erst 15 Uhr."

„Und wie spät ist es jetzt?"

Schnell schaute ich auf mein Handy und antwortete: „9:30."

„Na dann."

Sie streckte ihre Arm aus und nahm mich in den Arm. Entspannt lag ich auf ihrem Oberkörper und verschränkte ihre Hände mit Meinen. Ich musterte die langen, schrägen und kaputtaussehenden Finger.

„Warum sind deine Finger so krumm? Das ist mir nie aufgefallen.", fragte ich Katharina.

„Sind alle mindestens schon 10 mal gebrochen gewesen. Bei den meisten merk ich es garnicht mehr...", murmelte sie.

„Tut echt nicht mehr weh?"

„Nein. Wie gesagt, spüre nie was und hab aufgehört zu zählen.", ihre Brust vibrierte leicht vor lachen.

„Leon?"

„Ja?", ich drehte mich um und lag somit über ihr. Sie fuhr mit ihrer Hand an meine Wange und schaute mir in die Augen.

„Ich liebe dich.", murmelte Katharina: „Ich weiß, wir kennen uns nicht lange. Aber ich liebe dich aus ganzem Herzen."

Schnell unterbrach ich sie mit einem langen Kuss.
Leise flüsterte ich gegen ihre Lippen: „Sag nichts. Ich liebe dich auch."

Wir kuschelten etwas, bis ich Hunger bekam.

„Maaaan, jetzt müssen wir aufstehen.", meckerte Katharina.

„Du kannst ja liegen bleiben."

„Okay!", und damit blieb sie liegen.

Ich holte mir Kaffee und ein Brötchen, und ging wieder zu Katha.
Ich schmiss mich neben sie, stellte die Tasse auf meinen Nachtschrank und biss von dem Semmel ab.

„Weißt du.", fing Katha an.

„Mhh?"

„Ich vermisse den Boxsack von zuhause."

„Boxsack?"

„Wir haben im Keller nen Boxsack hängen."

Wir beide musste, ohne wirklichen Grund, laut lachen.
Katharina schaute auf meine Seite des Bettes, zum Nachtschrank, legte sich über meinen Bauch und griff nach der Tasse.

Ihr Shirt rutschte dabei leicht hoch, und ich hatte tolle Sicht auf ihr Steißbein und ihre Hintern.
Mit einer Hand kniff ich vorsichtig rein, was Katha zum Aufzucken brachte und mich böse anschaute.

„Was sollte das denn?", fragte sie gespielt ernst.

„Was meinst du?", frech grinste ich sie an.

Sie verdrehte die Augen, beugte sich mit meiner Tasse in der Hand zurück und nippte an ihr.

„Idiot.", flüsterte die Blonde leise.

„Aber dein Idiot."

Grinsend schaute sie mich an und nickte.

Den Vormittag über passierte nichts. Wir hatten viel Langeweile, zwischendurch machte ich etwas Krafttraining.

Zum Mittag machte ich uns etwas zum Essen und Katharina fuhr danach zu ihrer Familie. Sie würde später gleich zum Training fahren.

Nachdem ich etwas aufgeräumt hatte, rief mein bester Freund Marius an.

„Hello! Was geht bei dir so?", fragte er.

„Nicht viel! Wieso rufst du an?"

„Wollte mal wissen was an den Gerüchten wirklich dran ist? Bist du mit der Tochter vom Kahn zusammen?"

„Naja... du bist jetzt der erste, dem ich es sage!"

„Was eine Ehre!", fiel er mir ins Wort.

„Behalt es bitte noch für dich."

„Klar. Und? Ist es was ernstes?"

„Mehr als das."

„Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt? Du hast noch nie von ihr gesprochen."

„Sie trainiert bei unserer Mannschaft-", wieder unterbrach er mich.

„Warum das?"

„Sie hatte ein paar Probleme in ihrem Team. Außerdem kann sie sich bei uns besser steigern."

„Ah, spielt sie bei euerer Frauenmannschaft?"

„Ja. Auf jeden Fall hatten wir uns dann bei Joshua wiedergesehen und haben, unter Alkoholeinfluss, auf einer Party miteinander geschlafen."

„Sie muss ja echt was besonderes sein. Sowas machst du doch nicht."

„War auch nicht sonderlich schlau. 4 Wochen später ist sie bei einem Bundesligaspiel zusammengebrochen. Sie war schwanger und hatte nichts gemerkt."

„Heilige Scheiße. Du wirst Vater?! Und hast mir noch nichts erzählt?"

„Nein! Das Kind ist verstorben."

„Oh Gott.", man hörte lautes Atmen am anderen Ende: „Das tut mir so leid! Warum hast du nichts erzählt?"

„Weiß nicht. War alles sehr überstürzt und eigentlich haben wir's noch gar nicht verarbeitet."

„Oh Mann... und wie gehts dir, oder euch jetzt?"

„Naja, irgendwie haben wir es verdrängt."

„Habt ihr sowas wie ein Grab für das Kind? Oder eine Gedenkstätte?"

„Nein. Wir wussten ja nicht einmal das Es existiert, bevor es tot war!"

„Na und? Ist doch ne Idee, um damit besser abschließen zu können?"

„Ja... Eigentlich schon.", überlegte ich. „Wir haben ja aber nicht mal einen Namen. Und wussten auch nicht ob es ein Mädchen oder ein Junge werden würde."

„Man kann doch einen Namen finden, der für beides geht."

„Ja...", murmelte ich leise.

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815 Wörter

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𝗳𝗼𝗼𝘁𝗯𝗮𝗹𝗹 𝗹𝗼𝘃𝗲𝗿𝘀 | 𝖫𝖾𝗈𝗇 𝖦𝗈𝗋𝖾𝗍𝗓𝗄𝖺Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt