6 - Geheimnisse

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Auf dem 15-minütigen Weg zu Maura erinnert sich Jane an das Ereignis, durch dass sie beide Freundinnengeworden sind. Heute erzählen sich die beiden Frauen fast alles, damals war das noch nicht so.


*Flashback*
etwa 6 Jahre zuvor:

„Mensch Maura, komm doch wenigstens heute mal mit uns etwas trinken", meinte Jane enttäuscht. Gerade hatte ihre Kollegin ihr schon wieder abgesagt. Seit einem Jahr arbeiteten die beiden Frauen bereits zusammen, doch Dr. Isles war noch nie abends mit dem Team in die Bar gegangen. Sie ging stets pünktlich nach Hause. Auch heute hatte sie wieder eine Ausrede parat. Constance, ihre Adoptivmutter, würde auf sie warten, hatte Maura abgewehrt. Jane hatte das Gefühl sie kaum zu kennen.

Detective Rizzoli saß kurz darauf bei ihrer Mutter im Café und seufzte.
„Irgendwas an ihr ist komisch", meinte sie zu ihr.
„Wegen diesen Anrufen?", fragte Angela. „Macht sie das immer noch?"
Jane nickte. „Entweder redet sie in Rätseln, sobald jemand hereinkommt oder sie legt auf oder verlässt den Raum", erzählte sie grübelnd, „Was wenn sie korrupt ist und Informationen verkauft?"
Angela schaute sie überrascht an. „Maura kann doch keiner Fliege etwas zuleide tun", protestierte sie.
Jane seufzte: „Wusstest du, dass sie mich schon bestimmt zehn mal abgeholt hat, aber ich noch nie bei ihr zuhause war?" Angela schüttelte den Kopf.

„Außerdem verschwindet sie manchmal einfach. Und sie geht immer so früh wie möglich", brummte die Polizistin, „Sie verheimlicht bestimmt etwas."
„Nun mit deiner üblichen Methode wird sie sich dir bestimmt nicht anvertrauen", meinte Angela trocken. „Was soll das denn heißen?", grummelte Jane entrüstet. Angela wusch scheinbar konzentriert das Geschirr ab: „Ich denke du weißt genau was ich meine." Daraufhin kassiert sie einen finsteren Blick von ihrer Tochter.
„Ich dachte eben Maura und ich wären mittlerweile Freunde", meinte Jane mehr zu sich als zu ihrer Mutter. Angela seufzte: „Sei einfach besonders nett zu ihr, vielleicht vertraut sie sich dir dann an." Jane nickte, sie würde es versuchen.

Am nächstem Montag überreichte sie Maura mit ihrem freundlichstem Lächeln einen Becher mit ihrem Lieblingskaffee am Tatort. Überrascht bedankte sich diese. Sonst wehrte sich Jane immer ihr einen fett- und schaumfreien Latte zu holen, denn es war ihrer Meinung nach kein Kaffee mehr. Heute beschwerte sich Jane auch nicht darüber, dass Maura sich weigerte den rotbraunen Fleck neben der Leiche Blut zu nennen, bevor sie ihn untersucht hatte. Zumindest äußerlich geduldig ließ die Polizistin alle Vorträge über sich ergehen ohne zu unterbrechen.

Auch am nächstem Tag brachte Jane der Gerichtsmedizinerin wieder ihren Lieblingskaffee in ihr Büro und lächelte dabei. Maura berichtete von der Larve an dem Ärmel des Opfers und hielt ihr die Petrischale hin. Jane konzentrierte sich darauf die hübsche Blondine anzusehen und nicht das ihrer Meinung nach 'eklige Ding' in der Schale. „Das hier ist nicht irgendeine Larve. Das ist eine Larve eines Zweiflüglers, auch genannt Made. Im Gegensatz zu anderen Larven haben sie keine Gliedmaßen. Siehst du?", pausierte die Gerichtsmedizinerin ihren Vortrag indem sie ihrer Kollegin die Schale näher hinhielt, „Das ist gut, denn an Maden kann man den Todeszeitpunkt bestimmen."

„Aber den hast du doch schon vorher bestimmt Maura", warf Jane nun vorsichtig ein, während sie versuchte unauffällig an der Made vorbei zu gucken. „Ja, aber ich finde Larven einfach faszinierend", strahlte Maura, etwas erstaunt darüber, dass die sonst so ungeduldige Polizistin sie nicht schon eher unterbrochen hatte. Jane verzog ihr Gesicht zu einem gekünsteltem Lächeln: „Oh.Okay."

„Ich meine man kann durch sie herausfinden, wo ein Leichnam abgelegt wurde. Man kann durch die Larven sogar einige Medikamente und Gifte nachweisen, weil sie beim Fressen auch die Stoffe im Leichnam aufnehmen", erzählte Maura weiter und strich sich eine Strähne ihres honigblonden Haares hinter das Ohr.

Es ist nicht immer wie es scheint.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt