3 - Special Agent Caitlin Todd

264 11 0
                                    


*Flashback*

Dienstag, 24. Mai 2005, Washington D.C.

„Tony nimm die Feuertreppe, Kate komm mit, McGee leg los!", warf Kates Boss Leroy Jethro Gibbs mit Kommandos um sich. Ihr Ziel war es zu verhindern, dass eine Drohne den Hafen zerstören würde.
Kurz darauf waren sie schon in eine heftige Schießerei mit Terroristen verwickelt. Kate Todd blieb an Gibbs Seite um ihn zu beschützen.
Nachdem die Drohne zerstört war, sah sie plötzlich einen Schützen und warf sich vor ihren Boss. Dieser erledigte den Schützen und wandte sich dann ihr zu. „Kate!", rief er leicht panisch.
Doch die Kugel war durch ihre Weste aufgehalten worden. Gibbs atmete erleichtert auf. „Alles okay?", fragte Anthony DiNozzo mit ein wenig Besorgnis in der Stimme.
„Au", jammerte Caitlin, „Ich wurde eben aus kurzer Entfernung getroffen DiNozzo. Was glaubst du denn?"
„Dass du morgen nicht zu deinem Pilateskurs gehen wirst?", witzelte dieser. Die junge Agentin stöhnte etwas, sich diese Kugel einzufangen war, trotz Schutzweste, schmerzhafter als gedacht. Vor allem, weil sie damit auch nicht gerechnet hatte. Gibbs & Tony halfen ihr hoch.
„Personenschutz ist jetzt überflüssig Kate", stellte Gibbs fest.
„Du warst gut", lobte sie DiNozzo ausnahmsweise.
„Zur Abwechslung hat DiNozzo mal recht", bestätigte ihr Boss. Die lieben Worte der beiden ließen sie fast von ihrem Plan abweichen. Es tat ihr in der Seele weh, wenn sie daran dachte, was für einen Schmerz sie ihnen zufügen würde.
Kate lachte und beschloss einfach sarkastisch zu bleiben. „Wow ich dachte, eher würde ich sterben als ein..." in dem Moment traf sie ein falsches Geschoss in die Stirn.
Sie ließ sich auf den Boden fallen, ihr Bruder hatte eher geschossen als erwartet.
Tony und ihr Boss hielten nach dem vermeintlichen Scharfschützen Ari Ausschau, welcher allerdings sich jetzt schnell verzog. Sein heutiges Ziel war erreicht. Dass er den tödlichen Schuss aber nicht abgegeben hatte, wusste er nicht.


Was weder der Schütze, noch Tony und Gibbs mitbekamen war, dass Kate vollkommen lebendig aufstand und wegrannte. Zwei ihrer Brüder hatten eine identisch aussehende Leiche aus einem Krankenhaus hingelegt, während Kates Kugel auf der Stirn nur eine Platzpatrone war.
Genaue Untersuchungen würde Ducky nicht vornehmen, da es ja scheinbar offensichtlich war, dass es Kates Leiche ist.
Blind vor in den Augen stehenden Tränen, stolperte die Brünette mit ihren Brüdern unbemerkt zum Hintereingang des Gebäudes, wo ihr ältester Bruder Jason, welcher vorhin die Platzpatrone schoss, bereits wartete. Kaum saß sie ihm Auto, konnte sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten.
Schweigend fuhren sie aus der Stadt. Kate hatte die ganze Zeit die fassungslosen Gesichtervon Tony & Gibbs vor Augen. Das Team würde ihr nie verzeihen, dass sie ihren Tod vorgetäuscht hatte, um Ari zu entkommen. Schluchzend starrte die junge Agentin aus dem Fenster. Sie würde nie zurückkönnen. Dabei war der NCIS doch wie eine Familie für sie geworden.

Kate wusste, ihre Brüder würden dicht halten, ebenso wie ihre restliche Familie. Auch wenn sie selbst adoptiert ist, die Geschwister sind immer füreinander da. Ihre Brüder hatten Kate überzeugt, dass sie ihre Familie erst morgen in Boston erst wiedersehen würde. Die Tatsache, dass ihre Eltern und ihre Schwester Rachel erst mal glauben würden sie sei tot, war vermutlich das Schlimmste, was sie je getan hatte. Ihr jüngster Bruder legte einen Arm um seine Schwester. „Es tut mir so leid, aber es ist die beste Möglichkeit", sagte David leise und Kate lehnte sich an ihn.
Als ihre Tränen schließlich versiegten, sah die Agentin aus dem Fenster. Wie sollte sie nur mit dieser Schuld leben? Wie sollte sie es sich selbst verzeihen?
Unmengen an Gedanken rasten durch ihrenKopf, während sie schweigend weiterfuhren.


*Flashback Ende*

Vollkommen überwältigt von der Menge an Informationen starrte Jane ihre beste Freundin an.
„Du hättest es mir erzählen können", sagt sie leise und streicht ihr sanft eine Träne von der Wange.
„Es war zu schmerzhaft." Maura schaut hoch, ihre Augen glitzern verdächtig. „Außerdem wie erzählt man, dass man einen exitus letalis vorgetäuscht hat?"
Jane runzelt bei dem Fremdwort kurz die Stirn, nickt dann aber nach kurzem Überlegen. Das ist in der Tat vermutlich schwer zu erklären, denkt sie sich.
„Diese NCIS-Agents waren deine Kollegen?", fragt die Polizistin, die ihre Neugier nun nicht mehr zügeln kann, „Und DU warst Agentin?" Ihre Verblüffung ist nicht zu übersehen.
„Ja wirklich", muss Maura etwas lachen, „Ich habe sogar eine Zeit lang den Präsidenten beschützt." Jane klappt die Kinnlade herunter. Maura grinst nun ein wenig, es macht ihr Spaß ihre beste Freundin sprachlos zu sehen. Sonst hat diese schließlich immer eine Antwort auf Lager.
„Wie soll ich dich denn jetzt nennen?", fragt die Halbitalienerin schließlich.
„Maura. Das ist mein wahrer Name. Ich hieß nur Kate Todd, damit Paddys Feinde mich nicht finden", erklärt die Blondine ihr, „So zumindest hat meine Adoptivmutter es mir erzählt, als sie erfuhr, dass ich lebe. Doch da ich sowieso vorhatte herauszufinden, was meine Vergangenheit ist, hab ich mich entschieden unter meinem wahrem Namen weiterzuleben."


*Flashback*
Donnerstag, 26. Mai 2005, Boston

Kate saß in ihrer neuen Wohnung in Boston und betrachtete ein Bild von sich und Abby, bevor sie es in ihrer Schreibtischschublade einschloss. Wie es der sensiblen Goth jetzt ging, wollte sie sich gar nicht vorstellen. Wenn man sie sah erwartete man einen starken Menschen, der nichts an sich ran ließ, doch so war Abby nicht. Im Gegenteil: Sie zeigte ihre Gefühlsausbrüche deutlich.

Ein Klingeln riss sie aus ihrenGedanken. Als sie durch den Spion ihre Schwester erblickte, fiel ihr eine Last von den Schultern. Kaum war die Tür aufgerissen, ließ sie sich in Rachels Arme fallen.
„Wie konntest du mich nur glauben lassen du wärst tot?!", schluchzte Caitlins ältere Schwester.
„Es tut mir leid, es musste alle überzeugen", entschuldigt sich Kate, „Selbst Gibbs."
In dem Moment kommen ihre Adoptiveltern Constance und Arthur Isles hereingestürmt und umarmen sie fest. „Kate, Kate, Kate", Arthur schüttelte nur den Kopf.
Kates Brüder schieben alle in Kates kleines Wohnzimmer und schließen die Tür. Zu siebt war es eindeutig viel zu eng, denn ihre neue Wohnung war nunmal nur für eine Person gedacht. Auf die Schnelle war keine Größere zu bekommen gewesen.
„Also jetzt sag mir: was hast du dir nur dabei gedacht uns außen vor zu lassen?!", schimpfte Constance ein wenig und seufzte, „Wir sind alle froh, dass du lebst." Kates Familie nickte einstimmig. Kate war erleichtert, dass ihre Familie Verständnis zeigte.
Ihre Adoptivmutter sah sich um. „Du musst dich umgehend nach etwas Größerem umsehen." Sie rümpfte etwas die Nase. Daraufhin schwiegen alle. Constance war ihr Penthouse gewohnt, auch Arthur schaute sich irritiert um.
Das Schweigen wurde langsam unerträglich.
„Wo du jetzt ja einen neuen Namen brauchst: dein Geburtsname ist eigentlich Maura gewesen. Wir haben ihn geändert, weil dein leiblicher Vater ein nicht sehr guter Mensch gewesen sein soll. Wir wollten dich vor ihm schützen.Deshalb hattest du auch nie unseren Nachnamen", brach ihr Vater das Schweigen, „Achja Rachel deinen Nachnamen haben wir auch ändern lassen." Das ganze kam recht gefühllos rüber, denn Gefühlezeigen war nicht so sein Ding. Von beiden Elternteilen konnte manwenig Gefühle erwarten. Im Grunde aber liebten sie ihre Kinder, doch zeigen konnten sie es nicht gut.
Rachel und Kate schauen sich an. „Und das sagt ihr uns jetzt erst?", fragte Kate ein wenig genervt. Schon immer wollten sie wissen, wer ihre leiblichen Eltern gewesen waren. Jetzt, wo es keine Möglichkeit mehr gab legal in Datenbanken zu schnüffeln, sagten ihre Eltern ihnen so etwas?!
Die Eltern sahen ihre Adoptivtöchter entschuldigend an. „So war es sicherer", erklärte Constance Isles, „Morgen gehen wir zum Amt und werden deine neuen Papiere machen lassen... Maura Isles. Ab jetzt ist es deine Entscheidung, ob du unter dem Namen leben möchtest."
Erstaunt sah Kate auf und nickte, an den neuen Namen würde sie sich erst gewöhnen müssen.
Die sonst stets gefasste Rachel wirkte verwirrt. „Warum habe ich denn keinen anderen Vornamen bekommen?", fragte sie irritiert. „Du hast einen anderen Vater, wir wissen zwar auch hier nicht wer es ist, aber er war nie eine Gefahr", erklärte ihr Adoptivvater.

Die Brüder sahen sich an. Vermutlich sind sie froh, dass sie nicht adoptiert sind, denkt Kate insgeheim.
Kates ältester Bruder Jason mischte sichein. „Du musst dich jetzt verändern", brummte er, „Wenn du nicht willst, dass dich jemand erkennt meine ich."
Kate seufzte, während Constance und Rachel nun zum erstem Mal lächelten. Schon immer hatten sie Kates Haare machen wollen, doch diese hatte sich schon seit sie 13 war dagegen gewehrt.
„Ja los, habt Spaß..", meinte Kate augenrollend.
Constance strahlte. „Ich kaufe Blondierungsmittel", rief sie erleichtert aus und stürmte aus der Tür. Man sah ihr an, dass sie froh war den ganzen Gefühlen zu entkommen. „Bring eine Friseurschere mit!", rief Rachel hinterher. Kate stöhnte auf, jetzt würde sie auch noch eine Blondine werden.
Dann wurde die Stimmung wieder ernster.
„Was hast du jetzt vor Kate?" fragte Rachel ihre Halbschwester, die eingequetscht zwischen ihr und ihrem jüngsten Bruder David saß.
„Was meinst du?", fragte diese zurück, „Und ab jetzt bin ich Maura." Sie sah ihre ältere Schwester fragend an.
Sam stand auf. „Ich hol uns allen mal ein Bier", brummte er. Sein Vater folgte ihm in die Küche.


„Naja erst mal beruflich gesehen", meinte Rachel.
Die frisch gebackene Maura zuckte mitden Achseln. „Ich hatte noch keine Zeit darüber nachzudenken", gab sie zu, „Ich würde ja gern bei der Polizei bleiben, aber dann fliege ich vermutlich schnell auf." Sie sah traurig aus demFenster.
Rachel überlegte: „Es gibt mehrere Möglichkeiten bei der Polizei zu arbeiten. Du könntest Psychologin werden. So wie ich."
Entsetzt sah Maura ihre Halbschwester an. „Ne danke!", rief sie entsetzt, „Sorry. Ich bin froh, wenn ich selbst die Menschen versteh."
Rachel zuckte mit den Achseln. „War ja nur ein Vorschlag."
Jason grinste. „Du kannst ja auch Juristin werden", schlug er vor. Doch allein bei der Erinnerung an das langweilige Jahr musste Maura gähnen. Sie war froh gewesen, das Studium schnell abgebrochen zu haben. Jason hingegen hatte es durchgezogen.
„Oder du schnippelst an Leichen herum", witzelte David. Während alle lachten, zog Maura nachdenklich eine Augenbraue hoch. Probleme mit Leichen hatte sie ja eigentlich noch nie gehabt. Und so würde sie weiter Verbrecher überführen.
Rachel sah sie leicht fassungslos an. „Moment, du denkst da wirklich drüber nach?!", fragte sie erstaunt. Maura grinste und schwieg lieber.

Zum Glück kam in dem Moment Constance Isles zurück, so musste diese Frage jetzt nicht beantwortet werden. Allerdings war sie sich angesichts der bevorstehenden Typänderung nicht mehr so sicher, ob es wirklich Glück war.
Rachel schob ihre wenig begeisterte Schwester insBad, wo Constance bereits das Bleichmittel ausgepackt hatte. Maura seufzte und verabschiedete sich innerlich von ihren dunkelbraun gefärbten Haaren. Auch wenn ihre Naturhaarfarbe blond war, gemocht hatte sie das an ihr selbst lange nicht mehr. Doch so würde man sie hoffentlich nicht sofort als Kate Todd erkennen.
Sie setzte sich auf den Badewannenrand und bedeutete den beiden Frauen anzufangen.
Anderthalb Stunden später sah Maura in den Spiegel und zuckte zusammen. Ihre, jetzt nur noch schulterlangen, Haare waren honigblond mit ein paar helleren Strähnen.
„Fast hab ich mich selbst nicht mehr erkannt", meinte die frischgebackene Blondine und spielte an einer Haarsträhne, „Aber ich muss zugeben ihr habt das super gemacht."
Constance und Rachel grinsten zufrieden undumarmten Maura kurz, bevor sie sie ins Wohnzimmer schoben, um der restlichen Familie die neue Maura zu zeigen.

*Flashback Ende*


exitus letalis = Tod

Es ist nicht immer wie es scheint.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt