*Fortsetzung Flashback*
Kurz darauf klappte Maura ihren Laptop zu. Sie konnte sich nicht konzentrieren, immer wieder wanderten ihre Gedanken zu dem Streit mit Jane. Noch nie zuvor war sie von ihr so angeschrien worden.
Entschlossen stand sie auf und bat Susie die Berichte heute für sie zu beenden. Dann ging sie die Treppen hoch und lief zu Janes Schreibtisch. Als dieser leer war blieb sie unschlüssig davor stehen. „Falls du Jane suchst, versuch es mal bei Angela im Café", riet Korsak ihr, „Aber Vorsicht, sie hat ziemlich miese Laune." „Das ist wohl meine Schuld", murmelte die Gerichtsmedizinerin und setzte ihre Suche nach ihrer Kollegin fort.
Detective Rizzoli spürte wie ihr jemand auf die Schulter tippte und drehte sich mit finsterem Gesichtsausdruck um. Maura hätte schwören können, dass der Blick noch düsterer wurde, als Jane erkannte, wer vor ihr stand.
„Kann ich kurz mit dir reden?", fragte die kleinere Blondine eingeschüchtert. „Kein Bedarf, danke", brummte die Italienerin und drehte sich wieder um. „Bitte Jane", flehte Maura.
Diese drehte sich grimmig um. „Du hast gefragt, warum ich diese Woche so nett war. Hier hast du die Antwort: Ich hatte gehofft, dass du dich mal öffnest und dich nicht wie eine verschlossene Auster verhältst. Aber scheinbar wird sich das nie ändern und ich bemühe mich umsonst", mit diesem Gefühlsausbruch drehte sich Jane wieder um und wollte aus der Tür stürmen.
Maura hielt sie entschlossen am Arm fest. „Ich muss mich bei dir entschuldigen." Ihre Stimme brach in der Mitte des Satzes. Janes Herz zog sich zusammen, als sie das hörte. Sie drehte sich langsam um und meinte mit, mehr aufgesetzter als wirklich, finsterer Miene: „Allerdings."
„Es tut mir leid, ich habe einfach nicht erwartet, dass jemand in mir hier eine Freundin sieht. Ich dachte ihr findet mich alle seltsam", erklärte Maura schnell, aus Angst Jane würde wieder gehen wollen. Ein wenig erstaunt entgegnete die Polizistin: „Du bist vielleicht etwas faktischer als wir, aber deshalb bist du doch nicht seltsam. Nur ein wenig anders und das ist etwas Gutes."
Dr. Isles lächelte gerührt, schloss die Augen und atmete tief durch. "Kommst du mit mir mit? Ich möchte dir zeigen wo ich wohne und dann könnten wir bei mir einen Filmabend machen", schlug sie unsicher vor. Die Dunkelhaarige nickte überrascht: „Ich komme gern mit."
Maura atmete erleichtert auf. Zum Glück war Jane nicht mehr sauer auf sie. Sie wusste allerdings auch nicht, dass diese vollkommen überrascht war. Hauptsächlich darüber, dass sie zum ersten Mal sehen würde, wo Maura wohnte.So kam es, dass die beiden Kolleginnen zusammen in Mauras Auto saßen. Jane blickte gespannt aus dem Beifahrerfenster nach draußen und versuchte sich den Weg zu merken. Als sie kurz zu Maura sah, die die ganze Fahrt schwieg, bemerkte sie rote Flecken an ihrem Hals. „Bist du nervös?", fragte Jane erstaunt. „Ja", gab die Blondine zu. „Wovor? Also mich kannst du mit nichts schocken, ich bin Detective", beschwichtigte Jane sie und legte ihr vorsichtig eine Hand auf den Arm. Maura versuchte zu lächeln, was ziemlich scheiterte. Sie spürte den bohrenden Blick von der Seite, zwang sich aber nach vorne zu sehen. Sonst würde sie sich vielleicht doch anders entscheiden. Kurz darauf spürte sie, wie die Hand wieder von ihrem Arm heruntergenommen wurde. Komischerweise störte sie das.
Nach etwa zehn Minuten hielten die beiden vor einem älterem Backsteingebäude mit einer großen bunten Eingangstür an der viele Zeichnungen von kleinen Kindern klebten. „Ähm hier steigen wir aus?", fragte Jane verwirrt und öffnete die Beifahrertür. „Los komm mit", zügig betrat Maura das Gebäude und zog Jane am Arm in den Raum der sogenannten „Affenbande". Ihre Kollegin ließ sich irritiert hinter herziehen und fühlte sich recht unbehaglich, als Maura ihren Arm losließ und sie mitten in einer Gruppe drei- bis fünfjähriger Kinder standen.
„Mummy!", ertönte es da hinter den beiden Frauen. Maura drehte sich lächelnd um, kniete sich hin und ließ ein kleines blondes Mädchen in ihre Arme rennen. Jane blieb der Mund offen stehen, das hatte sie nicht erwartet. Maura hob ihre Tochter hoch und drückte sie kurz sanft an sich. Sie gab ihr ein Kuss auf die Stirn und drehte sich dann mit ihr auf der Hüfte wieder zu Jane um. Diese klappte geistesgegenwärtig ihren Mund wieder zu. In ihrem Kopf ratterte es.
„Wie war das mit dich 'kann nichts schocken' ?", grinste Maura. Die Polizistin wurde etwas rot.
„Jane: das ist meine Tochter Kelly. Kelly: das ist Jane, eine Freundin von mir.", stellte Maura die beiden einander vor. Ein Lächeln huschte über Janes Gesicht, als sie als Freundin vorgestellt wurde.
„Freut mich", Jane reichte Kelly die Hand. Diese schüttelte sie etwas skeptisch.
„Wie alt bist du denn?", fragte sie neugierig. Schüchtern, aber stolz zeigte Kelly vier Finger. Jane lächelte: „Dann bist du ja schon ein großes Mädchen." Das kleine Mädchen legte den Kopf schief und lächelte verlegen.Maura half ihrer Tochter beim Anziehen der Jacke und lächelte während Kelly sich ihre Schuhe anzog. Jane war immer noch ziemlich baff und beobachtete die beiden nur. Das Reden übernahm nun erst mal Kelly, die fröhlich von ihrem Kindergartentag erzählte, während sie an Mauras rechter Hand zum Auto lief. Jane lief auf der anderen Seite von Maura und schüttelte unauffällig den Kopf. Sie hatte zwar nie darüber nachgedacht, wie Mauras Tochter sein würde, wenn sie eine hätte, aber ziemlich sicher hatte sie so ein fröhlich plapperndes Kind nicht erwartet. Kelly schien kaum Luft zu holen, stattdessen redete sie die ganze Autofahrt durch.
Bei Maura angekommen staunte Jane nicht schlecht. Maura wohnte nicht in einer Wohnung, sondern in einem Haus.In einem Haus mit geräumigem Wohnzimmer, großer Küche, einem schickem Schlafzimmer und natürlich einem Kinderzimmer. Sämtliche Räume waren hell und stilvoll eingerichtet mit ein paar bunten Akzenten. An einigen stellen hingen Kunstwerke und standen Skulpturen. Alles in allem passte es definitiv zu ihr.
„Warum hast du uns nicht eher einander vorgestellt?", fragte Jane schließlich, nachdem sie das Essen zubereitet hatten. Noch eine Sache, die Jane nicht wusste: Maura schien Kochen zu können. „Ich hatte vermutlich Angst vor eurer Reaktion. Es hätte doch sein können, dass ihr euch nicht mögt. Ich möchte auch nicht, dass du mich jetzt anders behandelst als bisher", sagte sie während sie ihre Tochter, die übrigens mittlerweile mit ihren Erzählungen fertig war, in ihren Stuhl setzte und das Essen auf den Tisch stellte.
„Warum sollte ich negativ reagieren?", fragte Jane verwirrt. „Nunja in unserem Beruf sind Kinder nicht üblich", meinte die Mutter unsicher.
„Du machst dir zu viele Gedanken. Ich finde sie toll und das wird der Rest des Teams auch", lächelte Jane, „Ich verstehe jetzt aber, warum du nie mitkommst abends. Das würde ich auch nicht, wenn so eine süße Tochter auf mich wartet."
Maura sah ihre Tochter stolz an, während diese Jane neugierig aus ihren grünen Augen ansah.
„Sie sieht dir unglaublich ähnlich", stellte die Polizistin fest, „Die Haare hat sie eindeutig von dir. Genauso wie die niedlichen Grübchen. Nur die Augen sind grüner."
Die Blondine nickte gedankenverloren. „Du isst mit oder?", fragte sie.
Jane nickte froh über das Angebot. Sie war glücklich, dass Maura sich ihr anvertraut hatte.Später am Abend, als Kelly schlief, saßen sie zusammen auf Mauras Couch.
„Darf ich dich was fragen?", druckste Jane herum. „Seit wann fragst du vorher?", grinste Maura. „Auch wahr. Was ist eigentlich mit ihrem Vater?", fragte ihre Kollegin vorsichtig.
„Der weiß nichts von ihr und ich würde es auch nicht anders wollen", blockte die Blondine ab.
„Tschuldigung, ich hätte nicht fragen sollen", bereute Jane.
Maura seufzte: „Schon okay. Er wäre nicht bereit für ein Kind gewesen und ich wollte sein Leben und seine Karriereziele nicht durcheinander bringen."
Jane nickte, das war typisch für sie. Zuerst dachte sie immer an andere. „Wirst du es ihm irgendwann sagen?" Maura schüttelte energisch den Kopf.
„Nein, ich habe das bis jetzt auch alleine geschafft. Lieber kein Vater, als einen schlechten", verneinte sie, „Außerdem war das mit ihrem Vater damals nur ein One-Night-Stand. Und das auch betrunken."
Jane sah sie überrascht an. „Oh." Das klang so gar nicht wie die Maura, die sie kennt.
Diese sah in Richtung Kinderzimmer. „Aber ich würde es auch nicht rückgängig machen wollen. Ich kann mir kein Leben ohne sie vorstellen. Kelly hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt mit ihrer quirligen Art."
Jane lächelte, heute hatte sie noch eine weitere liebenswerte Seite an Maura entdeckt.
„Wenn du mal Hilfe brauchst, dann kannst du ja jetzt auch mich fragen", meinte sie dann.
Maura bedankte sich und umarmte sie kurzerhand. Jane erwiderte die Umarmung überrascht, noch nie hatte Maura sie umarmt. Sie strich ihr sanft über den Rücken und atmete den blumigen Geruch der honigblonden Haare ein. So blieben sie eine Weile stehen, bis sie sich langsam lösten und den Film anfingen.Seit diesem Abend sind sie beste Freundinnen.
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Es ist nicht immer wie es scheint.
FanficDas NCIS-Team erwartet eine Überraschung, als es gemeinsam mit dem Boston PD ermittelt. Die Geschichte spielt 2016 nach dem Ausstieg von Tony aus dem NCIS. Crossover von Rizzoli & Isles und Navy CIS.