Aus dem ganzen Saal ist eine gewisse Bewunderung zu spüren für Mäxchen und mich, weil wir uns so tapfer schlugen, doch ich sehe auch einige fragende Blicke die wohl neugierig überlegen, welche Offenbarungen über das wirkliche Geschehen ich diesmal zu erzählen habe. Nachdem unsere heldenhafte Beschreibung am Anfang von mir so relativiert wurde erwarten sie wohl auch jetzt, dass wir im Grunde nicht so gute Kinder waren, aber in den Außenlanden lernt man nicht nur Gehorsamkeit von Klein auf sondern auch, dass diese Welt über den Tauschhandel funktioniert. Ich will, ist ein Ausdruck den man so gut wie nie hört da er zu nichts führt, wenn überhaupt dann zu Ablehnung. Stattdessen beginnt man außerhalb der Stadt eine Bitte um etwas stets mit einem Angebot, was man bereit ist dafür zu geben.
"Für Max und mich war es eine Selbstverständlichkeit zu helfen wo wir konnten und einzubringen, was wir von unseren Eltern gelernt hatten. Außerdem gab es etwas, das wir beiden besser konnten als die Soldaten." Ich höre ungläubiges Gelächter aber auch das bestätigende Stöhnen einiger meiner Dads und grinse breit. "Wir waren die Hitze in unserer Gegend viel mehr gewohnt als der Rest des Trupps. Eine meiner ersten Fragen an die Männer war, warum wir nicht eher losgehen und uns mehr Zeit lassen, wir könnten doch Abends und Morgens je eine bis zwei Stunden zusätzlich heraus schlagen und müssten somit weniger hetzen. Ich wünschte ich könnte euch die entsetzten Blicke zeigen, die sich in mein Gedächtnis eingebrannt haben."
Bis heute macht mir große Hitze nichts aus und ich sehe zum Nordwall-Trupp der nun auch endlich weiß, wieso das so ist. "Wir haben daher einige Aufgaben übernommen, für die es nötig war in der Restwärme der Abenddämmerung schon mal hinaus zu gehen und auch wenn wir nach einer Reise noch mal für eine Kleinigkeit hinaus mussten wenn die Sonne schon aufging übernahmen wir das gerne." Die alte Truppe von damals stimmt darauf einen kurzen Halleluja-Gesang an und bringt alle, Max und mich eingeschlossen, zum Lachen.
"Bassams Idee uns dafür zu Knappen zu ernennen war nur ein weiterer seiner Scherze um die Stimmung anzuheben, doch je öfter wir einen von ihnen 'gut gemacht Knappe' sagen hörten um so mehr erkannten wir die Ernsthaftigkeit ihres Lobes dahinter." Allerdings waren spülen und Schuhe putzen nicht wirklich Aufgaben die uns - oder zumindest mich - lange beschäftigten. Doch was ich wirklich tat, wollte man den behüteten Kindern von Europa nicht zumuten. Ich mache eine kleine Pause bevor ich auch dieses Geheimnis lüfte.
"Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen war es, Armand beim reinigen seiner Waffen zu helfen" erkläre ich und erinnere mich für alle Anwesenden daran wie ich so die unterschiedlichen Waffen kennenlernte und wie man sie sicherte, entlud, auseinander baute, reinigte, wieder zusammen baute und neu lud. "Und je besser und schneller ich darin wurde um so mehr Waffen vertraute er mir an. Ich war so glücklich, als er mir Material und sogar Reserve-Munition übergab, um es für ihn in meinem Rucksack zu tragen und ich platzte fast vor Stolz, als er mir schließlich eine seiner kleineren Waffen überreichte und mir damit das Schießen beibrachte."
Im Saal erhebt sich erneut eine gemurmelte Diskussion darüber, ob man so kleine Kinder mit Waffen spielen lassen dürfte bis Armand das Mikrofon ergreift und die Menge zur Ruhe bringt. "Wir hatten diese Diskussion auch in unserer Einheit, doch ich war der Meinung - und bin es bis heute - dass man die Kinder da draußen nicht verhätscheln darf und ihnen stattdessen beibringen muss, sich selbst zu helfen statt sie nur zu beschützen. Die beiden hatten sich bereits mehrere Tage lang allein durch die Gefahren gekämpft, wieso sollte ich sie nicht dafür respektieren?" Das Mikrofon wird ihm abgenommen und eine andere, warme Stimme erklingt. "Aber ihr könnt sicher sein, dass Sam zu keiner Zeit wirklich in Gefahr war. Wenn es um seine Waffen geht ist unser Pepper ziemlich eigen." Sobald er es zurück hat erklärt er bestätigend: "Sammy zeigte schon damals alles, was einen guten Schützen ausmacht, eine ruhige Hand, ein sorgsamer Umgang mit den Waffen und ein scharfes Auge. Sie nicht an der Waffe zu trainieren wäre ein Verbrechen gewesen."
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Sam & Max ✅
ПриключенияDiese Geschichte handelt von Sam und Max Jakobi. Sie gehört zu meinem Buch "Die Scharfschützin" und ich empfehle daher, diese zuerst zu lesen. Zwar wird die Welt weitgehend im Vorwort beschrieben und soweit nötig auch innerhalb der Geschichte erkl...