Kapitel 7 - Bewährung

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Zwei weitere anstrengende Märsche lagen hinter dem Trupp und der Einsatzort nur noch eine halbe Nacht entfernt. Der Anführer besprach sich mit seinen Soldaten und man schmiedete Pläne während die Jungs aufmerksam lauschten. "Ihr beiden habt gut trainiert und wisst was ihr zu tun habt?", richtete er schließlich seine Frage an die Kinder und die nickten eifrig. Leise sein, sich versteckt halten, keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und nicht im Weg stehen, so lauteten die Anweisungen für die Kinder und man hatte es auf dem Weg hierhin trainiert. "Lassen wir einen Teil unseres Gepäcks hier?" Der Koch war nicht begeistert davon doch als Sam sich räusperte schauten ihn alle neugierig an. Sie hatten gelernt, dass dieses Räuspern meist Vorschläge oder Informationen nach sich zog, die es wert waren gehört zu werden. 

"Wir sind vor einer halben Stunde an einer Hohlbaumeiche vorbeigekommen. Wir könnten ein Teil des Gepäcks darin verstecken, Paps hat mir gezeigt, wie man sie öffnet und dann beim Wiederverschließen geschickt tarnt." Neugierig ließen sich die Männer von  Sam erklären, dass es sich bei einer Hohlbaumeiche um einen riesigen Baum handelte, der in der kargen Natur überlebte, weil er eine äußerst harte Borke besaß aber im Inneren komplett hohl war. Der Baum, den sie passiert hatten, besaß nicht - wie manch andere - eine Öffnung aber Sam wusste, woran man eine Stelle erkannte, an der man eine Öffnung in den Baum schneiden konnte ohne den Baum zu sehr zu verletzen und auch wie man das Loch mit dem ausgeschnittenen Teil wieder verschloss, so dass man es nicht mehr sah. "Wenn man lange nicht da war kann so ein Loch sogar wieder zuwachsen", erklärte er und die Männer waren daraufhin bereit, der Sache eine Chance zu geben.

Von diesem Baum aus machten sich die Soldaten auf offener Straße auf den Weg zu dem Funkturm zu dem man vor einer Weile den Kontakt verloren hatte um das Problem herauszufinden und wenn möglich zu beheben. Die Kinder folgen den Männern mit etwas Abstand und abseits des Weges versteckt im hohen Gras und hinter Büschen und Sträuchern. Das hohe Gebäude aus stabilem Stahlbeton aus der Vorzeit, dass im letzten Krieg schon als Funkturm gedient hatte, besaß keine Fenster und glatte Wände. Es ragte hoch in die Luft und auf der kleinen Plattform ganz oben befand sich die Antenne. Es gab nur eine Metalltür, die in den Turm führte und die guten Schutz vor Einbruch und gewaltsamen Eindringen bot. Aus der ferne deutete nichts auf ein Problem hin.

Die Soldaten schlugen sich daher jetzt selbst in die Büsche und verteilten sich. Sie nutzen ihre PEA, die persönlichen elektronischen Assistenten an ihren Armgelenken, die nicht nur Soldaten sondern auch alle Einwohner von Europa besaßen, um wispernd miteinander zu kommunizieren, und gaben einige Pfiffe von sich, die den Jungs ohne PEA befahlen, sich versteckt zu halten und nicht weiter vorzurücken. Neugierig lugten die Kinder durch die wildwachsende Natur doch sobald die ersten Schüsse fielen, zogen sie ihre Köpfe ein. Sam legte seinen Arm um den kleinen Bruder um ihn zu trösten, zu beschützen und ihn ruhig zu halten. Dieser zitterte zwar am ganzen Körper hielt sich jedoch tapfer. 

Das Fluchen von einem der Soldaten in der Nähe und die Tatsache, dass die anderen Geräusche jetzt von weiter weg erklangen, ließen Sam erneut vorsichtig aufblicken um sich vorsichtig umzusehen, doch was er entdeckte, ließ ihn schaudern. Die Soldaten in der Nähe des Turms waren in arger Bedrängnis und der Scharfschütze, der ungefähr auf halbem Weg zwischen den Kindern und den Kämpfenden im Gras lag, fluchte leise vor sich hin. Ihm war die Munition ausgegangen. Während er in seinen Taschen nach dem nächsten Reservemagazin suchte und dabei seinen Blick auf seinen Kameraden geheftet hielt, bemerkte er nicht, dass sich auch an ihn jemand heranschlich.

Sam dachte nicht lange nach und handelte sofort. Er zog eins der Reservemagazine, die sie für die Männer in ihren Rucksäcken trugen heraus und drückte es Max in die Hand. "Bring es ihm, aber Kopf unten halten und anschleichen", erklärte er diesem flüsternd, der entschlossen nickte und sich auf allen vieren auf den Weg machte. Die Aufgabe lenkte ihn von seiner Angst ab. Außerdem waren die Soldaten ihre Freunde geworden und durften jetzt nicht scheitern. Sam wartete bis Max weit genug von ihm entfernt war, damit die Aufmerksamkeit des nahen Angreifers, wenn er sie auf sich zog, nicht auch seinen kleinen Bruder erfasste, dann rief er dem Soldaten in letzter Sekunde eine Warnung zu. "Pass auf, Angreifer von rechts!" Der Feind wollte gerade auf den Soldaten anlegen, doch die unerwartete Kinderstimme überraschte ihn und ließ ihn herum fahren. Wütend suchte er das hohe Gras nach dem Ausrufer ab und war dadurch lange genug abgelenkt um dem Soldaten am Boden die benötigte Reaktionszeit zu gewähren. Dieser zögerte keine Sekunde, rollte sich auf den Rücken und rettete sich und die Kinder mit einem gut gezielten Schuss aus seiner Handfeuerwaffe.

Kurz darauf erreichte Max den erleichterten Soldaten, gerade rechtzeitig, damit dieser das neue Magazin in sein Scharfschützengewehr einsetzen und seinen Kameraden beistehen konnte, in dem er die Zahl der Angreifer erneut erheblich reduzierte und endlich ebbten die Wellen der Gegner ab und die letzten übrig gebliebenen Feinde flüchteten sich in die Finsternis der Nacht. 

Der Trupp begann schon bald, nach dem die letzten Schüsse verklungen waren, damit die Gegend zu sichern. Dabei fanden sie in der Nähe des Turms einen einfachen, aber starken Störsender, der die Verbindung zu diesem Funkturm unterbrochen hatte, sowie einige frisch ausgehobene Erdbunker im Umkreis, die den Gegnern als Unterkunft für die Belagerung gedient hatten. "Das war eine verdammte Falle für uns." Diese Erkenntnis, laut ausgesprochen, erschreckte die Jungs sehr. Sie wussten, dass Soldaten beschützten, befreiten und bewachten. Es war ihnen auch klar, dass sie angegriffen wurden, wo immer sie dies taten, doch Sam hatte keine Ahnung, dass es Verbrecher gab, die nicht nur die einfache Bevölkerung der Außenlande oder die Hauptstadt als Ziel hatten sondern auch auf Soldaten selbst Jagd machten. 

Mit geweiteten Augen hörten die Kinder der Nachbesprechung zum Einsatz am Ende der Nacht zu, als man wieder in der Höhle war die bereits den Tag zuvor als Unterschlupf gedient hatte. Sams größte Sorge drehte sich allerdings darum, wie sich seine Befehlsverweigerung und sein Ungehorsam auf ihre Zukunft auswirken würde. Statt sich im Hintergrund versteckt zu halten und den Soldaten nicht zu nah zu kommen hatte er Max direkt zu einem geschickt und noch schlimmer, den Befehl leise zu sein und keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen hatte er verweigert, indem er genau das Gegenteil getan hatte. Dabei hatte er weniger Angst vor der Schelte, die er mit Sicherheit erwartete, sondern mehr von den Konsequenzen, die ein solches Fehlverhalten mit sich bringen könnte. Er wusste, mit seiner Aktion könnte er sich das Recht, nach Europa gebracht zu werden, verspielt haben doch andererseits würde er es jederzeit wieder tun um die Männer, die ihnen so geholfen hatten, zu retten.

"Max hat sich bestmöglich an deine Befehle gehalten ohne seine Aufgabe als Knappe zu vernachlässigen. Ihm gehört ein Orden verliehen," nahm der Scharfschütze die beiden in Schutz als ihr Fehlverhalten zur Sprache kam. Der Anführer starrte seinen Kameraden überrascht an, dann entschloss er sich dazu, sich Sams Einsatzbericht anzuhören. "Ich weiß nicht, ob ihr auch ohne den Scharfschützen am Turm hättet siegen können, aber seinem Fluchen nach zu urteilen sah es nicht gut aus. Er brauchte Munition und Max musste aus dem Weg, bevor ich die Aufmerksamkeit auf uns zog, deshalb habe ich ihn mit der Munition losgeschickt. Max ist gut darin sich unbemerkt durchs Gras zu schleichen." Max nickte heftig als er erklärte: "Ich hab auch aufgepasst und einen Bogen geschlagen, damit der Soldat zwischen mir und dem Feind war." Dafür erhielt er ein lobendes Schulterklopfen des Mannes, dem er geholfen hatte.

"Der Feind brachte seine Waffe in Anschlag und ich behielt meinen Kopf unten, machte mich so klein wie es ging und bewegte mich nicht, als ich meine Warnung in die Luft schrie. Ich wusste, dass ich mich in Gefahr brachte, aber die Chance, dass er mich entdeckte war gleich 0, die Chance dass er einfach in meine Richtung schoss war genauso groß wie die Möglichkeit, dass er seine Munition lieber sparte und die Gefahr getroffen zu werden war eine Frage von Glück oder Unglück. Andererseits, wenn ich nichts getan hätte ..." - "Wäre ich jetzt tot", ergänzte der Soldat und klopfte nun auch Sam anerkennend auf die Schulter. Daraufhin stimmten auch die anderen Männer in das Lob ihres Kameraden für die Kinder mit ein. "Sam hat sich als hervorragender Soldat erwiesen, als er die Situation eingeschätzt und genau zum richtigen Zeitpunkt gehandelt hat. Wenn wir versagt hätten, wäre es den Jungs noch schlechter ergangen. Also haben sie dafür gesorgt, dass wir nicht versagten und sich somit auch selbst beschützt, dass kannst du ihnen nicht zum Vorwurf machen."

Schließlich gab auch der Anführer zu, dass er richtig gehandelt und sich damit beide den Respekt, das Vertrauen und den Geleitschutz nach Europa verdient hatten.

Schließlich gab auch der Anführer zu, dass er richtig gehandelt und sich damit beide den Respekt, das Vertrauen und den Geleitschutz nach Europa verdient hatten

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Sam & Max ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt