Epilog Sam

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Nachdem sich Ruth wieder zurück gezogen hat und auch Maxine mit Frank in einem der Zimmer des Hotels verschwunden ist, bilden sich die Gruppen neu. General Fischer steht mit Oberst Bauer und seinem neuen Adjutanten zusammen und unterhält sich mit ihm über die von mir angesprochenen Probleme an diesem Abend. Ich bin mir fast sicher, dass es die Soldaten, die ihre Macht im Außenland missbrauchen, bald nicht mehr so einfach haben werden wie bisher. Was die Aufnahme von Kindern in Europa angeht werden wir wohl eher einen viel längeren Weg gehen müssen, aber ich habe auch dafür bereits ein paar Ideen die ich vorschlagen werde, sobald die Zeit dafür reif ist. 

In der Mitte des Saals hat sich eine große Gruppe zusammengefunden, bestehend aus meinen Dads, den Mitgliedern meines aktuellen Elitetrupps und den drei Anführern, die im Moment mit mir zusammen für Nordwall verantwortlich sind. Zwischen ihnen findet ein reger Austausch über das Soldatenleben im allgemeinen und das Zusammenarbeiten mit mir im Besonderen statt. Ich stehe dabei und lausche den angeregten Unterhaltungen. Es ist lustig, wie sie gegenseitig versuchen, Informationen über mich von der anderen Seite zu erfahren, ohne selbst zu viel von ihrem Wissen über mich preis zu geben. Vor allem aber ist es befriedigend, dass mir diese Männer so Loyal gegenüber stehen. Mirko ist seit unserem Kampf gegen die Veliveri nicht mehr von Enjos Seite gewichen, dem es langsam besser geht. Es ist schön zu sehen, dass beide überlebt haben und sich nun nur noch näher stehen als vorher, doch auch traurig, dass sie nicht mehr mit mir zusammen auf Einsätze gehen. Sie haben sich vor kurzem entschieden, nicht wieder nach Nordwall zurück zu kehren und das Angebot vom Kommandanten in Middtown angenommen, der ihnen eine dauerhafte Position in seinen Reihen angeboten hat. Da ich aufgrund meiner neuen Stellung jedoch häufiger in ihrer Basis bin kann ich zumindest die Freundschaft mit den beiden halten und intensivieren.

Henrik, Farin, Erol, Dimitri und Raffael sind noch immer ein festes Team, zu dem sich mittlerweile auch Eric Hollander gesellt hat. Ich arbeite viel mit Kai zusammen, da er mein Interesse daran teilt, für die Townsies und andere Bewohner von Britanika das Leben zu verbessern. Fjalar hat in Samuel Rubin einen neuen Freund gefunden. Der Agent hat sich bei uns beworben und Aufgrund seiner Fürsprache und den Ereignissen mit den Verliveri waren Mark und Sebastian bereit, ihm eine Chance zu geben. Ich bin gespannt, ob er mit den Regeln und Grenzen im Militär zurecht kommen wird. Aktuell sind wir vor allem auf der Suche nach einem neuen Sprengstoffexperten und zwei weiteren Soldaten, die den Elitetrupp wieder voll Einsatzfähig machen. Während ich mit all diesen Jungs zusammen stehe und über die Bewerber ins Eliteteam diskutiere nehme ich aus den Augenwinkeln wahr, dass sich zwischen den Männern, denen meine besondere Liebe gehört, interessante Gruppen gebildet haben. Leise entschuldige ich mich bei der Truppe und nähere mich der ersten Gruppe.

Es wundert mich überhaupt nicht, dass Alex mit Bassam zusammen steht und die beiden sich gegenseitig Witze erzählen. Eher überrascht bin ich, dass Habbo dabei steht und sie amüsiert beobachtet. "Hey, alles in Ordnung hier? Brauchst du Verstärkung?", frage ich den Rothaarigen doch der lacht nur. Ich finde es immer wieder lustig, dass er wie der Kobold aussieht, der in Bassam steckt. Zwei Himmelblaue Augen sehen mich flehend an und ich öffne meine Arme für ihn in die mein Engel sofort hinein fliegt. "Ah, so ist das also" grinst Habbo während meine Umarmung den ewig zappelnden und Unsinn plappernden Alex sofort beruhigt. An meine Seite gekuschelt erklärt er: "Die beiden überlegen, demnächst in Rente zu gehen, sind sich aber uneinig darüber, wie sie sich das Leben nach der Armee vorstellen", erklärt er mir und Cicero schaut mich aus zu Schlitzen verengten Augen an. "Hey, was hast du mit ihm gemacht?"

 Ich lache fröhlich und gehe nicht weiter darauf ein. "Also lass mich raten. Mister van Dyke  überlegt, ob er sich in Europa eine der großen Suiten direkt unter einem Parkdach leisten kann um dort seine Memoiren zu schreiben und unser Ciceron will sein ganzes Geld dafür nutzen, um eine der anderen großen Städte zu besuchen?" Drei Augenpaare sehen mich erstaunt an, Alex voller Bewunderung, Bassam ziemlich kritisch und Habbo eher stolz. "Woher weißt du das?", fragt Alex und Bassam wiederholt die bewundernden Worte in einem eher vorwurfsvollen Ton und hängt ein, "hast du etwa gelauscht?", hinten dran doch Habbo lacht nur. "Du hast dich wirklich gut gemacht, Sam. Ich bin so stolz auf dich." Ich lache und drücke Alex kurz meine Lippen auf seine. "Ich lass euch dann mal wieder alleine und sehe nach den anderen.

Neugierig nähere ich mich der nächsten Gruppe, nachdem ich mich von Alex gelöst habe, der sofort wieder anfängt mit Cicero Witze auszutauschen, was Habbo kopfschüttelnd zum Lachen bringt. Tassilo in Armands Armen zu sehen ist immer wieder ein Erlebnis. Wer die beiden nicht kennt würde sofort vermuten, dass Tozzo ihm unterwürfig ergeben ist und wenn er dabei noch ein Kleid und Schminke trägt, was er in seiner Freizeit wirklich gerne tut, als Soldat aber nur, wenn er Undercover gehen muss, festigt sich dieses Urteil um so mehr, doch nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein, denn Tassilo weiß ganz genau was er will und Armand ist nur zu gern bereit, es ihm - was immer es ist - zu geben. 

Ich reiche Mark meine Hand der sie sofort ergreift und seine Finger mit meinen verschränkt. Lächelnd sehen wir uns erst fragend an, dann nähern sich unsere Köpfe und wir tauschen einen süßen Kuss miteinander aus. "Worüber sprecht ihr?" Die drei Männer blitzen mich fröhlich an. "Über die Liebe und feste Beziehungen innerhalb der Armee" klärt Mark mich auf und Tassilo quietscht vergnügt auf als er begreift: "Oh, jetzt verstehe ich, du weißt tatsächlich wovon ich rede." Mark grinst frech zurück. "Letztlich kann man sich nicht bewusst dafür entscheiden, wohin die Liebe fällt, oder?" Pepper knurrt nur ein "So wahr!", es klingt als ob er es jeden Tag bereut in Tozzo verliebt zu sein aber ich weiß mit Sicherheit, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Spielerisch drohe ich ihm mit dem Zeigefinger. "Immer schön brav sein, Pepper", dafür erhalte ich ein weiteres knurren. Lachend verabschiede ich mich um die dritte Gruppe ebenfalls mit meiner Präsenz zu beehren.

Ohne die drei in ihrer Unterhaltung zu unterbrechen stelle ich mich neben Sebastian und lausche dem Austausch. Auch hier geht es darum, dass Veliko und Damien die aktive Tätigkeit im Einsatz endlich niederlegen wollen, doch statt sich auf einen Altersruhesitz zurück zu ziehen planen sie eher, als Ausbilder weiter tätig zu sein. Sebastian scheint ihnen einen Platz in Nordwall anzubieten und das erfüllt mein Herz mit Glück. Endlich bemerkt er mich, legt seinen Arm besitzergreifend um meine Hüfte und zieht mich näher um mir einen Kuss auf die Lippen zu pressen, dem ich mich augenblicklich hingebe, solange er andauert. "Spielst du mit diesen Männern, Sam?" Die strenge Frage Dedikos, nachdem der Kuss beendet ist, lässt mich nur mit den Achseln zucken während Bastian die Frage mit einem Schnauben beantwortet. "Eher spiele ich mit ihr." Damien zwinkert mir zu und klopft Veliko auf die Schultern. "Lass gut sein, Daddy, ich schätze sie hat alles im Griff." Der Anführer funkelt ihn erst böse an, doch dann seufzt er auf. "Was hast du schon wieder bemerkt, was mir entgangen ist?" Wir lachen gemeinsam.

Aus den Augenwinkeln sehe ich den General und Oberst Bauer winken. "Ich geh mich eben verabschieden" flüstere ich Sebastian zu, der nickt und mich loslässt, bevor er sein Bewerbungsgespräch mit meinen Dads fortsetzt. Auf dem Weg zu meinen Vorgesetzten erhasche ich einen flüchtigen Blick auf den Adjutanten der gehässig grinst. Wenn ich mich nicht ganz täusche hofft er, jetzt doch noch Genugtuung zu erfahren. Sicher rechnet er damit, dass der General mich zur Rede stellt für meine Herausforderung während meiner Vorlesung oder vielleicht auch, weil ihm aufgefallen ist, mit wem ich alles Küsse ausgetauscht habe. Ich muss mein Lachen zurückhalten, als ihm alles aus dem Gesicht fällt weil der General mich stattdessen in eine Bärenumarmung zieht. "Samantha Jacobi, unser bestes Pferd im Stall. Vielen Dank für diesen tiefen Einblick in deine Vergangenheit, du hast mir heute einiges zu Denken gegeben." Auch Bauer klopft mir väterlich auf die Schulter. "Erstaunlich, dass so ein Mädchen aus dem Außenland, welches es normal nicht mal in unsere Stadt geschafft hätte, eine Soldatin geworden ist, der ich mehr vertraue als den meisten Anderen in diesem Verein." Die beiden Männer verabschieden sich lachend von mir und verlassen die Party mit einem verwirrten Adjutanten im Schlepptau.

Ich drehe mich um und schaue auf die Männer, die meine Familie sind und ich weiß, dass ich mich glücklich schätzen kann. Leise ziehe ich mich an die Bar zurück um sie von dort aus zu beobachten. Ich hab heut lange genug im Mittelpunkt gestanden. Mit der Theke im Rücken und den Ellenbogen rückwärts darauf abgestützt schaue ich mir das Getümmel an und genieße den Ausblick. Dies ist die beste Jahresfeier die ich je hatte.

Sam & Max ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt