Kapitel 3 - Begegnung

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Aus ihrem kleinen Versteck innerhalb der Höhle beobachtete und belauschte Sam die Soldaten um sich ein Bild von ihnen zu machen. Schnell machte er den Anführer im Trupp aus. Er war größer als die meisten anderen und gab eindeutig die Befehle die von den anderen ohne zu murren umgesetzt wurden. Soweit er es erkennen konnte, waren es allesamt gute Befehle dessen Sinn nachzuvollziehen war und er stand auch nicht nur herum und kommandierte sondern legte selbst Hand an. Die anderen schienen ihn zu respektieren. Auch die Art wie sie sonst miteinander sprachen zeugte von einer guten Stimmung und gegenseitigem Vertrauen. 

Als der nächste Tag anbrach dämmerten die Kinder noch mal ein und das war gut so, denn sie würden Kraft brauchen für ihren weiteren Weg. Doch der Geruch von gebratenen Eiern und Speck riss sie in der Abenddämmerung wieder aus ihrem Schlaf. Noch einmal beobachteten sie die Männer aus dem Versteck heraus und Sam erkannte, dass immer einer am Höhleneingang Wache stand und entdeckte einen anderen, der in ihrer Nähe etwas abseits der Gruppe saß und seine Kameraden beobachtete, sich aber nicht selbst in die Gespräche einbrachte. Als er den Magen seines kleinen Bruders neben sich laut knurren hörte war er bereit, eine Entscheidung zu treffen und die Männer um Hilfe und Schutz zu bitten. Der viel zu leere Rucksack und der weite Weg der noch vor ihnen lag bestärken ihn zusätzlich darin, dass diese Soldaten ihre letzte und einzige Chance sein könnten den Wunsch der Eltern zu erfüllen. "Komm mit Max, bleib nah bei mir und sag kein Wort.", flüsterte er dem Kleinen zu, der  mit großen Augen und hoffnungsvollem Blick nickte und sich genau an die Anweisungen seines Bruders hielt dem er blind vertraute.

Leise krabbelten die beiden aus ihrem Versteck und schlichen näher an die Gruppe die um einen kleinen Solar-Kocher herum saß und auf die Pfanne darauf mit den vor sich hin brutzelnden Eiern starrten, um sich dort direkt vor dem Anführer aufzubauen bevor sie sich mit einem Räuspern bemerkbar machten. Die Männer waren weder erschreckt noch überrascht und Sam hatte den Verdacht, dass sie ihn längst bemerkt hatten, denn bis auf den Anführer erhob sich niemand von ihnen. In ihren Blicken lag jedoch großes Erstaunen, besonders als sie den Kleineren der beiden entdeckten. Damit hatten sie dann wohl doch nicht gerechnet. "Wer seid ihr, woher kommt ihr, wie kommt ihr hierher und was habt ihr vor!" 

Die Worte waren keine Frage sondern ein Befehl von einem Mann der Antworten verlangte und Sam reagierte instinktiv auf dessen fordernde Art. Er straffte seine Schultern, stellte sich etwas gerader hin, und antwortete so ehrlich wie es ihm möglich war. "Mein Name ist Sam Jakobi und dass hier ist Max. Wir sind Geschwister und unser Heim wurde Überfallen, ausgeraubt und niedergebrannt. Wir sind auf dem Weg um in Europa um Asyl zu bitten." Mutig sah er dabei dem Anführer direkt in die Augen und wich seinen nach Wahrheit oder Lüge suchenden Blicken nicht aus. Trotzdem musste er einmal schlucken bevor er ergänzte: "Wir bitten euch um Schutz und Hilfe." Die Augen des Mannes verengten sich und musterten die Kinder noch eine Weile, doch seine Gedanken blieben ihnen verborgen. Dann sah er fragend seine Kameraden an. Sam beobachtete fasziniert wie zwischen den Männern scheinbar ein wortloser Austausch statt fand. Da wurde eine Augenbraue hochgezogen, ein Nicken angedeutet, eine Faust geballt. Erst das erneute Knurren der beiden Kindermägen schien dafür zu sorgen, dass die Männer sich zu einer Entscheidung durchrangen.

"Wenn ihr mit uns geht, dann werdet ihr euch, wie alle anderen auch, meiner Führung unterordnen müssen. Ihr werdet dann ebenfalls zu Soldaten meines Trupps. Wenn ich euch etwas befehle, werdet ihr es tun, ohne Diskussion, ohne Verzögerung und ohne Murren. Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr sie stellen und wenn es möglich ist, werdet ihr Antworten bekommen. Wenn wir Fragen stellen, werdet ihr sie ebenfalls sofort und wahrheitsgemäß beantworten. Unter dieser Voraussetzung werden wir euch den Schutz gewähren, um den ihr gebeten habt. Wenn ihr es schafft auf unserer Reise unser Vertrauen und unseren Respekt zu erlangen, dann werden wir euch außerdem auch helfen. Das liegt ganz bei Euch. Einverstanden?" Der Anführer streckte seine Hand aus und hielt sie dem älteren Jungen entgegen, der hatte seine Entscheidung längst gefällt und schlug daher sofort ein. "Hast du gehört Max? Du musst auf diese Männer hören und gehorchen damit wir gerettet werden." Der kleine Bruder nickte aber seine Augen waren starr auf die Eier gerichtet, die jetzt fertig waren und zu verbrennen drohten. Doch einer der Soldaten nahm sie genau zur richtigen Zeit von der Platte und verteilte sie auf die Teller, die ihm von seinen Kameraden daraufhin hingehalten wurden. 

Einer von ihnen hatte erbarmen und kramte einen weiteren Teller aus seinem Gepäck. Etwas Rührei und für jeden eine Scheibe Brot landeten darauf und wurden Sam gereicht, der es mit einem ehrlichen "Dankeschön" annahm. Dann holte er die Dose mit der Gemüsepaste seiner Mom  sowie ein Küchenmesser und zwei Löffel aus dem Rucksack und schmierte die Pesto dünn auf die Brotscheiben, bevor er sie dem Mann, der ihm den Teller überreicht hatte, ebenfalls anbot. Dies sorgte dafür, dass die Männer anerkennend nickten und sich endlich auf ihr Essen konzentrierten. Die Paste wurde weitergereicht und der Inhalt des Behälters war deutlich dezimiert, als er Sam zurückgegeben wurde, doch der steckte sie ohne jegliche Reaktion einfach wieder ein. Sie waren jetzt ein Team und da teilte man.

Einen Moment sahen die Soldaten den beiden zu, wie sie ihr Essen vertilgten. Dann begann der Anführer damit, sie über ihren Herkunftsort, die Banditen, ihre Reise und alles andere zu befragen. Sam gab bereitwillig Auskunft nur Max warf bei der Frage nach ihrem Zuhause ängstlich seine Bedenken ein. "Sam, das darfst du doch nicht erzählen." Die neugierigen Blicke der Soldaten ruhten auf den beiden Kindern und warteten eindeutig gespannt darauf, wie Sam reagieren würde, doch der löste die Situation souverän. "Ach Max, es gibt keine Zuhause mehr, dass wir noch beschützen müssten, daher ist es okay, alles zu erzählen."

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Sam & Max ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt