Kapitel 8 - Belohnung

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Nachdem die Soldaten die Bunker zugeschüttet und den Störsender abgebaut und in Einzelteile zerlegt hatten, die sie leichter in ihrem Gepäck verstauen und transportieren konnten, machte sich die Gruppe endlich auf die Heimreise nach Europa. Zwischen den Jungs und den Männern gab es nun eine Verbindung aus Vertrauen und Respekt und jeder Einzelne war bereit, seine Versprechungen gegenüber dem Anderen einzuhalten. Sam hatte gelernt ein guter Soldat zu sein und sich den Befehlen des Anführers zu unterwerfen ohne sein eigenständiges Denken zu verlieren und Max nahm seine Aufgabe als Knappe bis zum Schluss sehr ernst. Damit hatten sie starke Verbündete für ihre Zukunft erhalten, denn die Soldaten ließen ihr Versprechen, sie nach Europa zu bringen, nicht an den Toren der Stadt enden. 

Am Stadteingang begutachtete man die Kinder misstrauisch, doch eine Durchsuchung durch das Sicherheitspersonal der Stadt verhinderte der Anführer des Trupps mit einem knappen Befehl. "Diese Kinder transportieren Militärgut für uns und ich kann daher nicht zulassen, dass sie Hand an sie legen. Wir werden uns um sie kümmern." Die anderen Soldaten nahmen die Kinder in ihre Mitte und erklärten feierlich. "Wir übernehmen die Verantwortung." Daraufhin ließ man die Gruppe durch, die sich direkt auf den Weg zum Militärgebäude machte um ihre Berichte abzugeben und ihre Vorgesetzten über die Situation und die Kinder zu informieren. 

Der oberste Befehlshaber der Truppen in Europa hörte sich alle Berichte genau an, bevor er auch die Kinder befragte. Seine letzte Frage ging schließlich an Sam. "Ist es wahr, dass du meinen Soldaten das Leben gerettet hast?" Sam sah ihm offen und direkt in die Augen. Er hatte Haltung angenommen und straffte seine Schultern. "Nein Sir." Die Augen des Mannes wurden groß und die Soldaten um ihn herum unruhig. "Nein?" Der fragende Blick  traf auf einen stoischen kleinen Mann, der sich nicht beirren ließ. "Ihre Soldaten haben uns geholfen, als wir darum gebeten haben und dafür gefordert, dass wir ein Teil des Trupps werden. Wir haben lediglich unseren Teil im Team getan, damit wir unseren Auftrag erfolgreich beenden konnten."

Das zauberte ein zufriedenes Grinsen auf das Gesicht des bis dahin so ernst dreinblickenden Mannes. "Jetzt verstehe ich", sagte er nicht nur zu Sam sondern auch zu dem Anführer der nur nickte. "In Ordnung, ich werde ein paar Anrufe tätigen und alles Behördliche einleiten. Aber die Armee wird nicht als Vormund für diese Kinder anerkannt werden, dafür müssen sich Personen bereit erklären." Der Anführer nickte. "Ich bin bereit ihr Vormund zu sein", erklärte er und es folgte ein Echo, dass sogar die Kinder überraschte. "Ich auch", erklang es vielstimmig von den anderen Kameraden und Sam schluckte, weil sich ein Kloß in seinem Hals gebildet hatte. "Danke", flüsterte er nur bevor er sich umsah und die Männer, die geschlossen hinter ihnen standen, einen nach dem anderen ansah um seinen Dank für jeden einzelnen zu wiederholen.

Nichtsdestotrotz erwartete die Kinder eine regelrechte Odyssee als sie von einer Einrichtung in die nächste gebracht und zwischen den Ämtern hin und her gereicht wurden, doch zu keiner Zeit standen sie ohne mindestens einen der sechs Männer an ihrer  Seite da. Sam musste noch nie so viele Fragen beantworten, wie in dieser Zeit. Verwaltungen und Ämter wollten wissen, woher sie kamen und was sie einmal werden wollten, das Militär wollte alles wissen, was er über die Verbrecher erzählen konnte, die seine Familie überfallen hatten und die Schule wollte den Wissensstand prüfen um zu sehen, in welcher Klasse er eingeschult werden könnte. 

Das Jugendamt reagierte zunächst ablehnend auf die Idee der Vormundschaft durch die Soldaten und insbesondere den kleineren der zwei Jungen wollten sie lieber zur Adoption in eine Familie geben, damit er sich einleben und die Werte eines Europäers kennenlernen könnte. "Die Kinder benötigen ein stabiles Umfeld und können nicht weiterhin herumgereicht werden", argumentierte die Jugendschutzbeauftragte im Gespräch mit einem Richter und allen Beteiligten. "Wir haben bereits eine Wohnung beantragt, die uns zugesprochen wird, sobald die Einbürgerung erfolgt ist", erklärte einer der Soldaten und der von ihnen engagierte Rechtsvertreter erläuterte ergänzend: "Die Kinder werden ein festes Zuhause haben. Die beiden auseinander zu reißen und in fremde Familien zu stecken ist das Gegenteil von Stabilität, denn die Kinder vertrauen einander, stehen sich sehr nah und haben eine Beziehung zu den Soldaten aufgebaut, die man nicht so einfach zerstören sollte, so kurz nach dem sie ihres Lebensraumes und ihrer Eltern beraubt wurden." Der Anwalt, den die Männer engagiert hatten war gut und das Bild von Kindern, denen man erneut alles nahm, was sie hatten ließ nicht einmal die Jugendschutzbeauftragte kalt. 

Dennoch gab sie nicht so schnell auf. "Sie gehören alle dem selben Trupp an, das bedeutet, wenn einer von ihnen weg muss, sind alle weg und die Kinder allein. Wer kümmert sich dann um sie und wer fängt die Kinder auf, wenn ihnen etwas zustößt?" Die Soldaten waren bereits alle angehört worden und nun rief der Anwalt eine weitere Person zu den Gesprächen dazu. Max jauchzte auf und sprang der Frau freudestrahlend in die Arme. "Mom oh Mom, mach dass sie uns nicht trennen, bitte." Die Frau seufzte nur und drückte das besorgte Kind in ihre Arme. "Ich wurde letzten Monat von den Soldaten engagiert, mit dem Auftrag die beiden kennen zu lernen und bin bereit, die Rolle der Pflegemutter für sie zu übernehmen." Die Frau hatte ebenso schwarze Haare wie Sam, auch wenn sie kleiner und molliger war als dieser. Außerdem hatte sie eindeutig erste Beziehungen zu Max aufgebaut und sie war dem Jugendamt bereits bekannt, da sie schon öfter als vorübergehende Pflegestelle für andere Kinder gedient hatte. Vor allem aber war ihre Treue zu Europa und ihre Abneigung gegenüber Soldaten dem Gericht wohlbekannt. Mit dieser Pflegemutter war nun auch das Jugendamt einverstanden denn sie würde besonders dem Großen sicher bald jegliche Ideologien aus dem Außenland ausreden und eine Bindung zur Stadt außerhalb des Militärs sicherstellen.

Die Verwaltungsbehörden waren erst ebenfalls skeptisch, dann aber bereit sich darauf einzulassen als ihnen klar wurde, dass sie sich andernfalls mit dem Militär in einer Sache anlegen müssten, die es nicht wert zu sein schien. "Einer dieser Männer muss der eingetragene Vormund sein, der kann die anderen dann ebenfalls als Mitspracheberechtigte benennen, aber sein Wort gilt im Streitfall." Sam und Max standen in einem Ehrfurcht auslösendem großen Saal vor einem bedrohlich wirkenden Richter hinter einem beängstigenden Schreibtisch und hatten doch keinerlei Angst, dank der Männer, die hinter ihnen standen und ihnen den Rücken stärkten. Natürlich war es der Anführer des Trupps, der einen Schritt vor trat um sich neben Sam zu stellen und dafür zu melden und Sam beeilte sich, die große Hand des Mannes an seiner Seite zu ergreifen um zu zeigen, dass er damit einverstanden war. Nicht zuletzt beseitigte ihre äußerliche Ähnlichkeit und ihre offensichtliche persönliche Nähe auch den letzten Zweifel des Amtsträgers. 

"In Ordnung, dann ernenne ich hiermit Sam und Max zu Bürgern der Stadt mit allen Rechten und Pflichten. Die Vormundschaft haben die Soldaten, die Pflegschaft übernimmt die engagierte Pflegemutter", erklärte der Richter und schlug mit dem Hammer auf eine metallene Unterlage auf dem Tisch um seine Entscheidung zu bekräftigen. Dann beugte er sich über den Tisch um vor allem Sam intensiv anzusehen. "Lass mich diese Entscheidung niemals bereuen!", drohte er regelrecht doch Sam nahm die Haltung eines Soldaten an, salutierte und erklärte zackig: "Versprochen, Sir." Und die Soldaten um ihn herum salutierten ebenso wie der kleine Bruder und alle riefen im Chor: "Danke, Sir!"

Und so wurden die Kinder aus dem Außenland anerkannte Bürger in Europa und die Maskottchen der Armee. Sie konnten in Sicherheit heranwachsen und ein wichtiger Teil der Gesellschaft werden und da sie sicher noch nicht gestorben sind, leben sie vermutlich noch heute mitten unter uns.

E N D E

E N D E

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