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„Happy Birthday mein Schatz", begrüßt mich meine Mutter. Mir geht es etwas besser, der erste Chemozyklus ist geschafft und bevor der Zweite in Angriff genommen wird, gönne ich Kidd und mir eine kleine Pause. 

Sie drückt mich nur ganz leicht an sich, als hätte sie Angst, dass sie mir etwas bricht. Ich kann es ihr nicht verdenken, denn die Chemotherapie hat ihre Spuren hinterlassen. Ich bin ein Schatten meiner selbst, dünn, ausgezehrt und auch wenn es mir etwas besser geht, so spüre ich noch immer die Auswirkungen der Medikamente. 

Die durch meinen Körper gespült wurden, um mich von all den todbringenden Zellen zu befreien, die sich zur Aufgabe gemacht haben mich zu töten, und zwar in Höchstgeschwindigkeit. Doch ob es hilft, können nicht einmal die Ärzte sagen. 

„Danke Mom", sage ich und lächle sie an. In ihren Augen kann ich mütterliche Liebe und Besorgnis schimmern sehen und Schmerz über die Krankheit, die ihre Tochter durchstehen muss. 

„Geh schon mal vor, ich komm dann gleich nach", sage ich zu ihr und lächle noch immer, als ich sehe, wie sie das Haus betritt. 

Die Sonne scheint, lieblich und scheu wärmen ihre Strahlen mein Gesicht. Ich schließe die Augen und genieße das Gefühl auf meiner kränklich blassen Haut. 

Ich öffne sie wieder und mein Blick fällt auf den Ring an meinem Finger. Er funkelt wunderschön. Wie wunderschön er doch ist, schießt es mir durch den Kopf und erinnert mich an den Tag unserer Hochzeit. 

Es war ein sonniger Tag im Juli. Die Hitze machte uns zu schaffen und der Himmel erstrahlte in voller Pracht. Keine einzige Wolke war zu sehen und glich einem Gemälde. 

Ich trug ein leichtes Kleid aus weißem Chiffon und darüber sah man Spitze in einem floralen Muster, welches sich über das ganze Kleid zog. Es war traumhaft und ideal für die Temperaturen. Doch ich spürte die Hitze nicht, ich war in einer Seifenblase gehüllt, die mich die ganze Zeit umgab.

Mich und meinen Ehemann. Kidd. Den besten und schönsten, den einfühlsamsten und geduldigsten Mann auf der ganzen Welt. 

Ich glaube ich war noch nie so glücklich wie an diesem Tag vor zwei Jahren, als wir noch nichts von meiner Krankheit gewusst haben. 

Wir waren so unbeschwert, als könnte uns nichts in dieser Welt schaden. Doch wie so oft im Leben hat uns das Schicksal mit all seiner Kraft eingeholt, aber nicht zu Fall gebracht.
„Lilly?", reißt mich Kidds besorgte Stimme aus meinen Gedanken heraus. 

Ich will ihm antworten, ihn anlächeln und ihm sagen, wie sehr ich ihn liebe, doch ich kann nicht. Denn urplötzlich überkommt mich das Gefühl von Schwäche, sodass ich ins Wanken gerate und die ganze Welt beginnt sich zu drehen. 

Keuchend taumle ich nach vorne und spüre den geschockten Blick meines Ehemannes auf mir ruhen und ehe ich weiß was passiert, kippe ich vornüber und falle auf die Knie. Spüre den groben Kies unter mir, der sich in meine dünne Haut gräbt. 

Doch mein Blick bleibt auf Kidd hängen und bevor er bei mir ist, gebe ich dem Gefühl der Schwäche nach und schließe die Augen. Höre seine Stimme und lächle, lächle über die Wärme, die sie in mir auslöst und die mich tröstend umhüllt, wie die Federn eines Schwanes. Der Wind weht mir ins Gesicht, eine leichte Brise, die nach Salz und Algen riecht. Hier an der Küste fühlt sich das Leben viel leichter an als in der Stadt.

***

Ich streiche mir eine Strähne hinters Ohr und schaue nach links, betrachte Kidds Profil und kann es nicht glauben, dass es bereits über ein Jahr her ist, seitdem wir uns getroffen haben. Die Weihnachtsfeiertage sind vorbei und das neue Jahr ist bereits angebrochen, doch wir haben uns entschieden noch etwas hier zu bleiben.

Kidd hat Verwandte, die auf dem Land leben und uns eines ihrer Gasthäuser zur Verfügung gestellt haben. Sie sind so freundlich, alle in seiner Familie sind gütig und freundlich. Kein Wunder ist er der aufmerksamste Mann, den ich kenne. 

„Was ist?", fragt er mich mit sanfter Stimme, und reißt mich somit ins Hier und Jetzt zurück. Lächelnd drehe ich mich zu ihm um und streichle seine Wange, fühle wie die Liebe zu ihm stetig wächst und küsse ihn sanft auf den Mund. 

„Ich liebe dich, Kidd", flüstere ich an seine warmen und sanften Lippen. Spüre wie er lächelt und erwidere es, öffne die Augen und löse mich von ihm.

„Und ich liebe dich, Lilly", erwidert er und geht vor mir auf die Knie. Sprachlos schaue ich ihn an und kann nicht glauben was hier passiert. 

„Lilly, ich weiß wir kennen uns noch nicht lange, aber ich habe das Gefühl dich bereits mein ganzes Leben lang zu kennen. Du bist immer für mich da, meine Seelenverwandte und die Frau meines Lebens. Deshalb möchte ich dich hier, an diesem zauberhaften Ort fragen, ob du mich heiraten möchtest?" 

Kidd öffnet eine rote Samtschatulle und zum Vorschein kommt ein wunderschöner Ring. Er ist aus Silber und hat winzig kleine Steinchen und in der Mitte thront ein größerer Stein, der im fahlen Licht der Januarsonne wie ein Diamant funkelt. 

„Kidd...ich...", ich verstumme und versuche meine aufwirbelnden Gedanken zu ordnen. 

„Ja...ja...ja! Ja ich will dich heiraten!", stoße ich quietschend hervor und kann mein Glück kaum fassen. Mein Herz hämmert aufgeregt gegen meine Rippen und ich kann kaum noch atmen, so sehr schränkt mich das Gefühl der Freude ein. 

Kidd steht auf und steckt ihn mir an den Finger, zieht mich an sich und küsst mich so wie noch nie. Dieser Kuss besiegelt unsere Zukunft, die bis in alle Ewigkeiten halten wird. Das weiß ich genau.

„Kidd...ich...", ich verstumme und versuche meine aufwirbelnden Gedanken zu ordnen.
„Ja...ja...ja! Ja ich will dich heiraten!", stoße ich quietschend hervor und kann mein Glück kaum fassen. Mein Herz hämmert aufgeregt gegen meine Rippen und ich kann kaum noch atmen, so sehr schränkt mich das Gefühl der Freude ein.

Kidd steht auf und steckt ihn mir an den Finger, zieht mich an sich und küsst mich so wie noch nie. Dieser Kuss besiegelt unsere Zukunft, die bis in alle Ewigkeiten halten wird. Das weiß ich genau.

Die Sein ReiheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt