C: Christ
M: Muslim
C: Warum gab es in den vergangenen zehn Jahren soviele Dialoge zwischen Christen und Muslimenbezüglich ihres Glaubens?M: Ich denke, weil unsere Religionen einigesgemeinsam haben. Wir glauben an den einen Schöpfer,der zahlreiche Propheten sandte, und an Jesus alsMessias und als das Wort Gottes, das von den Judenabgelehnt wurde und wird.In unserem heiligen Qur'an lesen wir in Sure 3, Vers 45:„Damals sprachen die Engel: ›O Maria, siehe, Allahverkündet dir ein Wort von Ihm; sein Name ist derMessias, Jesus, der Sohn der Maria, angesehen imDiesseits und im Jenseits, und einer von denen, die(Allah) nahestehen.‹"
Dialoge wurden überall in Europa, Kanada, den USAund auch Australien geführt. Sogar der Vatikan hatsich beteiligt: Es fanden Diskussionen zwischenTheologen des Vatikans und ägyptischen muslimischen Gelehrten statt.1 Eine weitere Diskussionsreihe fandebenfalls in Rom zwischen Theologen des Vatikans undislamischen Gelehrten aus Saudi-Arabien statt.Außerdem wurden Muslime oft in Kirchen eingeladen,um den Islam vorzustellen.
C: Warum aber, wenn das Christentum 2000 Jahre undder Islam über 1400 Jahre alt sind, wurden solcheDialoge nicht schon vor Jahrhunderten geführt?
M: Immer wieder wurden derartige Gespräche geführt.Aber gerade im Hinblick auf die letzten drei bis vierJahrhunderte wurden einerseits viele asiatische undafrikanische Länder, die von Muslimen beherrschtwurden, von Staaten wie Großbritannien, Frankreich,Holland, Belgien, Spanien und Portugal kolonisiert,wodurch diese Debatten kaum stattfanden. Eine großeZahl christlicher Missionare und religiöserKolonialherren versuchten mit allen Mitteln so vieleMuslime wie möglich zum Christentum zu bringen. Seies, indem sie sie medizinisch versorgten, ihnen Kleidergaben, oder Essen und Arbeit für die Armen. Trotzdemkonvertierten nur wenige. Andererseits wandertennach dem Zweiten Weltkrieg viele Muslime aus Asienund Afrika als Arbeiter und Fachleute, späterzunehmend auch für Studienzwecke, in den Westenaus. Dadurch entstand zwar wieder ein engererKontakt zu Christen, es dauerte jedoch noch eine Weile bis sie sich aktiv an Diskussionen und der Einladungzum Islam beteiligten.
C: Siehst du noch andere Gründe, aus denenheutzutage wieder mehr Dialogveranstaltungen, sogarvon den jeweiligen Missionarsgesellschaftenorganisiert, stattfinden?
M: Ich denke, dass Mitglieder beider Religionenzunehmend einsehen, dass es immens wichtig ist, sichund die wahren Lehren der Religion kennenzulernenund Vorurteile abzubauen.
Außerdem fühlen wir Muslime uns den Christen näherals anderen Nichtmuslimen, oder wie der Qur'an inSure 5, Vers 82 beschreibt:
„(...) Du wirst ganz gewiss finden, dass diejenigen, dieden Gläubigen in Freundschaft am nächsten stehen, diesind, die sagen: »Wir sind Christen.« Dies, weil es unterihnen Priester und Mönche (d.h. Menschen, die sichganz dem Gottesdienst hingeben) gibt, und weil sie sichnicht hochmütig verhalten."
Einige christliche Konfessionen machen momentanenorme Fortschritte, denn sie erkennen zum ersten Malin der Geschichte an, dass Muhammad einNachkomme Ismaels und dessen zweiten Sohnes Kedarist. Das Davis Dictionary of the Bible (1980), welches vomAusschuss christlicher Erziehung derpresbyterianischen Kirche in den USA finanziellunterstützt wird, schreibt zu dem Eintrag ‚Kedar': „(...)Ein Stamm, der von Ismael abstammt (Genesis 25:13) (...). Muhammad kam schließlich aus ihnen hervor."Die International Standard Bible Encyclopedia zitiertFolgendes von A.S. Fulton: „(...) von den ismaelitischenStämmen muss Kedar einer der wichtigsten gewesensein, und folglich wurde dieser Name später für allewilden Wüstenstämme verwendet. MuslimischeAhnenforscher zeichnen die AbstammungMuhammads über Kedar bis zu Ismael nach."
In Smith's Bible Dictionary ist dazu Folgendes zu lesen:„Kedar (schwarz). Zweiter Sohn von Ismael (Genesis25:13). (...) Muhammads Abstammung geht über denberühmten Stamm der Quraisch, der bei Kedarentspringt und bis zu Abraham zurückführt. DieAraber im Hijaz werden Bani Harb (Volk des Krieges)genannt und sind seit jeher als von Ismael abstammendbekannt. Palgrave sagt, ihre Sprache ist noch immer sorein bzw. unverfälscht wie zu jener Zeit, als der Qur'angeschrieben wurde (610 n. Chr.), also seit mehr als 1200Jahren unverändert. Dies stellt einen ausgezeichnetenBeweis für die Dauerhaftigkeit östlicher Institutionendar."
Der größte Gewinn für den Westen war nicht dieArbeitskraft, die die Muslime mitbrachten, sondern derIslam, der hier immer mehr Fuß fasst. Es wurden vieleMoscheen und islamische Zentren gebaut und vieleMenschen sind zum Islam zurückgekehrt. Ichbevorzuge das Wort „zurückgekehrt" und nicht„übergetreten", weil jeder Mensch als Gottergebener(arab.: Muslim) geboren wird. Das heißt, Muslim seinist die Veranlagung eines jeden Individuums. Die 14Eltern oder die Gemeinschaft bringen es dann zumJudentum, Christentum, einem anderen Glauben oderdem Atheismus.
Ein weiterer Grund für den regen Dialog in jüngsterZeit ist die Tatsache, dass die Zahl der zum IslamKonvertierten unglaublich schnell zugenommen hat;gerade in westlichen Ländern wie den USA oderDeutschland.