LVIII

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„Du bist nicht schwach. Zumindest nicht schwächer als ich. Wir müssen nur beide damit aufhören uns etwas zu wünschen, dass es gar nicht gibt. Es war gut, dass wir uns keine Fragen gestellt haben, aber das ist keine Lösung für die Ewigkeit."

Changbin Pov:

„Dann Erzähl mir von dem, worüber du mit niemanden reden möchtest. Erzähl mir von deinen Schwachstellen." Fordernd sieht Felix zu mir auf in die Augen, weshalb ich kurz zögere. „Verstehst du es jetzt? So einfach ist das nicht. Mein Geheimnis bringt alle in Gefahr, die davon erfahren. Selbst meine Eltern kennen nicht die gesamte Wahrheit."

„Meine Familie ist reich, meine Mutter ist fürsorglich und ich war an meiner alten Schule sehr begehrt. Ich war der perfekte Musterschüler. Mein Leben scheint perfekt. Aber ich habe angefangen jemanden zu spielen, der ich nicht bin. Ich war ein Mitläufer." Er möchte meine Geschichte hören, dann erzähle ich sie ihm auch. Sie ist nichts besonderes und dennoch rede ich nicht gerne darüber.

„Und wieso hat sich das geändert?" Neugierig mustert Felix mich weiter, weshalb ich mir ein ironisches Schmunzeln verkneifen muss. Jetzt ist er es, der die Fragen stellt. Es ist keine angenehme Frage, aber mittlerweile bin ich bereit dazu, sie ihm zu beantworten. Vertrauen basiert schließlich auf gegenseitigen nehmen und geben.

„Meine ehemalige Freundin hat mich zum Gespött der Schule gemacht. Es war der Augenblick, in dem ich realisiert habe wie Falsch mein Leben war. Natürlich hätte ich mich wehren können, aber ich wollte nicht. Mir ist erst nach einer Weile klar geworden, dass ich dir zum ersten Mal mein wahres Ich gezeigt habe. Ich konnte plötzlich einfach der sein, der ich wirklich bin, ohne jemandes Erwartungen erfüllen zu müssen. Du hast mir den Mut dazu gegeben mich allen zu zeigen." Nur mein Herz gehört nach wie vor alleine ihm.

„Das tut mir leid." Mit einem Seufzen lässt er seinen Blick wieder zu Boden wandern, woraufhin ich kurz davor bin aufzustehen und zu ihm zu gehen. Es soll ihm nicht Leid tun. Ich möchte sein Mitleid nicht. Er hat mir geholfen diese Situation zu überwinden, da möchte ich ihn im Nachhinein nicht mehr damit belasten. Es ist schließlich vorbei.

„Das muss es nicht. Ich bin dir dankbar dafür, dass du mir die Chance gegeben hast ich selber zu sein." „Aber ich habe dich wieder alleine gelassen." Bedrückt spielt er mit Fingern an der Schnur seines Pullovers herum und meidet weiterhin den Blickkontakt zu mir. Ich glaube er hat da etwas falsch verstanden.

„Ich bin es gewohnt, alleine gelassen zu werden. Was glaubst du, wieso ich keine Freunde habe, obwohl ich so häufig die Schule gewechselt habe?" Mittlerweile habe ich zwar Hyunjin an meiner Seite, aber das hat sich durch die ganze Situation erst so ergeben. Und wie sehr er mich als einen Freund ansieht, weiß ich auch nicht. Eigentlich tun wir uns beide nur einen Gefallen.

„Das macht es nicht besser. Ich war wie einer dieser falschen Freunde zu dir." Mit einem leicht gereizten Unterton sieht Felix schließlich doch zu mir auf und krallt sich dabei mit einer Hand an seinem Oberschenkel fest. Wieso ist er denn auf einmal so gereizt? Habe ich etwas falsches gesagt?

„Das warst du nicht. Du hast mich nicht ausgenutzt wie sie und du hast nach wie vor deine Gründe dafür, warum du mich nicht länger in deiner Nähe haben wolltest." Versuche ich beruhigend auf ihn einzureden, wobei sich jedoch auf einmal Tränen in seinen Augen bilden. Ist er jetzt traurig? Ich wollte ihn doch nicht zum weinen bringen.

„Sie.. Sie haben mich-" Er stockt kurz und wischt sich mit zitternder Hand eine Träne von der Wange. „Sie haben mich.. angefasst.."

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Ich bin nicht ganz zufrieden mit dem Chapter, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem ^^'

정신 {Jeongsin} // Changlix Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt