Kapitel 1 |Montagmorgen

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Peter PoV:

Es war Montag. Na toll. Eine weitere, lange, qualvolle, sich unendlich in die Länge ziehende, langweilige Schulwoche. -War das Erste, was ich mir um 6:30 Uhr in aller herrgotts frühe dachte. Langsam streckte ich einen Arm aus dem Bett, um den Wecker auszuschalten. Qualvoll schwang ich meine Beine aus dem weichen und warmen Bett, sodass meine nackten Füße jetzt den kalten Boden berührten. Ich knipste die kleine Nachttischlamp an, bevor ich auch schon anfing mich umzuziehen. Den Schlafanzug auf links gedreht und achtlos auf die zerknüllte Bettdecke geschmissen, torkelte ich noch im halbschlaf und in der Dunkelheit des Zimmer zu meinem Kleiderschrank, schnappte mir frische Kleidung und verschwand damit im Badezimmer. Nach einer heißen, kurzen Dusche putzte ich mir ordentlich die Zähne und zog mich an. Als ich in der Küche ankam, schaute ich zum ersten Mal an diesem Tag aus dem Fenster: es regnete, und zwar in strömen. Na ganz toll. Ich machte mir einen warmen Tee um das kalte Herbstwetter irgendwie erträglicher zu machen. Ein Blick auf meine Armbanduhr, mit dem etwas ramponierten braunen Band, verriet mir, dass es Zeit war, mal loszugehen. „Tschüss, May!", rief ich in die Wohnung. Ein gedämpftes „Bye, viel Spaß in der Schule", kam zurück.

Ich öffnete meinen schwarzen Regenschirm, damit meine Schulbücher in dem nicht wasserfesten Rucksack bis zum Bus überleben konnten. Oh verdammt, schon so spät!? Jetzt musste ich rennen, wenn ich den Bus nicht verpassen wollte. Der Bus war voll, randvoll, um genau zu sein. Ich quetschte mich zwischen zwei Schüler, die ich vom sehen her kannte. Auf halber Strecke macht der Bus auf einmal eine Vollbremsung, sodass wir alle zuerst nach vorne geschleudert und dann wieder zurückgeworfen wurden. Ein paar Mädchen schrien auf, andere riefen lautstarke Verwünschungen Richtung Fahrer.

Ein großer, bärtiger Mann trat auf meine neuen weißen Sneaker und hinterließ links einen brauen Abdruck. Zuerst wollte ich etwas sagen, wurde aber dann beim zweiten betrachten des Verursacher eines besseren belehrt. Den Streit spar ich mir. Die Scheiben waren beschlagen und die Luft war stickig, nasse Jacken quetschen sich aneinander und der Typ rechts von mir hatte wohl heute morgen nur eine flüchtige Bekanntschaft mit der Zahnbürste gemacht. Igitt. Instinktiv griff ich zu meinen Kaugummis in der Hosentasche und der Mann nahm dankend einen an. Dann beschlossen wir beide uns wieder zu ignorieren. Ich starrte auf meine dunkelblaue Stoffhose, die ebenfalls neu war. Meine alten Klamotten waren immer samt Rucksack gestohlen oder verloren gegangen, deshalb hatte May beschlossen dieses Mal in hochwertigere Sachen zu investieren, damit ich endlich acht darauf gab. Und ich musste sagen, dass es funktionierte.

Endlich öffneten sich die Türen mit einem quietschen und entließen mich, und eine ganze Horde Schüler, in die Freiheit. Diese hielt allerdings nicht lange an, denn die großen Türen der Schule standen offen, bereit die Schüler für acht Stunden zu quälen. Okay, zugegebenermaßen so schlimm war es ja dann doch nicht.

Drinnen angekommen ging ich zuerst auf die Herrentoilette um meinen Schuh wieder zu reinigen. Ich schnappte mir eines der grauen, rauen Einmalhandtücher, befeuchtete es kurz unter dem Wasserhahn und beugte mich zum Schuh herunter. Da ging auf einmal hinten im Raum eine Klospülung los und -oh schreck- Flash kam aus der Tür gelaufen. „Ah, wenn das mal nicht Peter Parker, der Freund von Tony Stark und Spider-Man ist", höhnte er. Ich wollte schon eine leicht bissige Antwort geben, doch dazu kam es nicht mehr, denn Flash war schon wieder aus der Türe rausgegangen, ohne sich die Hände gewaschen zu haben. Kotz, würg, spuck.

Als der Fleck endlich weg war, stürmte ich noch zu meinem Spind, verwählte mich ganze zweimal, stopfte meine Jacke rein und holte im Gegenzug einen ganzen Stapel Bücher heraus. Verdammt sah meine Frisur heute blöd aus. Dachte ich mir, als ich an einem Spiegel im Gang vorbeilief. Die Haare zerzaust und lockig. Manche dachten ich würde mir die Haare so mit Absicht frisieren, aber dem war nicht so. Würde sich freiwillig die Haare so stylen?

In letzter Sekunde duckte ich mich unter dem Arm meines Chemielehrers hindurch, welcher gerade im Begriff gewesen war, die Türe zu schließen. Ich keuchte ein atemloses „Sorry!" bevor ich mich durch die zweite Reihe, neben Ned, welcher mir einen Platz freigehalten hatte, durchquetschte. Die Bücher fielen mit einem geräuschvollem Ruummms auf den Tisch, und ich lies mich mit einem Seufzer auf den ungemütlichen Stuhl fallen.  „Hey, Ned", begrüßte ich meinen besten Freund, während ich anfing mich einzurichten. Erst als ich wieder aufschaute, bemerkt ich, dass mich alle anstarrten. Was war denn mit denen los? Noch nie jemanden gesehen, der zu spät kam, oder was? „Mr Parker, Sie sind heute mal wieder sehr knapp dran." On nein, hoffentlich regte sich Mr. Stayms nicht wieder so lange auf wie beim letzten mal. Ich war drei Sekunden zu spät gekommen, er hatte kein recht mich vor der ganzen Klasse so zu demütigen. Zum Glück beruhigte er sich wieder schnell und der Unterricht begann.

„Holen Sie sich bitte jetzt eine Schutzbrille und einen Laborkittel, denn die Substanz, mit der wir gleich Experimentieren werden, wird sich nie mehr aus ihrer Kleidung heraus waschen lassen. Ihr bildet vier Gruppen. Jede Reihe ist eine Gruppe. Keine Widerrede. Das Arbeitsblatt und die benötigten Materialien liegen hier auf meinem Pult, zum abholen bereit. Bleibt vernünftig und bleibt um Himmelswillen von den verdammten Bunsenbrennern fern! Ich muss schnell was kopieren gehen." Und mit dieser billigen Ausrede, die jeder Schüler kannte, rettete sich mein Lehrer aus dem Klassenzimmer.

Das Experiment verlief eigentlich ganz friedlich. Mr Stayms kam nach 15 Minuten ohne kopierte Blätter zurück, wie sollte es auch anders sein, dafür aber mit einem Kaffee in der Hand. Sie kamen gut voran, füllten alles auf den Blätter aus und räumten schon wieder die Dinge dahin zurück, wo sie hingehörten.

Wenn eines bekannt war, dann, dass wenn man mit mir in einem Team war, man immer als erstes fertig wurde, und alles richtig hatte. Eigentlich ein überraschend guter Ruf. Ich räumte gerade noch ein paar letzte Reagenzgläser weg, da lief mir Flash über den Weg. Mit voller Absicht rempelte er mich an, sodass sich der Inhalt von Flashs Reagenzgläsern quer über meinen Kittel ausbreitete. „Pass doch, Peter!", rief Flash. „Du bist in mich gelaufen!", erwiderte ich wütend. Das schien ihn noch mehr zu verärgern. Warum? Ich wusste es nicht, schließlich hatte ich ja wohl alles abbekommen. Ich zog den Kittel aus. Puh, zum Glück hatte mein Hemd nichts abbekommen. Es war hellgrau, mit Kragen und kurzärmlig, und verdammt teuer gewesen. May hätte mich umgebracht.

Der Rest des Tages verlief verdächtigt ruhig und quälend langsam. Die letzte Doppelstunde stand an. Eine Klassenlehrerstunde. Dort besprachen die Klassenlehrer zusammen mit den Schülern, also uns, organisatorische Dinge und das Klassenklima und lauter weiter Dinge, die zum einschlafen förmlich einluden.

-Dieser Timeskip wird euch präsentiert von Peters Locken-
75 Minuten später

„Zum Ende der Stunde noch schnell eine Ankündigung!" Mr Stayms lies ein Blatt mit Informationen durch die Klasse geben. „Nächste Woche Dienstag. Merkt euch das, dass ist wichtig, steht ein Ausflug zum Avengers Tower an. Wir bekommen einen Rundgang durch die uns zugelassenen Räumlichkeiten. Den Zettel müsst ihr bis spätestens Freitag unterschrieben, bei mir, oder-" er deutet auf Ms Stuart „... bei ihr abgeben haben, sonst dürft ihr nicht mitkommen." Eine aufgeregtes Gemurmel ging durch die Klasse. „Ruhe!", brüllte Ms Stuart. Die beiden Lehrer hassten ‚Gemurmel'. „Soo-" Sie rückte sich ihre Brille zurecht. „...dann entlassen wir euch mal in den Nachmittag." Ich atmete erleichtert auf und wollte mir schon gratulieren, es heute ohne große Schwierigkeiten aus der Schule geschafft zu haben, da rief Mr Stayms nochmal meinen und Flashs Namen auf: „Peter, Flash! Bleibt ihr bitte noch einen Moment und kommt zu mir?" Als ob wir wirklich eine Wahl hätten. „Ihr beide habt heute eine große grüne Pfütze in der Chemie hinterlassen. Es ist mir auch vollkommen egal, wer von euch schuld, oder als Erster angefangen hat. Ihr habt es nicht wieder aufgewischt, sodass ich meine Pause damit verbringen musste, euch  hinterher zu putzen." Wow, er klang wie Tante May, wenn ich mal wieder vergessen hatte, die Pfanne abzuspülen. „Zwei Stunden Nachsitzen. Für euch beide. Ich bin sehr enttäuscht von euch beiden. Ihr seid gute Schüler, hätte aber von euch mehr Engagement erwartet. Ihr bekommt einen Eintrag ins Klassenbuch. Seid am Freitag pünktlich, oder ihr lernt mich mal anders kennen." Somit beendete er endlich seine Standpauke. Mr Stayms hatte dieses mal wirklich zu dick aufgetragen. So gut, dass er wirklich enttäuscht von uns seinen können, kannte er uns doch gar nicht. Ich kassierte im hinausgehen noch einen wütenden Blick, zusammen mit einem: „Das ist alles deine Schuld Penis Parker!", von Flash ein, bevor ich wieder in den überfüllten Bus nach Hause einstieg. Ich wusste: Am Freitag, spätestens am Dienstag, war ich sowas von geliefert.

𝐈'𝐯𝐞 𝐜𝐨𝐦𝐞 𝐡𝐨𝐦𝐞 ↠ 𝗣𝗲𝘁𝗲𝗿 𝗣𝗮𝗿𝗸𝗲𝗿 𝗳𝗳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt