"Was machen Sie denn hier?", kam es sofort von mir und gleichzeitig riss Alec mich wieder zurück zu sich.
Die alte Schachtel bog um die Ecke ab und sah uns verstört an. Genauso wie wir sie.
"Wieso haben Sie denn noch einen Haustürschlüssel!?", kam es entsetzt von Alec, welcher in diesem Haus ja wohnte.
"Ihr habt nicht nach dem zweiten Schlüssel gefragt. Selber Schuld, ihr Idioten", schnauzte die Alte zurück.
Ich schmunzelte, da sie einfach immer noch den gleichen Schatten wie vor knapp zwei Jahren hatte.
"Und was wollen Sie in Ihrem alten Haus?", wollte Mace dann wissen.
"Ich wollte mich ein letztes Mal von meinem Zuhause verabschieden."
"Warum denn verabschieden?", fragte ich meine alte Nachbarin und guckte dann zu Alec hoch, da er mich immer noch fest im Arm hatte.
Als er meinen Blick bemerkte ließ er mich räuspernd los.
"Trotzdem danke", meinte ich noch leise zu ihm, dass es nicht alle hören konnten. Er schenkte mir ein kleines Lächeln und fokussierte sich dann wieder auf die alte Schachtel vor uns.
"Ich werde eine Weltreise machen und nicht mehr nach Hause kommen", meinte sie und setzte sich schnaufend auf die Couch.
"Geht es Ihnen gut, Mrs. Winters?", kam es leicht besorgt von Timothy und setzte sich dann zu ihr.
Wir setzten uns ebenfalls dazu und hörten ihr gespannt zu.
Obwohl ich jetzt wusste, dass es nur die alte Schachtel war, zitterte trotzdem noch mein ganzer Körper. Und Alec, welcher neben mir saß, spürte es natürlich gleich. Ohne darüber nachzudenken, nahm er einfach meine Hand in seine und streichelte mit seinem Daumen meinen Handrücken.
Ich wagte es nicht ihn anzusehen, denn diese Berührungen von ihm, waren nun plötzlich ganz ungewohnt. Es war so ein schönes vertrautes Gefühl, welches ich schon lange nicht mehr fühlen durfte. Trotzdem war ich froh, dass er gerade meine Hand hielt.
Doch nun bekam die alte Schachtel wieder meine Aufmerksamkeit und ich versuchte Alec etwas auszublenden.
"Nein, nicht wirklich. Meine Zeit muss nun mal irgendwann kommen. Allerdings will ich meine letzten Monate nicht in einem Krankenhaus verbringen."
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals.
Die alte Schachtel war krank? Sie würde sterben?
Ich dachte sie würde über hundert Jahre alt werden. Nie hatte ich an ihren Tod gedacht. Ja, ich hatte sogar geglaubt, dass sie meinen Tod überleben würde.
"W-Was genau bedeutet das?", fragte ich dann mit wackeliger Stimme und der Druck von Alec's Hand wurde stärker. Er wusste, wie nahe mir das gerade ging.
"Das bedeutet Krebs. Darmkrebs und ich kann es nicht mehr verhindern."
Still entkamen mir einige Tränen aus meinen Augen und ich versuchte sie weg zu blinzeln.
Ich sah, wie es ihr mir gegenüber leid tat, dass sie es sagen musste.
Dann räusperte sie sich und pampte:"Reiß dich zusammen. Die beste Zeit steht mir noch bevor und ich will, dass ihr mitkommt. Ohne euch Idioten wird es mir doch tatsächlich zu langweilig."
Geschockt sahen wir sie an und tauschten dann einige Blicke aus.
Jeder war überfordert.
Außer ich.
"Ich bin dabei", kam es überzeugt von mir.
Das brachte die alte Schachtel zum Grinsen und mich ebenfalls.
Niemals würde ich sie alleine gehen lassen, wenn sie schon wollte, dass wir mitkamen.
"Dann bin ich auch dabei", fügte Alec gleich hinzu. Meine Augenbrauen wanderten überrascht nach Oben.
Kam er für mich mit?
"Ich auch", grinste mein Bruder und auch der Rest war mit dabei. Wir brachten diese alte Frau wieder zum Strahlen, was mir Freude genug bereitete.
Nach einem langen Gespräch, hatte sie dann noch ihre Sachen gepackt und wollte sich wieder verabschieden. Allerdings schlugen wir ihr vor, doch einfach hier zu bleiben.
Bis sie mit ihrem Schneckentempo im Auto Zuhause war, würden wahrscheinlich Jahre vergehen.
Nachdem sie etwas überlegt hatte, ließ sie sich doch noch von uns überzeugen und blieb hier.
Langsam wurden alle Lichter aus gemacht und jeder suchte sich einen Platz zum Schlafen. Ich wollte nur noch schnell ins Bad huschen und auf die Toilette gehen, als Alec die Badtür öffnete und nur noch in Boxershorts vor mir stand.
Perplex stand ich da und war irgendwie überfordert mit der Situation.
"Wartest du schon lange?", fragte er mich dann."Hm? Was? Eh nein, nein. Ich bin gerade erst..also passt schon", stammelte ich.
Da ich mich keinen Millimeter vom Türrahmen weg bewegte streifte Alec meine Schulter beim vorbeigehen und ich drehte mich nochmal zu ihm um."Alec, ich vermi-"
Auf einmal kam die alte Schachtel von Alec's Zimmer heraus. Ihre Augen checkten seinen muskulösen Oberkörper ab und dann fiel ihr Blick auf mich.
"So sehr wir uns auch gehasst haben, aber einen guten Männergeschmack muss ich dir lassen, Schätzchen."
Sofort lief ich rot an und lachte nur dämlich, um dann im Badezimmer schnell zu verschwinden.
Als ich alleine in diesem Raum war, atmete ich wieder tief ein und aus.
Wollte ich ihm gerade wirklich sagen, dass ich ihn vermisste?
Die ganze Freundschaft die wir wieder aufgebaut hatten, wäre hinüber gewesen.
Zum neuen Jahr nochmal das zweite Kapitel:)
Ich hoffe es gefällt euch ^^
Eure
Melli♡
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Kätzchen
Teen FictionHabt ihr sie etwa vergessen? Die alte Schachtel? Nein, nein. Diese Frau kann man nicht vergessen. Zumindest Lexy und ihre Gruppe nicht. Die alte Dame hatte sich mal wieder in Portland blicken lassen und musste dabei natürlich auf die verrückten Fre...