Kapitel 5

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Es dauerte ein wenig, bis ich wieder zu mir kam. Für ein paar Augenblicke war ich, was mein Bewusstsein betraf, gänzlich weg gewesen. Nun kam ich langsam wieder zu mir, jedoch fehlte mir die Kraft, um mich aufsetzen zu können.
Deshalb blieb ich erstmal auf dem Boden liegen und lauschte. Es war gespenstisch still um mich herum geworden. Man hörte nicht einmal einen Vogel zwitschern, es herrschte eine unnatürliche Ruhe und erst jetzt konnte ich die Augen so weit offen halten, dass ich mich ein wenig umsehen konnte.
Der Blitz, dessen Nachwirkungen noch immer gewaltig auf meinen Körper einwirkten,  hatte eine Distanz von mehreren Metern zwischen mir und Euphemia gebracht. Die alte Hexe lag ebenfalls im Gras und rührte sich nicht. Aus der Entfernung konnte ich nicht einmal erkennen, ob sie überhaupt noch atmete.
'Ist sie tot?', fragte ich mich und schämte mich, dass ich es insgeheim hoffte. Allerdings war da auch noch etwas, das gleichzeitig durch mein Gewissen schoss. 'Wenn Euphemia tot ist, wo willst du dann hin?', fragte ich mich und mir wurde wieder einmal klar, dass es keinen wirklichen Ort gab. Denn ich kannte niemanden und wahrscheinlich wusste nicht einmal jemand, dass es mich gab, bis auf meine Eltern. 'Sofern sie dich nicht schon vergessen haben.', dachte ich bitter.
Schließlich hatte ich sie noch nie gesehen, geschweige denn etwas von ihnen gehört und ich wusste auch nicht, wie sie wirklich waren. Ich fragte mich plötzlich auch, warum sie mich ausgerechnet zu Euphemia gebracht hatten. Hatten sie gewusst wie sie war oder warum saßen sie überhaupt im Gefängnis? Das waren alles Dinge, die mir plötzlich unweigerlich durch den Kopf schossen und ich konnte es nicht verhindern.
Erst, als ich mich einigermaßen von dem Einschlag des Blitzes erholt hatte, konnte ich mich aufrichten und die Gedanken erstmal abstellen. Es war nun schlauer, zu überlegen, was ich jetzt tun sollte. Die Tatsache von Euphemias Bewusstlosigkeit nutzen und weglaufen, wie geplant? Hilfe holen, aber wo? Immerhin gab es hier um Umkreis nichts außer Wiesen und Wälder.
Ich blickte einige Sekunden lang auf Euphemias leblosen Körper und versuchte dann, auf die Beine zu kommen. Erst jetzt merkte ich, dass mir alles weh tat. Wahrscheinlich hatte ich mir aufgrund des harten Aufpralls auf dem Boden ein paar leichte Prellungen und Blessuren zugezogen. Vielleicht sollte ich diese erst drinnen im Haus behandeln und dann gehen? Oder hier bleiben. Sollte Euphemia nämlich tatsächlich tot sein, konnte ich auch ganz gut alleine hier überleben.
Ich wusste schließlich viel darüber, wie man einen Haushalt führte und ich lernte ja schnell. Vielleicht reichten meine Kenntnisse in Heilkunst, Tierkunde und noch ein paar andere Dinge aus, um über die Runden zu kommen. Um hier zu bleiben, denn ich liebte die Natur und den Wald, mit all seinen Geschöpfen. Vielleicht war es für mich gar nicht vorgesehen, ein Leben in der Zivilisation zu führen, sondern hier zu bleiben.
Doch auch ohne Euphemia wollte ich nicht hier an diesem Ort bleiben, an dem so viele grauenvolle Erinnerungen hingen und ohne Magie würde ich in der Zauberwelt sowieso aufgeschmissen sein. Denn am besten kam man hier weg, wenn man apparierte und das konnte ich nicht. Eventuell war ich in der Muggelwelt besser aufgehoben, unter meinesgleichen. 'Unter Menschen ohne Magie.', dachte ich und zog dies wirklich kurz in Erwägung.
Doch wie sollte ich dort hinkommen? Erstmal in eine Richtung los laufen, bis ich auf jemanden traf, der mir irgendwie helfen konnte? Eine Eule los schicken, in der Hoffnung, dass sie jemanden fand der mich hier wegholen konnte? Ich wusste es nicht. Doch zu lange überlegen durfte ich auch nicht, denn wenn Euphemia doch nicht tot war, drohte mir erneut die Hölle.
Also wandte ich mich schon um und rannte los, doch dann hielt ich doch nochmal inne. Wenn Euphemia nicht tot, aber vielleicht schwer verletzt war, konnte ich sie nicht einfach hier lassen. Egal, was sie getan hatte, ich konnte sie einfach nicht so zurück lassen. Das erschien mir irgendwie nicht richtig, weshalb ich erneut in ihre Richtung blickte. So, wie sie da lag, wirkte sie kein bisschen gefährlich und sie war schließlich eine alte Frau. Ich konnte es einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, sie hier alleine zu lassen, wenn sie doch Hilfe brauchte. Vorausgesetzt, sie lebte überhaupt noch.
Also lief ich nun langsam, Schritt für Schritt, auf Euphemia zu. Je näher ich kam, desto mehr Details erkannte ich. Beispielsweise sah ich, dass ihr Zauberstab eine Armlänge weiter neben ihr im Gras lag und das sie ein wenig im Gesicht blutete. Als ich nur noch ein paar Schritte entfernt von ihr war, blieb ich stehen und starrte gebannt auf ihren regungslosen Körper. Ich schluckte, denn ich war der Meinung, sie würde tatsächlich nicht atmen. Allerdings hob und senkte sich ihr Brustkorb dann doch, allerdings nur ganz leicht.
'Sie lebt!', schoss es mir durch den Kopf und als ich mir gerade überlegte, mir ihren Zauberstab zu schnappen, um anschließend gefahrlos ihre Verletzungen versorgen zu können, schnellte Euphemias Arm plötzlich zur Seite zu ihrem Zauberstab.
Als sie diesen gepackt hatte, kam sie mit so einer Schnelligkeit auf die Beine, die ich einer alten Frau wie ihr niemals zugetraut hätte. Und in ihrem Gesicht erkannte ich kein Anzeichen von Schmerz, sondern eher Anzeichen von Belustigung, Verachtung und Wahnsinn gleichzeitig.
Ich war wie erstarrt, als sie nun vor mir stand, den Zauberstab auf mich gerichtet. "Naive, kleine Aly!", spottete sie regelrecht und mir wurde klar, dass sie nur darauf gewartet hatte, dass ich zu ihr kam. Sie war nie bewusstlos gewesen, sondern sie hatte mich rein gelegt. "Du hättest deine Chance ergreifen und weglaufen sollen, als du es gerade noch konntest! Aber du bist geblieben, um nachzusehen, was mit mir ist.. wie rührend! So bekomme ich dich wenigstens, ohne vorher eine Jagd zu veranstalten!" Und mit diesen Worten schwang Euphemia ihren Zauberstab und ich flog erneut durch die Luft, um wieder ein paar Meter weiter hart auf den Boden aufzuschlagen.
"Jetzt bist du dran!", rief Euphemia triumphierend und ich blieb einfach liegen, denn entkommen wäre ich jetzt sowieso nicht mehr. Ich fixierte die Hexe mit meinem Blick und machte mich auf alles gefasst. Euphemia grinste und holte erneut mit ihrem Zauberstab aus.
"Avada..", setzte sie an und ich wusste, um welchen Fluch es sich handelte. Ich machte mich schon für den Tod bereit, während ich Euphemia noch immer in die Augen blickte. Sie sollte nicht sehen, dass ich Angst hatte, zu sterben, das gönnte ich ihr einfach nicht.
Allerdings ertönte plötzlich eine andere, weibliche Stimme. "Expelliarmus!", rief diese und Euphemia flog der Zauberstab aus der Hand. Ich verfolgte ihn mit meinem Blick und er landete in der Hand einer älteren Frau, die mir sofort bekannt vor kam. Es war die Frau aus meinem Traum, den ich als Kind gehabt hatte.

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So, hier wieder ein neues Kapitel für euch!:) Ich hoffe, es gefällt euch.

Wer Lust hat, kann gerne auch bei meiner zweiten Harry-Potter-Fanfiktion "Schwesternliebe" hier vorbei schauen. Die Idee dazu bestand schon länger und nun habe ich mal angefangen zu schreiben. Vielleicht findet der ein oder andere ja Gefallen daran:) Hier der Link: [link]https://www.fanfiktion.de/s/5ea3f0f1000be0841d4122c7/1/Schwesternliebe[/link]

Bleibt gesund!

Liebe Grüße Feline

The Heiress of Slytherin - Slytherins ErbinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt