Die begabte Hexe und der weise Zauberer blickten Hagrid und Alya nach, wie sie die Wiese überquerten und schließlich nach und nach im dichten Wald verschwanden. Dumbledore sah zu seiner Kollegin, die neben ihm stand. Sie wirkte unruhig, wenn nicht sogar besorgt und der Zauberer wusste genau, was in ihr vor ging.
"Keine Sorge, Minerva. Bei Hagrid ist das Mädchen gut aufgehoben, das ist gewiss.", sagte er schließlich. McGonagall, die nicht gewollt hatte das ihre Sorge auffiel, seufzte. "Ich frage mich tatsächlich, ob es die richtige Entscheidung war, unserem Wildhüter diese Aufgabe zu überlassen.", gab die Hexe zu. "Letztes Jahr haben wir ihm bereits Harry anvertraut und dem Jungen ist nichts geschehen. Vertrauen, Minerva. Das ist das Stichwort. Und wie ich ihnen bereits damals vor zwölf Jahren versicherte, ich würde Hagrid mein Leben anvertrauen und das nach wie vor.", erwiderte Dumbledore. "Obwohl ich nachvollziehen kann, dass sie Alya lieber selbst in die Winkelgasse begleitet hätten."
McGonagall versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass der Professor recht damit hatte. "Ich hätte sie natürlich gerne selbst begleitet, wenn sich niemand sonst gefunden hätte.", meinte sie. Allerdings war sie tatsächlich nicht damit einverstanden gewesen, dass Hagrid Alya zum Einkaufen begleitete. Denn dies hätte Minerva tatsächlich lieber selbst erledigt, um das kleine Mädchen nicht sofort wieder alleine lassen zu müssen.
"Wenn sich niemand sonst gefunden hätte?", fragte Dumbledore amüsiert. "Meinen sie, mir ist nicht aufgefallen, wie sie die Kleine angesehen haben?", wollte er anschließend von McGonagall wissen.
"Ich weiß nicht was sie meinen, Albus.", entgegnete Minerva resigniert, wagte es aber nicht ihrem Kollegen und Freund in die Augen zu blicken.
Sie wusste natürlich genau was der Zauberer meinte. Es war die Tatsache, dass sie womöglich zu weit gegangen war. Das hatte sie vorhin schon an Dumbledores Reaktion gemerkt, als heraus gekommen war, dass McGonagall sich Alya genähert hatte und wenn auch nur in ihrer animagischen Gestalt einer Katze.
Zumindest die meiste Zeit über, denn außer der einen Situation, die Alya für einen Traum gehalten hatte, hatte es viele weitere solche Momente gegeben.
Minerva konnte sich noch ganz genau an jeden einzelnen erinnern und auch noch genau daran, was sie gefühlt hatte. Am liebsten hätte sie das kleine Mädchen gepackt und mitgenommen und das schon damals, als sie noch ein winziges Baby gewesen war. Dann wäre Alya einiges Leid erspart geblieben, das stand fest.
"Sie wissen genau, was ich meine.", widersprach Dumbledore Minerva nun. Er kannte die Hexe ebenfalls schon seit Kindheitstagen und hatte sie durch ihre Schullaufbahn begleitet, bis sie schließlich ebenfalls Professorin in Hogwarts und seine Stellvertreterin geworden war.
"Damals, als wir uns bereit erklärt haben, auf das Mädchen aufzupassen, wurde uns vom Ministerium ausdrücklich untersagt, persönlichen Kontakt zu ihr aufzubauen und ich frage mich gerade, ob es richtig war, ihnen die Beobachtung von Alya aufzutragen.", äußerte Albus seine Bedenken ehrlich.
"Was hätte ich tun sollen?", fragte Minerva unbeeindruckt. "Hätte ich sie ihrem Schicksal überlassen sollen?! Dann wäre sie irgendwann verhungert, erfroren und auf eine andere Weise zu Tode gekommen!", entgegnete die Hexe ein wenig energischer, als eigentlich beabsichtigt. Jedoch brachte sie die Aussage von Dumbledore in Rage, denn sie hätte nicht erwartet, so etwas jemals von ihm zu hören.
Jedoch wusste dieser, wie er seine Kollegin beschwichtigen konnte. Er hatte es keinesfalls böse gemeint, allerdings machte er sich viele Sorgen um McGonagall. "Meine Liebe, ich verurteile sie definitiv nicht dafür.", stellte Dumbledore klar. "Und natürlich hätte ich genauso gehandelt. Ich hätte es nur gerne von ihnen erfahren und nicht durch einen Zufall. Zumal wir dafür sorgen müssen, dass das Ministerium von dieser Angelegenheit nichts erfährt.", fügte der Zauberer hinzu.
"Was wollen sie denn schon großartig machen? Was passiert ist, ist passiert und außerdem glaube ich kaum, dass das Ministerium möchte, dass die Öffentlichkeit von dieser Angelegenheit erfährt. Ein Kind in der Obhut einer solchen Frau zu belassen ist fahrlässig und da ist es egal, wer dieses kleine Menschlein geboren hat! Das ist sowieso vollkommen egal, denn ein Kind kann nichts für die grausamen Dinge, die seine Eltern getan haben!" McGonagall war außer sich, da sie einfach nicht nachvollziehen konnte, wie man so etwas dergleichen verantworten konnte. Das war ihr damals schon unbegreiflich gewesen, als man beschlossen hatte, Alya nicht von Euphemia weg zu holen.
"Wie gesagt, ich bin voll und ganz ihrer Meinung. Nur gab es damals keine andere Möglichkeit, denn wer hätte das Kind großziehen sollen? Es wurde damals mehrheitlich entschieden, dass ihre Tante nicht in Frage kommt.", meinte Albus. "Tanten.", verbesserte Minerva ihn. "Bellatrix Lestrange hat zwei Schwestern. Narcissa Malfoy wäre natürlich nicht die Person der Wahl gewesen, aber Andromeda Tonks hätte man in Erwägung ziehen können und wenn sie es nicht gewollt hätte, dann.." Die Hexe hielt inne, da sie es nun doch nicht aussprechen wollte.
Allerdings verstand Dumbledore auch so, was ihr auf dem Herzen lag. "Dann hätten sie Alya in ihre Obhut genommen.", schlussfolgerte er und Minerva brauchte dies gar nicht zu dementieren oder zu bejahen. Ihre Augen verrieten, dass er genau das ausgesprochen hatte, was Tatsache war.
"Ich wollte eigentlich sagen, dass.. Natürlich hätte ich.. Sie müssen zu geben, dass selbst ein Leben in einem Heim.." McGonagall wusste plötzlich nicht mehr, was sie sagen sollte. Die sonst so schlagfertige Hexe fehlten nun tatsächlich die Worte.
"Vor mir müssen sie sich gewiss nicht rechtfertigen, Minerva.", sagte Dumbledore schließlich. "Auch ich hätte mir gewünscht, dass damals eine andere Entscheidung gefallen wäre. Nun ist es jedoch geschehen und daran können wir nichts mehr ändern. Wir können ab jetzt nur hoffen, dass Alya bei uns in Hogwarts ein besseres Leben haben wird und das wird ganz sicher so sein. Und ich glaube auch nicht, dass das Ministerium jetzt weiterhin die Augen verschließen wird, vor dem was Miss Rowle Alya angetan hat. Sie werden nochmal über das Schicksal des Kindes und seinen zukünftigen Obhutsort entscheiden müssen, da sie nicht auf Dauer beziehungsweise in den Ferien in Hogwarts bleiben kann und diesmal werden sie hoffentlich klüger handeln.", meinte der Schulleiter."Ja, hoffentlich.", erwiderte seine Stellvertreterin.
"Dasselbe hoffe ich allerdings auch für sie.", stellte Dumbledore klar. "Ich werde mich professionell verhalten, wenn sie das meinen. Alya ist ab jetzt eine unserer Schülerinnen und ich werde sie genau als eine solche behandeln", antwortete McGonagall. "Ihre Professionalität ist zweifellos bewundernswert.", sagte Dumbledore anerkennend.
"Nichts desto trotz, Minerva, darf man solch kraftvolle Gefühle wie zum Beispiel Liebe oder Muttergefühle nicht unterschätzen." McGonagall sah Dumbledore an und ihr wurde klar, dass er dieses Beispiel nicht grundlos gewählt hatte. Er wusste mehr, als er zu gab. Das tat er immer. "Sie können wundervoll sein, aber gleichzeitig auch sehr gefährlich. Vor allem, wenn es um ein Kind geht, das nicht das eigene ist und über das man kaum etwas weiß.", gab Dumbledore zu bedenken.
"Ich habe das Mädchen begleitet, da war es noch nicht einmal ein Jahr alt.", entgegnete McGonagall. "Ich habe Alya getröstet, wenn sie geweint hat und gefüttert, wenn diese alte Hexe das einmal wieder ignoriert und wissentlich vergessen hat. Insgesamt war ich über zehn Jahre an ihrer Seite! Wenn ich Alya nicht kenne, wer dann?"
Daraufhin flammte etwas in den Augen Dumbledores auf, das Minerva stutzig werden ließ. "Oder gibt es etwas das sie mir sagen wollen, Albus?", fragte die Hexe deshalb.
"Ich kann sie nur dazu anhalten, sich nicht zu sehr an das Kind zu binden. Noch wissen wir nämlich nicht, ob unser Experiment, sie in Hogwarts zu integrieren, nicht doch scheitert.", antwortete Dumbledore. Allerdings merkte seine Kollegin, dass es nicht das gewesen sein konnte, was er vor ihr verbarg.
Jedoch beschloss Dumbledore dann, dass die Unterhaltung beendet war. "Wie dem auch sei, ich werde mich jetzt ins Ministerium begeben und Minister Fudge persönlich über die Geschehnisse informieren. Bis ich zurück bin, würde ich sie bitten, ein Auge auf diese Ziege zu haben.", meinte Dumbledore und ging bereits davon, hielt dann allerdings nochmal inne. "Ach ja und Minerva..", sagte er und drehte sich nochmal zu seiner Kollegin um. "..machen sie unter keinen Umständen irgendetwas Unüberlegtes. Sie verstehen? Wenn ich wieder komme, ist diese Ziege noch am Leben." Und daraufhin verschwand Dumbledore augenblicklich, um direkt ins Zaubereiministerium zu apparieren. McGonagall blieb alleine auf der Wiese zurück.
Bis Dumbledore schließlich wieder kam, dauerte es nicht lange. Er hatte Cornelius Fudge, den Zaubereiminister und ein paar Auroren dabei. Minerva verwandelte Euphemia aufgrund einer Aufforderung des Ministers zurück in einen Menschen und daraufhin wurde sie von den Auroren abgeführt. Man würde sie für das, was sie Alya angetan hatte, auf direktem Wege ins Zauberergefängnis Askaban bringen.
Allerdings war damit noch nicht alles geregelt, denn der Minister wollte sich selbst ein Bild von Alya machen und deshalb stand fest, dass er heute Abend nach Hogwarts kommen würde. Dumbledore und McGonagall hielten dies zwar für überzogen, jedoch konnten sie den Minister diesbezüglich nicht umstimmen. Dies hatte er vor ein paar Wochen zur Bedingung gemacht, als besprochen worden war, ob man das Mädchen nun nach Hogwarts holte oder nicht und es war deshalb eine beschlossene Sache.
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The Heiress of Slytherin - Slytherins Erbin
FanficDie junge Hexe Alya-Cassiopeia Bellatrix Lestrange ist die Tochter von Bellatrix Lestrange und deren Mann Rodolphus Lestrange, die vor deren Inhaftierung in Azkaban zur Welt kam. Seitdem lebt sie bei einer Bekannten der Familie, die sich nicht sonde...