Kapitel 12

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Je weiter wir gingen, desto leiser wurden die Stimmen, die aus dem Inneren des Pubs kamen. Hagrid führte mich auf einen kleinen, von Mauern umgebenen Hof hinaus, wo es nichts weiter als einen Mülleimer und ein paar Unkräuter gab. "Was tun wir hier?", fragte ich verwirrt, da es für mich im ersten Moment so wirkte, als wären wir in einer Sackgasse gelandet. "Wirst du gleich sehen.", antwortete der Halbriese mit einem geheimnisvollen Grinsen auf den Lippen und holte daraufhin seinen Schirm hervor.
"Drei nach oben... zwei zur Seite...", murmelte Hagrid und zählte dabei die Backsteine der Mauer ab. Auf mich wirkte das ziemlich skurril, jedoch dachte ich gleichzeitig auch, dass Hagrid bestimmt ganz genau wusste was er tat. "Geh ein bisschen zurück, Alya.", bat er mich und ich tat, was er verlangte. Ich ging zwei kleine Schritte zurück und nun klopfte Hagrid mit der Spitze seines Regenschirms dreimal gegen die Mauer. Der Stein, auf den er geklopft hatte, erzitterte und wackelte, bis schließlich in der Mitte der Mauer ein kleiner Spalt erschien. Dieser wurde immer größer und nur ein paar Sekunden später standen wir vor einem Torbogen, der hinaus auf eine gepflasterte Gasse führte, die sich in einer engen Biegung verlor.
"Willkommen in der Winkelgasse.", sagte Hagrid und trat hinaus. Ich tat es ihm gleich und ich kam aus dem Staunen schon jetzt nicht mehr heraus. Ich blickte noch kurz über die Schulter und sah noch, wie sich die Mauer hinter uns wieder lückenlos verschloss, als wäre dort niemals ein Durchgang gewesen. Nun blickte ich mich wieder in der Gasse um und erst als Hagrid das Wort erneut an mich richtete, nahm ich wieder alles um mich herum normal wahr.
"Da drüben können wir später deinen Kessel kaufen.", meinte mein Begleiter und lenkte meine Aufmerksamkeit so auf einen Laden in unserer Nähe, der zweifellos Kessel verkaufte. "Aber Hagrid.. ich hab doch gar kein Geld!", erinnerte ich ihn. "Professor McGonagall hat dir doch gesagt, dass du dir darüber keinerlei Gedanken machen musst, also tu das auch nicht. Es ist für alles gesorgt, versprochen."
Und daraufhin lief der große Mann los und ich folgte ihm. "Deine Einkaufsliste hast du ja dabei, oder?", fragte Hagrid mich, nachdem wir ein paar Minuten durch die Straße gelaufen waren. Hier war zweifellos einiges los und leider versperrten mir diverse Menschenansammlungen die Sicht auf den ein oder anderen Laden. Gerne wäre ich langsamer gelaufen, doch Hagrid machte so große Schritte, dass ich mindestens fünf machen musste um hinterher zu kommen.
"Ja, die hab ich. Die war in dem Brief, den die Professorin mir gegeben hat mit dabei.", meinte ich und holte daraufhin den Brief hervor, den man mir vorhin überreicht hatte. Ich begann diesen laut vor zu lesen:

HOGWARTS-SCHULE FÜR HEXEREI UND ZAUBEREI

UNIFORM
Im ersten Jahr benötigen die Schüler:
1. Drei Garnituren einfache Arbeitskleidung (schwarz)
2. Einen einfachen Spitzhut (schwarz) für tagsüber
3. Ein Paar Schutzhandschuhe (Drachenhaut o. Ä.)
4. Einen Winterumhang (schwarz, mit silbernen Schnallen)

Bitte beachten Sie, dass alle Kleidungsstücke der Schüler mit Namensetiketten versehen sein müssen.

LEHRBÜCHER
Alle Schüler sollten jeweils ein Exemplar der folgenden Werke besitzen:
- Miranda Habicht: Lehrbuch der Zaubersprüche, Band 1
- Bathilda Bagshot: Geschichte der Zauberei
- Adalbert Schwahfel: Theorie der Magie
- Emeric Wendel: Verwandlungen für Anfänger
- Phyllida Spore: Tausend Zauberkräuter und -pilze
- Arsenius Bunsen: Zaubertränke und Zauberbräue
- Newt Scamander: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind
- Quirin Sumo: Dunkle Kräfte. Ein Kurs zur Selbstverteidigung

FERNER WERDEN BENÖTIGT
- 1 Zauberstab
- 1 Kessel (Zinn, Normgröße 2)
- 1 Sortiment Glas- oder Kristallfläschchen
- 1 Teleskop
- Waage aus Messing

Es ist den Schülern zudem freigestellt, eine Eule ODER eine Katze ODER eine Kröte mitzubringen.

DIE ELTERN SEIEN DARAN ERINNERT, DASS ERSTKLÄSSLER KEINE EIGENEN BESEN BESITZEN DÜRFEN.

Nachdem ich zu Ende gelesen hatte, musste ich erst einmal schlucken. Das war ziemlich viel und es klang alles sehr teuer und mir war nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass jemand anderes das bezahlte. Schließlich hatten Professor Dumbledore und Professor McGonagall schon so viel für mich getan und ich bezweifelte, dass ich mich dafür je erkenntlich zeigen konnte. Allerdings unterbrach Hagrid erneut meine Gedanken.
"Das ist also immer noch die aller gleiche Liste wie letztes Jahr. Machen wir uns lieber auf den Weg und besorgen alles, schließlich wird der Tag auch nicht jünger. Ein Glück weiß ich ganz genau, in welchen Läden wir was bekommen.", meinte der Halbriese und legte noch ein wenig an Geschwindigkeit zu, sodass ich zwangsläufig auch schneller laufen musste.
Wir klapperten einen Laden nach dem anderen ab und konnten nach und nach Dinge von der Einkaufsliste streichen. Transportieren konnten wir alles dank einer magischen Tasche, in die einfach alles passte. Hagrid kannte sich wirklich perfekt aus und trotz, das viel los war, kamen wir dank ihm gut durch. Denn die Menschen gingen Hagrid aufgrund seiner Größe automatisch aus dem Weg.
Letztendlich waren nun nur noch die Bücher und der Zauberstab übrig und dann würden wir alles von der Liste haben. Allerdings blieb Hagrid plötzlich mitten in der Gasse stehen. "So..", meinte er. "Ich muss schnell mal da in diese Gasse, fleischfressenden Schneckenschutz besorgen. Das ist allerdings kein Ort für Kinder wie dich, deshalb würde ich vorschlagen, du gehst einfach schon mal weiter zum Buchladen. Du musst einfach nur noch ein paar Meter weiter gehen, dann wirst du ihn sehen. Wir treffen uns dort." Und daraufhin wandte Hagrid sich ab und verschwand in der Seitenstraße, die düster und gefährlich wirkte. Ganz anders als die Winkelgasse, es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Als träfen hier zwei verschiedene Welten aufeinander und ich ahnte nicht, dass ich mit dieser Metapher gar nicht so falsch lag.
Ich blickte Hagrid hinterher, bis er außer Sichtweite war und danach fiel mein Blick auf ein Straßenschild, das schon sehr mitgenommen aussah. Lesen konnte man die Schrift aber noch immer, wenn auch etwas beschwerlich, da das Schild vollkommen verdreckt war. 'Nokturngasse.', entzifferte ich und alleine schon dieser Name wirkte auf mich bedrohlich, weshalb ich mich sogleich von dieser Gasse ab wandte und mich von der Menschenmenge weiter in die Richtung tragen ließ, in der angeblich dieser Bücherladen sein sollte. Jedoch war es ohne Hagrid schwerer durch zu kommen und ich hatte komplett den Überblick verloren. Sofort stieg Panik in mir auf. Ich war schließlich das erste Mal hier, beziehungsweise allgemein unter so vielen Menschen auf einmal und das machte mir auf einmal große Angst. Denn keiner schien irgendwie Rücksicht auf mich zu nehmen und anstatt auf die Idee zu kommen, nach dem Weg zu fragen, rannte ich zurück in die Richtung, aus der ich gekommen war.
Wenigstens fand ich die Nokturngasse wieder und ich ging ein Stück hinein, denn dort kam das Gedränge nicht hin. Hier atmete ich erstmal tief durch und gleichzeitig beschloss ich, genau hier auf Hagrids Rückkehr zu warten. Geheuer war mir diese Gasse definitiv nicht, aber ich fühlte mich hier tatsächlich gerade wohler, als zwischen all den Menschen, die hektisch ihre Einkäufe erledigten. Allerdings waren die Gestalten, die hier vereinzelt vorbei kamen, ziemlich zwielichtig und ich war jedes Mal froh, als sie vorbei gegangen waren ohne mich großartig wahr zu nehmen. Das lag wahrscheinlich aber auch nur daran, dass sie alle damit beschäftigt waren, sich umzusehen und ihre Gesichter zu verschleiern, bevor sie in die Nokturngasse abbogen und in der Dunkelheit verschwanden.
Mit jeder Minute, die verstrich, wurde ich aber dann nervöser, da ich mich ohne Hagrid einfach unwohl fühlte und ich hatte Angst, ihn verloren zu haben. 'Was, wenn er gar nicht diesen Weg zurück nimmt, sondern einen anderen?', fragte ich mich und warf nochmal einen Blick auf das Straßenschild und danach einen Blick hinunter in die dunkle Gasse. Gerade war dort niemand und wenn ich Glück hatte, würde ich Hagrid finden, ohne jemandem zu begegnen. Und um ehrlich zu sein war ich auch ein wenig neugierig, denn Hagrid hatte ja nicht ohne Grund gesagt, dass diese Gasse für Kinder wie mich gefährlich war. Aber nachdem ich nun eine Zeit lang dort am Anfang der Gasse gestanden war und die Gelegenheit gehabt hatte, mir ein Bild zu machen, wirkte die Nokturngasse auf mich plötzlich gar nicht mehr so angsteinflößend. Es konnte auch sein, dass ich mir das nur einredete, aber dies funktionierte offenbar sehr gut.
Deshalb beschloss ich nun wirklich nach Hagrid zu suchen und lief langsam, einen Schritt vor den anderen setzend, tiefer in die vor mir liegende, düstere Gasse.

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Ich hoffe, euch gefällt das neue Kapitel :) Ich entschuldige mich auch gleich mal dafür, dass die Pausen zwischen den Kapiteln im Moment so lang sind. Das liegt daran, dass ich viel um die Ohren habe und es tut mir wirklich sehr leid. Ich versuche, wieder mehr Zeit fürs Schreiben einzuplanen. Versprechen möchte ich jedoch nichts, aber was ich sicher sagen kann ist, dass es definitiv weiter gehen wird. Ich verschwinde also nicht plötzlich komplett und breche das hier ab, so viel ist sicher.

Liebe Grüße Feline

The Heiress of Slytherin - Slytherins ErbinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt