Kapitel 11

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Der Flug dauerte nicht allzu lange. Leider, denn ich hatte mich schnell an das Gefühl gewöhnt und hatte es wirklich genießen können, so hoch oben in der Luft zu sein und auf alles hinunter blicken zu können. Die Landung, zu der Hagrid angesetzt hatte, war zwar ein wenig holprig. Jedoch setzten wir schließlich sicher auf dem Boden auf.
"Steig aus. Ab hier geht es für uns auf nicht-magischem Weg weiter, ansonsten würden wir zu viel Aufsehen erregen.", meinte der Halbriese und ich tat, was er sagte und kletterte aus dem Beiwagen. "Wo sind wir?", fragte ich. "Ein bisschen außerhalb von London.", antwortete Hagrid. "Warst du dort schon mal?" Ich schüttelte den Kopf. "Na, dann wird's aber Zeit!", kommentierte mein Begleiter und lief los. Ich folgte ihm sogleich.
Hagrid schien sich manchmal zwar ein wenig orientieren zu müssen, aber trotzdem kamen wir ohne Zwischenfälle voran. Wir fuhren mit Bussen und Zügen und U-Bahnen, was alles Dinge waren, die die Muggel zur Fortbewegung nutzten. Hagrid erklärte mir alles genau und ging geduldig auf meine zahlreichen Fragen ein. Es war das erste Mal, das ich etwas anderes sah als Euphemias Haus und Grundstück und dementsprechend spannend war das Alles hier für mich gerade.
Wir hatten gerade eine dieser sogenannten U-Bahnen verlassen und befanden uns nun auf einer rollenden Treppe, die auf eine belebte, mit Läden gesäumte Straße führte. Allerdings schlug Hagrids Plan, nicht aufzufallen, ganz schön fehl. Er war so groß, dass er ohne Mühe einen Keil in die Menschenmenge um uns herum trieb und ich brauchte mich nur dicht hinter ihm zu halten, um ebenfalls problemlos hindurch zu kommen.
Wir gingen an Buchhandlungen und Musikläden vorbei, an Schnellimbissen und Kinos, so wie Hagrid es mir erklärte. Allerdings sah es für mich nicht wirklich nach einem Ort aus, an dem es Zauberstäbe und andere magische Utensilien zu kaufen gab. Das hier war eine Straße voller ganz gewöhnlicher Menschen und ich fragte mich, warum wir nicht gleich in der Zauberwelt geblieben waren. Aber ich vertraute darauf, dass Hagrid mich tatsächlich dorthin brachte, wo wir hin mussten. Warum, das wusste ich nicht.
"Hier ist es.", sagte Hagrid plötzlich und blieb stehen. "Zum Tropfenden Kessel, den Laden kennt jeder." Ich blickte auf und erkannte, dass wir vor einem ziemlich kleinen und schmuddelig wirkenden Pub standen. Wahrscheinlich hätte ich ihn gar nicht bemerkt, hätte Hagrid nichts gesagt.  Die vorbeilaufenden Menschen beachteten ihn nicht und mir kam es irgendwie so vor, als könnten sie den Tropfenden Kessel gar nicht sehen. Ich glaubte sogar, dass Hagrid und ich die Einzigen in dieser Straße waren, die dieses kleine Etablissement wahrnehmen konnten.
Doch bevor ich Hagrid genau dies fragen konnte, öffnete der Riese die Tür und schob mich somit in das Innere des Pubs hinein. Für einen Ort, den laut Hagrid jeder kannte, war es hier meiner Meinung nach ziemlich dunkel und schäbig. Hier und da saßen ein paar Leute, die sich unterhielten, aber als wir eintraten wurde es plötzlich still.
Hagrid schien hier wirklich einige Menschen zu kennen, denn viele winkten ihm zu und lächelten, als sie ihn erkannten. Der Wirt hinter dem Tresen griff sofort nach einem Glas. "Das Übliche, Hagrid?", erkundigte er sich. "Nein, heute nicht, Tom. Ich bin auch dieses Jahr wieder im Auftrag von Hogwarts unterwegs.", erklärte Hagrid und versetzte mir mit seiner großen Hand einen Klaps auf die Schulter, der mich sofort in die Knie gehen ließ.
"So, so.", meinte der Wirt und begutachtete mich genau. "Und wer ist es dieses Jahr? Ich sehe, dass es nicht wieder Mr. Potter ist." Hagrid schüttelte den Kopf. "Nein, Harry wird mich dieses Jahr nicht brauchen. Aber die kleine Miss Les..." Hagrid biss sich sofort auf die Zunge, damit er meinen Nachnamen nicht gänzlich aussprach. Warum er das tat, wusste ich nicht, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass er erleichtert war, es noch rechtzeitig gemerkt zu haben. Er setzte daraufhin neu an.
"Die kleine Alya hier braucht dieses Jahr meine Hilfe beim Einkaufen und wir sind sowieso schon spät dran, wir müssen also los. Wir sehen uns, Tom." Und daraufhin schob Hagrid mich weiter durch das Lokal zwischen den ganzen neugierig gewordenen Leuten hindurch und ließ mir erstmal nicht die Gelegenheit dazu, danach zu fragen, was genau er gerade versucht hatte verbergen zu wollen. Denn dass er genau das beabsichtigt hatte und offenbar fast gescheitert war, war offensichtlich gewesen.

The Heiress of Slytherin - Slytherins ErbinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt