10 || loneliness.

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Ich überlegte den ganzen Tag noch, ob ich zu meinen Eltern gehen sollte, oder nicht. Bis ich zur Arbeit musste und ich durch die Kundschaft und der betäubenden Musik abgelenkt wurde. Cherry wusste auch schon Bescheid, weshalb sie ein besonderes Auge auf mich geworfen hatte - Sie war besorgt, weil sie wusste, wie meine Eltern waren.

Ich musste heute das erste Mal an einer Stange tanzen, was ich auch ganz gut hinbekam. Es wurde viel Geld auf die Bühne geschmissen, was ich natürlich am Ende aufsammelte und in meine Taschen steckte. Ich versteckte meine ganzen Gefühle unter der professionellen Maske, die ich mir innerhalb kürzester Zeit aufgebaut hatte.

Während ich elegant die Stange runterrutschte, flossen meine Gedanken kurz zu meinen Eltern, bis ich plötzlich das Gleichgewicht verlor und hinfiel. Ich stellte mich auf und seufzte, da meine Show auch vorbei war, ging ich in den Umkleideraum und zog mir was anderes an, um Freier zu spielen. "Ist alles gut?", fragte Cherry und ich nickte stumm. "Ich komm schon klar." Murmelte ich und zog mir noch meine Jacke an. Ich wurde auch von vielen Kunden gemocht, was mein Glück war - Mehr Kunden, mehr Kohle.

Nach vielen Kunden und einer anstrengenden Nacht, setzte ich mich in den nächsten Bus und fuhr zu Cherry. Sie musste länger arbeiten, weshalb ich noch alleine bei ihr war. Sonderlich stören tat es mich nicht, da ich müde war und schlafen gehen wollte.

"Mir war so klar, dass aus dir nichts wird, außer eine Hure." Gehässig lachte meine 'beste Freundin' auf und meine Mutter zog sie weg. "Sie ist nicht unsere Tochter und ich schäme mich so unglaublich sehr, dass ich so ein Kind auf die Welt gebracht habe!" Verachtend drehte sich dann meine Mutter um. "Mama, bleib stehen!" Schrie ich. Die Gegend war nebelig und ich konnte nichts erkennen. "Du hast uns so enttäuscht." Hallte eine Stimme in meinem Kopf und verstärkte mein schnellklopfendes Herz. Ich hatte meine Eltern und meine beste Freundin enttäuscht.

Ich riss meine Augen auf und setzte mich auf. Meine Brust hob und sank, während ich realisierte, dass ich schlecht geträumt hatte. Ich schluckte kurz und schaute auf mein Handy: 11:42 Uhr. Müde und außer Atem fuhr ich mir durch die Haare. Wirklich müde war ich nicht mehr, weshalb ich mich in die Küche setzte und eine rauchte. Cherry hinterließ mir eine Notiz, dass sie mit Raijk Shoppen ist, weshalb ich wieder alleine war. Allein, das war ich wirklich. Ich hatte Niemanden, der sich um mich kümmerte, war auf mich allein gestellt. Ich hatte jeden verloren und wurde abgestoßen.

Das Klingeln der Haustür riss mich aus meinen Gedanken und ich stand auf, um die Tür zu öffnen. Vor mir stand ein klitschnasser Kasimir, welcher schief grinste. "Regnet's draußen?", fragte ich verwundert. Er lachte auf. "Willst du mich nicht reinlassen?", fragte er. Ich trat schmunzelnd einen Schritt zur Seite und er trat in die Altbauwohnung. "Boah, ich hasse Regen." Maulte er und zog sich seine Jacke aus. "Was machst du eigentlich hier?", fragte ich dann. "Ich wollte eigentlich zu Cherry, sie hat noch mein Ott", erklärte Kasimir, "Aber sie ist anscheinend nicht da." Stellte er dann fest und ich nickte. "Sie ist Shoppen, ich weiß nicht, wann sie wieder kommt." Murmelte ich und setzte mich mit ihm gemeinsam in die Küche. "Willst du eigentlich trockene Klamotten? Ich hab paar oversized Klamotten, die dir passen müssten." Meinte ich. Er nickte dankbar und stellte sich an die Heizung, die aus war. "Es ist arschkalt." Er schüttelte sich und rieb sich an den Armen.

"Ich bring dir was Warmes zum Anziehen", ich ging in mein Zimmer und holte meinen neuen Carlo Colluci Sweater und eine Trackpants, die ich ihm dann übergab. "Danke." Lächelte er und nahm sich die Sachen. Anschließend zog er sich sein Oberteil aus, weshalb ich kurz schluckte. Ich starrte auf seine Bauchmuskeln, bis er sich den Sweater anzog. "Du, wir haben etwas, was sich Badezimmer nennt." Lachte ich und er zog sich dann nur provokant die Hose aus. "Wir wissen beide, dass du das sehen willst." Antwortete er grinsend und ich musste Schmunzeln.

Er hatte nicht wirklich Unrecht, er war scharf. Sehr sogar. Mich wunderte es, wieso er sein Geld lieber in Nutten und Stripperinnen investierte, als in irgendwas Sinnvollem. Irgendwie fragte ich mich, wieso er sich nicht eine Freundin suchte. Also, klar: Er war jung und wild, aber Nutten? Ich wusste nicht einmal wirklich, wie alt er war. "Wie alt bist du eigentlich?", rutschte mir einer meiner Fragen aus und er setzte sich dann zu mir an den Tisch. "Neunzehn", antwortete er und holte ebenfalls seine Kippen raus. "Echt?", fragte ich verwundert. Er antwortete mit einem Nicken, da er seine Kippe im Mund hatte und diese anzündete. "Und du?", fragte Kasi. "Achtzehn." Antwortete ich und er sah mich überrascht an. Ich wusste nicht, ob es positiv oder negativ war. "Was?", ich klaute ihm eine Kippe und zündete sie an, während er mich mittlerweile entsetzt anstarrte. "Du bist 18 und arbeitest als Nutte?", es klang eher wie eine Frage, als wie eine Antwort. "Mh-hm", nuschelte ich, als ich den Rauch ausatmete. "Warum?", fragte er weiter. "Ich brauchte Geld." Antwortete ich knapp und zog wieder an meiner Zigarette. "Du bist gerade erst volljährig geworden!" Ich schnaubte nach Luft. "Ich hatte nie einen großen Bruder und ich will auch nicht, dass du diese Rolle übernimmst. Lass es einfach... Es kann dir eigentlich auch scheißegal sein, wieso ich das tue." Fauchte ich. "Du verschwendest dein Geld in solchen Lokalen, also reiß das Maul nicht soweit auf." Fügte ich noch etwas lauter hinzu. Er schaute mich mit großen Augen an und schwieg.

Einige Minuten schwiegen wir uns an, bis ich ansetzte, was zu sagen. "Tut mir leid", fing ich an, "Ich hätte dich nicht anschreien müssen." Ich fuhr mir durch die Haare und seufzte. "Ist okay. Ich hätte dich auch nicht mit Fragen bombardieren sollen." Meinte er ruhig. Ich schaute ihn kurz an, wandte dann mein Blick von ihm ab und stand auf. "Hast du Hunger?", fragte ich und suchte im Kühlschrank nach den Eiern. "Ja, schon." Antwortete er und grinste. "Was machst du?", fragte er anschließend. "Pancakes." Er machte große Augen. "Die habe ich zuletzt vor zwei Jahren gegessen - Mindestens." Ich lachte und antwortete mit einem "Dann wird es mal Zeit.".

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happy oder sad end?;) worauf habt ihr lust?

- pr0tag0nist


Emma | kasimir1441 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt