Kapitel 18

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"Jaydon, Jaydon wach auf!",hörte ich eine Stimme reden. Ich jedoch, war noch nicht ganz bei mir, also versuchte ich wieder einzuschlafen. Jemand fing an, an mir zu rütteln. Ich riss die Augen schlagartig auf und sah Alessia panisch ihre Sachen zusammenpacken. 

"Kleines",murmelte ich müde,"was tust du da?"

"Nach was sieht das denn deiner Meinung nach aus?",sie wurde immer hektischer,"wir sind hier eingeschlafen und jetzt haben wir schon halb zehn!"

"Ja, und?",ich wusste nicht was ihr Problem war.

"Ja, und?! Nick wird mich umbringen, wenn er das rauskriegt!"

"Und was ist, wenn er es nicht rauskriegen wird?"

"Du bist lustig, Nick ist bestimmt schon wach und-"

"Und du bist alt genug, um das zutun, was du tun willst. Meinst du nicht? Als ob er mit 16 anders war"

Sie überlegte kurz und erwiederte dann:"Schon, aber trotzdem. Außerdem ist das für dich auch nicht allzu gut"

"Warum?"

"Er mag dich nicht"

"Ach so, ja. Hast ja Recht, na los"

Ich half ihr und zusammen packten wir alles ziemlich schnell. Na ja, es war ja auch nicht sonderlich viel.

Also traten wir den Heimweg an. Da es inzwischen hell geworden war (wer hätte es gedacht?), hatte sie auch keine Angst mehr im Wald herum zu laufen. Es war die Dunkelheit die ihr Angst machte. 

Eigentlich hatte ich vor, sie zu fragen, ob sie mal mit zu mir möchte, doch dann dachte ich an meine Mutter und verwarf den Gedanken sofort wieder. Meine Mutter war nämlich sehr gut im Peinlich sein!

"Gut, dann...",fing sie an und wusste nicht so genau was sie tun sollte. 

Ich jedoch zog sie in eine lange Umarmung und flüsterte in ihr Ohr:"Sehen wir uns morgen?"

"Ja, natürlich. Morgen ist wieder...ugh...Montag"

Montag sprach sie mit der aller größten Verachtung aus, aber ich konnte sie verstehen. Problem war das ich alle anderen Wochentage auch hasste. Bis auf Samstag und Sonntag, an jenen konnte ich ja lang schlafen.

Ich konnte darüber nur lachen und fügte hinzu:"Wenn es keinen Montag geben würde, wäre es der Dienstag"

Sie fing an zu schmunzeln, drehte sich um und verschwand im Treppenhaus. 

Alessias P.o.V

Als ich die Wohnungstür aufschloss, hatte ich mich seelisch auf eine stundenlange Predikt eingestellt, doch dem war nicht so. Nick war anscheindend noch in seinem Bett. Perfekt.

Also zog ich mir, in meinem Zimmer, wieder meinen Schlafanzug an und kroch unter die Bettdecke. Unter meinem Bett zog ich meinen Laptop hervor, um mal meine E-Mails und mein Facebook zu checken. 

Ich wusste nicht warum, aber ich hatte total viele Nachrichten in privaten Chats und auf meiner Pinnwand. Und diese waren alles andere als nett!

Zuallererst laß ich eine Nachricht von Jessy:

Ich mache dich fertig, bald wird die ganze Schule gegen dich sein. Mach dich auf die reinste Hölle gefasst, du miese Schlampe!

Ich schluckte. Was habe ich getan? Wahrscheinlich wegen Jaydon...

Ich ignorierte meine ganzen privaten Nachrichten und fing an, mir meine Pinnwand durchzulesen.

-Du bist so dumm und fett, geh bitte einfach sterben, dann ist es für uns alle besser! Tu und diesen einen Gefallen, Alessia!

-Was bist du für eine miese Freundin? Spannst Jessy den Freund aus! Du gehörst an das Ende der Welt, hier braucht dich niemand...

-Weißt du was? Ich habe den perfekten Job für dich gefunden! Geh auf den Strich! Obwohl, bist vieeeeel zu fett dafür

Okay, das wars. Sie hatten Recht. Ich war dumm und fett und eine schlechte Freundin. Es stimmte.

Da kam es mir ganz gelegen, dass mein Bruder Schlafstörungen hatte, denn im Bad stand eine Packung Schlaftabletten. 

Ich tapste so leise wie möglich ins Bad und schnappte mir die Packung. Danach schlich ich wieder in mein Zimmer und fing an einen Abschiedsbrief zu schreiben. Um genau zu sein, schrieb ich zwei. Einen an Nick und einen an Jaydon. 

Ich fing mit Nick an: 

Lieber Nick,

wenn du das ließt, bin ich schon bei Mom. Ich möchte nur, dass du weißt, dass auch du mich nicht davon hättest abhalten können. Es wurde mir alles zu viel, ich konnte einfach nicht mehr. Ich weiß, du hast immer versucht, mir dein Bestes zu geben, und falls jemand daran zweifelt, zeige ihm diesen Brief. 

Ich weiß nicht, ob ich wirklich erklären kann, warum ich das getan habe. Wahrscheinlich, weil ich mein Leben einfach nicht mehr glücklich geworden wäre. Es hat nur damit zutun, dass mein Leben keinen Sinn mehr hatte.

"Wir sehen uns, wenn du dort oben hinziehst",weißt du noch? 

In ewiger Liebe, Deine Alessia.

P.S. Sorry wegen den Tabletten...Ach ja, und könntest du den Brief in dem Umschlag Jaydon geben? Er wird morgen höchstwahrscheinlich wieder vorbeikommen. Aber sei nicht so hart zu ihm, okay?

Ich atmete tief ein und aus und begann dann auch Jaydons Brief zu schreiben:

Lieber Jaydon,

zuallererst möchte ich dir Danken. Du hast mein Leben in den Paar Wochen (oder in den paar Monaten, du kennst mich ja schon etwas länger) um einiges schöner gemacht und ich habe mich wirklich wohl gefühlt. In deinen Armen habe ich mich immer Sicher gefühlt und ich wusste, dass du mir immer zugehört hättest. Du hast mich schon mehrere Male vor dem Suizid bewahrt und ich bin dir so unvorstellbar dankbar für die wenigen Wochen die wir doch zusammen hatten. 

Auch, wenn ich dir nicht oft gesagt habe, dass ich dich liebe, tue ich es. Und das bedingungslos. Bis zum Mond und wieder zurück (und noch viel, viel weiter). Vergiss das nicht! Übrigens finde ich, dass Kleines ein sehr schöner Spitzname ist! Er gefällt mir wirklich.

Bestimmt fragst du dich, warum ich jetzt nicht mehr da bin. Das Problem ist, dass ich es selbst nicht weiß. Ich wusste, dass ich in meinem Leben nicht einen Tag gefunden hätte, andem es mir wirklich gut gehen würde. Aber bitte, tu mir nur einen Gefallen: Du musst dich Vergewissern, dass dich keine Schuld trägt. Ich allein trage die Schuld.

Es tut mir so leid! 

Ich liebe dich so sehr, Jaydon Phillípe Boyle. Mach´s gut...

Deine Alessia

Während ich die Briefe schrieb, fing ich an zu weinen. Aber trotz alledem, wollte ich nicht mehr sein.

Ich faltete den Brief an Jaydon zusammen und steckte ihn in einen Umschlag. 

Zusammen mit dem Brief an Nick legte ich mich in mein Bett und schluckte mehrere Tabletten auf einmal. 

Ich merkte, wie zuerst alles schwarz wurde, doch dann sah ich ein Licht. Und so schlitterte ich langsam in den Tod.

My Guardian AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt