Meine Pfoten glitten durch den kalten Dezember Schnee, während ich der unbekannten Fährte folgte. Der Kampf um das Territorium wurde vor wenigen Monaten unterbrochen, da es die europäische Gemeinschaft nicht gerne sah das die internen Rudel weiterhin Streit führten. Meine Hoffnung war zunächst gewesen die zwei Rudel zusammen zu führen, aber wie mein verstorbener Vater mir einst sagte, ist es nicht möglich die Rudel so zu vergrößern, da jeder seinen Alpha treu ergeben ist. Aber er meinte, man müsse versuchen einen neuen Alpha einführen. Einer der für alle galt und somit eine höherer Instanz darstellte. Eine Art Oberhaupt.
Mein Ziel war genau das zu bewirken. Das war auch der Grund weshalb ich unter Protesten diesen Kampf mit den Rudel aufgab. Ich musste dafür sorgen, dass alle miteinander leben konnten, bis ich meinen Vorschlag den anderen Alphas unterbreitete und damit eine neue Ära der Wölfe Europas einleiten konnte.
Dieser Frieden der für dieses Unterfangen unabdingbar war, sorgte auch dafür das ich auf Grenzpratuille war und den Eindringling der sich in meinen Gebiet befand vor den anderen auffinden wollte. Meine Mate wie auch die anderen des Rudels würden dies wieder als Akt des Angriffs wahrnehmen und mich auffordern den Frieden wieder zu brechen, den ich die ganze Zeit aufrecht zu halten versuche.
Meine Ohren zuckten als ich in der Ferne ein Geräusch wahrnahm. Es war leise und hörte sich irgendwie sehr hoch an. Ich lief schneller und wich den dicht stehenden Bäumen in meiner Umgebung aus.
Ich lief bestimmt zehn Minuten, ehe ich das Geräusch wieder hörte und meine Richtung korrigierte. Es fing an zu schneien und ich blickte in den weißen Himmel hinauf. Die Winter in Deutschland wurden zwar immer trüber, aber diesen Winter schien der Himmel uns wirklich mit den Schnee beschenken zu wollen. Sanft fiel dieser auf mein dunkles Fell, während meine Pfoten über den Waldboden flogen.
Als ich das Geräusch wieder hörte und die Fährte mich unmittelbar in die Richtung brachte blieb ich abprubt stehen. Es war ein kindliches Quietschen, der dem eines Neugeborenen nach kam.
Langsam und mit bedacht lief ich um die Bäume und verringerte meine Atemgeräusche um alles besser wahr nehmen zu können. Was ich erblickte lies meine Augen groß werden.
Mitten im Schnee an einem Baum angelehnt lag ein Neugeborenes Kind das in weiße Lacken gehüllt war. Der Schnee fiel sanft auf das Kind hinab, welches leicht quengelnd die Arme danach aussreckte. Wie im Bann lief ich auf das Kind zu und beugte mich über dies.
Kleine graue Augen sahen mir entgegen, während das Neugeborene mich mit einem erfreutem Laut begrüßte. Ein kleiner Flaum an Haare lugten aus dem Leinentuch raus die ungewönlich hell waren. Ich kam dem Kind näher und suchte nach einer mir bekannten Fährte, aber außer das es nun meine Schnauze fest hielt und vergnügt quietschte, konnte ich nichts wahrnehmen.
Ich setzte mich neben das Kind und legte meinen Kopf sanft auf das Kind ab, damit es weiter mein Gesicht erkunden konnte. Wer ließ denn bitte ein Kind hier mitten im Schnee liegen? Und warum hatte dieses Baby bloß keinen eigenen Geruch der mir helfen könnte die Eltern zu finden? Ich versuchte mich auf die Umgebung zu konzentrieren, doch das Kind zog an meinen Ohren und lenkte mich ab. Schnell schüttelte ich meinen Kopf damit der Schnee von meinen Fell fiel. Das Kind sah mich kurz erschrocken an, ehe es wieder vergnügt quietschte.
Innerlich musste ich breit grinsen und leckte dem Kind kurz übers Gesicht, sodass es mir ein zahnloses Grinsen schenkte und meine Schnauze festhielt. Die Augen des Kindes sahen mich groß an und irgendwie wusste ich intuitiv das es ein Mädchen war.
Ich sah mich kurz suchend um, aber das schien dem Mädchen nicht zu gefallen, da sie die Arme wieder nach mir ausstreckte und ich wie in Trance wieder zu ihr nach unten sah. Urplötzlich nahm ich auch einen Geruch an ihr wahr der mich aber mehr verwirrte als mir half. Sie roch wie einst mein neugeborener Sohn Luca. Am Anfang strömen Werwolfskinder diesen einzigartigen sanften Geruch aus der einem bestätigte, dass dies das eigene Kind war. Aber das Mädchen war nicht meine Tochter. Aber mein Instinkt zwang mich dazu sie so wahrzunehmen und als mein Kind zu betrachten.
Ich schüttelte meinen Kopf in der Hoffnung der Geruch sei bloß eine Einbildung, aber er blieb. Sie sollte meine Tochter sein? Der Geruch kam nur bei Werwölfen vor, was im Umkehrschluss hieß, dass dieses kleine Mädchen ein Wolf sein musste.
Ich erhob mich und wollte meine Gedanken sortieren, aber da fing das Kind an zu schreien. Sofort eilte ich zu ihr und sah verwirrt auf sie hinab. So ausgerpägte Instinkte hatte ich doch bloß bei meiner Familie. Hatte mich die kleine etwa als ihren Vater auserkoren?
Ich seuftzte innerlich und blickte zum weißen Himmel hinauf. Was mir die Göttin wohl damit sagen möchte? Irgendeinen höreren Sinn musste ja diese Begnung mit dem Kind haben. Anders konnte ich mir das nicht erklären.
Ich richtete mich auf und verwandelte mich in meine menschliche Form. Nachden dem die schmerzhafte Wandlung vorbei war, kniete ich mich zu dem Kind hin und hob das Bündel mit ihr hoch.
Der Geruch verschwand auch nicht in meiner menschlichen Form und mein inneres verspürte direkt eine tiefe Verbundenheit mit dem kleinen Mädchen.
"Was für eine kleine Überraschung du doch bist. Mit dir hätte ich wohl gar nicht gerechnet.", sagte ich zu der kleinen und lächelte sie daraufhin an.
Auf dem Rückweg zum Rudel spielte die Kleine mit ihren Fingern und gähnte herzhaft bis sie in der Mitte des Rückweges schließlich einschlief. Ich musste bei dem Anblick schmunzeln und überlegte wie ich das bloß meiner Mate erklären konnte. Sie wartete schwanger und mit unseren Sohn auf meine Rückkehr und ich würde mit einem Baby im Arm zurückkehren.
Ich war mir sicher, wenn sie auch so verzaubert von der Kleinen wäre wie ich, dann würde sie sie ohne Probleme bei uns aufnehmen ehe wir ihre richtigen Eltern gefunden hätten, falls diese überhaupt noch lebten.
Aber irgendwie verspürte ich nicht den Drang das Kind wieder weg zu geben. Immerhin war es ein Wolf und trug nun meinen Geruch an sich wie mein Sohn. Nein, sie würde zu unserer Familie gehören solange niemand was dagegen einzuwenden hätte.
Sie würde unsere Tochter werden, wie das Kind das in dem Bauch meiner Mate heran wuchs. Sie würde sich sicherlich über den großen Nachwuchs freuen.
Ich überlegte mir gerade einen passenden Namen. Meine Mate und ich hatten uns schon Mädchen Namen für das Kind in ihrem Bauch überlegt und unser größter Favorit war Luana. Ich wusste sie wollte diesen Namen für ihr eigenes Kind, deshalb überlegte ich mir einen anderen passenden Namen. Doch als ich die Kleine ansah und den Namen Luana in meinen Kopf dazu rum spukte, konnte ich nicht anders als sie Luana zu nennen. Meine Mate müsste Verständnis dafür aufbringen. Vielleicht bekamen wir ja auch wieder einen Sohn.
Ich nahm einige meiner Rudelmitglieder wieder wahr und kam aus dem Wald raus und ging zurück in das Dorf. Sie nickten mir alle respektvoll zu, doch als sie das kleine Bündel in meinen Armen wahrnahmen und verwirrt schnüffelten sahen sie bloß erschrocken aus.
Ich lief unbeeirt weiter und sah wie viele neugierig den Kopf streckten um auf dieses kleine wundersame Wesen in meinen Armen zu blicken, die einfach nur seelenruhig weiter schlief. Ich sah zu meinem Haus aus denen einige Wölfe hektisch rein und raus liefen, ehe ich einen kleinen Jungen sah der mit seinen schwarzen Haaren und hellen Augen aus der Masse stach. Als mein Sohn mich erkannte lief er aufgeregt auf mich zu.
"Papa!", rief er erfreut und ich ging in die Hocke um ihn an mich zu drücken. Ich hob ihn mit meinen anderen Arm hoch und stellte mich wieder hin. Er sah neugierig zu dem Mädchen und wollte schon an dem Leinentuch spielen, als ich meine Mate sah.
Sie stand verwirrt an der Haustür unserer Hütte und schickte die anderen Wölfe, die aufgeregt mit ihr Reden wollte, weg und lief auf mich zielstrebig zu. Ihre blonden Haare hatte sie sich hochgesteckt und unter ihrem dicken Pulli sah man ihren großen Bauch.
"Was ist hier los?", fragte sie mich, als sie nur noch ein paar Meter von mir entfernt stand, weshalb ich auch auf sie zu lief. Als sie das kleine Bündel in meinen Arm sah, zog sie verwirrt die Stirn kraus und sah daraufhin zu mir.
"Was hat das zu bedeuten? Wer ist sie?", fragte Silvana wieder mit dem Blick auf das kleine Mädchen. Auch mein Sohn sah mich neugierig an und ich wollte ihnen die Geschichte erklären wie ich sie gefunden hatte, aber es war als würde jemand anderes gerade für mich sprechen als die nächsten Worte meinen Mund verließen.
"Dies ist meine Tochter Luana."
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Der Bastard der Blackwoods
WerewolfEin Bastard. Das war ihr Titel. Nicht Omega oder Lady wie sie eigentlich benannt werden sollte. Als das einzige menschliche Mitglied eines Werwolfsrudels hat es Luana schon nicht leicht getroffen, aber als uneheliches Kind des Alpha und Oberhauptes...