Mein Puls setzte aus als ich ein leises "Psst" hinter mir hörte. Ich drehte meinen Kopf leicht nach rechts um denjenigen zu signalisieren das ich den Ton gehört hatte. Ich blickte weiterhin lächelnd zu den Gästen im Saal, während Ben neben mir stolz das Kinn gehoben hatte und so tat als würde er unserem Vater aufmerksam zuhören. Aber ich wusste das er sehr nervös war. Erst recht heute Abend.
Er war zwar beim Empfang beschäftigt gewesen doch hatte er dort schon bemerkt das Luana nicht im Kreise ihrer Familie stand und war dementsprechend beunruhigt gewesen. Ich habe ihn nur mit meinen Worten versucht zu überzeugen das alles gut sei und Bella bei ihr wäre und es sich bestimmt nur um eine Verzögerung handelt. Aber je länger Luana gefehlt hatte, desto mehr erkannte man die verkrampfte Haltung und den suchenden Blick meines Bruders. Er war besorgt und beunruhigt. Und ich erst recht.
Als ich jedoch Bella hörte die sich hinter den Vorhang an der rechten Seite vor den Augen der anderen Wölfe verborgen hielt, konnte ich tief ausatmen. Ich habe selbst kaum bemerkt wie sehr ich mich versteift hatte.
Ich schielte zu Bella die ich nur am Rande sehen konnte, aber es reichte um ihre geflüsterten Worte zu verstehen.
"Luana ist auf den Weg zu ihrem Platz. Ihr geht es nicht gut. Du musst sie nach der Rede schnell von ihrem Platz wegholen."
Ich schluckte hart. Das konnte doch nicht wahr sein. Als hätte man Ben geschlagen riss er seine Augen kaum merklich auf und richtete sie auf mich. Fuck.
Das letzte was mein Bruder erfahren sollte war, dass es seiner Gefährtin an solch einem wichtigen Abend nicht gut ging. Ich hob leicht meine Hand an um ihn zu signalisieren das ich es im Griff hatte und nickte kaum merklich Bella zu. Schlimm genug das meine Mutter neben mir mich verwirrt gemustert hatte, doch vor den Augen der gesamten Ballgemeinschaft konnte ich nicht von dem Podest abhauen.
Wahrscheinlich war es der einnehmenden Stimme meines Vaters zu verdanken das nicht mehr Wölfe die geflüsterten Worte von Bella gehört hatten. Aber Ben kannte die Rede unseres Vaters in und auswendig und konnte demnach seine Aufmerksamkeit auf der Bühne anderen Dingen zuwenden. Das seine Aufmerksamkeit mein Versagen zum Opfer gefallen war, war natürlich unpassend.
Was Luana nun widerfahren war und warum es ihr nicht gut ging wusste ich nicht. Aber ich konnte jetzt nicht Bella fragen und hoffte einfach das Luana schlau genug war sich so lange bedeckt zu halten bis ich zu ihr konnte.
Als hätte Luana nur darauf gewartet, dass wir von ihrer Ankunft erfahren, hörte ich klackernde Schritte von Absätzen die in dem Saal voller ehrfürchtigem Schweigen wiederhalte. Mein Vater sprach mit kräftiger Stimme, dennoch blickten einige Werwölfe zu Luana, als diese zwischen den Gästen zu ihrem Tisch glitt.
Sie sah wahrlich schön aus und ich konnte verstehen warum Ben seinen Blick nicht von ihr nehmen konnte. Mit erhobenem Kinn und wehenden weißen Haaren schritt sie fast schon Elfengleich durch die Reihen und ignorierte die Blicke der europäischen Wölfe. Nur ihre geballten Fäuste und ihr suchender Blick lieferten mir Grund zur Sorge.
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Der Bastard der Blackwoods
Loup-garouEin Bastard. Das war ihr Titel. Nicht Omega oder Lady wie sie eigentlich benannt werden sollte. Als das einzige menschliche Mitglied eines Werwolfsrudels hat es Luana schon nicht leicht getroffen, aber als uneheliches Kind des Alpha und Oberhauptes...