E L F

68 12 39
                                    

over seven billion fires

but only yours is really burnin'

they say fire burns the flesh

if it's true then I will perish

B e n j a m i n  A m a r u - hold you tight


„Glaubst du, sie hat was gemerkt?", murmelte ich und wickelte eine ihrer Locken um meinen Finger.

„Ach, die war gut angetrunken und war eher darauf fokussiert, ihr Date schnell ins Bett zu bekommen", antwortete Mia und lachte leicht. Ihr Kopf ruhte auf meinem Schoß und es fühlte sich an wie purer Frieden.

Ich hatte mich mit starken Kopfschmerzen von dem Treffen verabschiedet und nicht einmal Neles Hackfresse konnte mir irgendwas vermiesen. Denn Mia war eine halbe Stunde später nachgekommen und hatte es sich auf meinem Sofa gemütlich gemacht. Es verwunderte mich, wie wohl sie sich bereits bei mir fühlte, aber sie musste wahrscheinlich merken, dass da ein anderes Band zwischen uns bestand.

Anfangs saßen wir so weit wie möglich voneinander entfernt, bis das Gespräch immer lockerer wurde und wir dadurch auch. Ich wollte nicht daran denken, dass das hier gegen alles sprach, was ich mir vorgenommen hatte. Ebenso verdrängte ich, dass Hades und bestimmt auch Cara mich dafür töten würden. Für diesen Moment gab es wieder nur sie und mich. Wie konnte etwas, dass sich so richtig anfühlte, denn wirklich falsch sein?

Nichts fühlte sich so sehr nach Zuhause an wie ihre Nähe. Daher blieb mir nichts anderes übrig, als alles andere auszublenden und zu hoffen, dass dieser Moment nicht aufhören würde.

„Du weißt, dass ich dich jederzeit nach Hause bringen kann oder?", fragte ich, als sie leicht gähnte.

Als sie angekommen war, hatte ich sie mindestens zehn Mal gefragt, ob es auch wirklich für sie in Ordnung sei und sie sich dabei wohl fühlte. Prinzipiell kannte sie mich zu diesem Zeitpunkt nicht allzu lange. Sie versicherte mir, dass alles okay sei.

„Ich bin top fit", gab sie zurück und sah dabei langsam auf die Uhr. Halb zwei.

„Andererseits könntest du dir natürlich morgen mein weltberühmtes Frühstück ans Bett bringen lassen", scherzte ich, hatte jedoch gleich im Hinterkopf, dass sie es falsch verstehen könnte.

„Das kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen." Sie lächelte breit und malte mit ihren Fingern kleine Kreise in meine Handfläche. „Erzähl mir was von deinen Eltern."

Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich versteifte und sah überall hin, nur nicht zu ihr. „N-natürlich nur wenn du willst. Wollte einfach mehr über dich erfahren", fügte sie schnell hinzu, als sie meine Reaktion bemerkte.

„Meine Mutter ist eine ziemlich temperamentvolle Frau. Sie geht schnell auf hundertachtzig und sagt dann Dinge, die sie nicht wirklich so meint. Das ist wohl das spanische Blut. Aber ich kenne auch niemanden, der so viel Liebe ausstrahlen kann. Manchmal ist sie für meinen introvertierten Vater zu viel, aber das lässt er sich dann nicht anmerken. Vielleicht aus Angst. Generell redet er nicht so viel. Jedenfalls nicht mit mir. Das meint er nicht böse, aber er kann wohl nicht anders. Nur wenn wir in Schweden bei seinen Verwandten sind, fährt er aus sich raus.
Ich bin ausgezogen, weil es eine nicht wirklich prickelnde Zeit gab und manchmal ist Entfernung die beste Lösung, um die Beziehung zu seinen Eltern zu verbessern."

Ich erzählte eigentlich zu viel und ließ doch so viel aus. Ich erwähnte nicht, dass meine Mutter eine Affäre hatte und mein Vater deshalb noch weniger sprach. Ebenso ließ ich aus, dass die beiden sich schon vor Jahren hätten scheiden sollen, da alles nur Fassade war. Und ich sagte nicht, dass sie in einem Monat an einem Autounfall verunglücken würden, weil ein Betrunkener sich hinters Steuer setzen musste. Mir fiel erst jetzt auf, was für eine bittere Ironie dahinter steckte, dass wir fast auf die selbe Weise sterben würden. Aber wenn ich eine zweite Chance bekommen hatte, würde ich ihnen vielleicht auch eine geben können.

was wäre wennWo Geschichten leben. Entdecke jetzt