wollte kein Chaos, ich wollte dich
kann's nicht verstehen, weiß nicht, wie das geht
jetzt will ich gehen, doch ich schaff' es nicht
P r o v i n z -Chaos
„Ich will es nicht hören", feixte ich Hades an, der mich seit einer halben Ewigkeit wütend ansah. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gedacht, die aschblonden Haare würden in Flammen aufgehen, bei der Wut die wahrscheinlich in ihm loderte.
„Er will es nicht hören", murmelte er vor sich hin und riss sich dabei ein paar seiner Haare raus. „Er will uns beide umbringen", hörte ich ihn unter seinem Atem sagen und verstand den Zusammenhang zwischen unseren Schicksalen nicht.
„Es war nur ein Kuss. Jetzt entspann dich doch mal", rief Cara aus der Küche und kam mit zwei Sternburg Bieren zurück. Die Plörre schmeckte widerlich, aber sollte seinen Zweck erfüllen. Ich nahm einen großen Schluck und fing an, das Etikett mit meinem Daumen anzukratzen.
„Seid ihr beide als Kinder zu oft fallen gelassen worden?" Er atmete halbwegs durch. „Das Mädchen hat Gefühle, mit denen du spielst. Wie wird es ihr gehen, wenn du sie so oder so verlässt? Hat sie nicht eine glückliche Zukunft verdient, in der du Spatzenhirn nicht alles durch deinen Egoismus versaust"
„Es ist mein Leben. Und wenn ich nur diese paar Jahre habe, bis ich wieder sterbe, will ich sie mit ihr verbringen. Was bringt mir die neu gewonnene Lebenszeit, wenn ich nicht glücklich bin?"
„Es geht hier nicht nur um dich", schrie er, als würde sein eigenes Leben davon abhängen.
„Es geht hier aber verdammt nochmal nicht um dich!" Ich schrie mindestens genauso hasserfüllt. Ihn schien das nicht zu beeindrucken. Er murmelte was von Konsequenzen und verschwand dann.
Während ich versuchte, tief durchzuatmen, spürte ich Caras warme Hand an meinem Rücken. Sie sagte nichts. Wir beide sagten nichts. Das Geräusch meines Handys zerbrach die Stille, die keineswegs eine von der unangenehmen Sorte gewesen war.
„Mia fragt, ob wir uns die Tage sehen können", schilderte ich verzweifelt, als Cara nicht aufhörte mich mit ihren Blicken zu durchbohren.
Sie sagte, dass sie mich nicht davon abhalten könne, aber mir stark davon abriet. „Vielleicht wäre ein wenig Abstand gerade gar nicht mal so schlecht."
Mein Kopf rauchte bereits, weil ich selbst nicht mehr wusste, was richtig war. Die Situation war schon beschissen genug, ohne ein Wesen, das mir seine Meinung aufdrückte. Das Handy wurde zurück in die Hosentasche geschoben, Mias Nachricht blieb unbeantwortet.
Die nächsten zwei Wochen verliefen gleich. Wenn ich mir meine Zukunft nicht verbauen wollte, musste ich in der Uni wieder Gas geben. Nur weil ich das erste Examen beim ersten Mal irgendwie hinbekommen hab, hieß das nicht, dass ich es ohne Probleme ein zweites Mal schaffen würde. Aber nicht einmal der Lernstoff lenkte mich davon ab, dass ich viel lieber bei Mia sein würde.
Diese hatte es nach zehn Tagen aufgegeben mir zu schreiben. Sie war wütend. Sie hasste mich wahrscheinlich, aber das musste ich in Kauf nehmen. Die Worte von Hades hatten einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen, der mich realisieren ließ, dass ich gerade nicht nur über meine Zukunft entschied.
Wir studierten zwar an der selben Universität, doch befand sich mein Gebäude eine U-Bahn Station entfernt von ihrem. Dadurch hatte ich so wenigstens nicht die Angst, ihr über den Weg zu laufen, auch wenn ich es heute provozierte, indem ich mich in die Philologische Bibliothek begab. Diese war am angenehmsten Anzusehen und hatte ihren Standort schlauerweise in dem Gebäude oder besser gesagt Laube, in der sie sich immer aufhielt.
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was wäre wenn
Ficção AdolescenteEntscheidungen müssen getroffen werden - bevor sie einen selbst treffen. Stell dir vor, du machst dich auf den Weg, deiner großen Liebe einen Antrag zu machen und stirbst stattdessen. Du wachst fünf Jahre vorher auf und irgendein Fremder vercrackter...