2.

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"Du musst mir schon mehr erzählen, wie hat er gerochen und was hatte er an all son Zeug halt.", drängt mich Pem mehr von meiner Begegnung mit dem Henry Cavill unserer Stadt zu bombardieren. 

"Boah Pemi...er hatte halt Braune haare, gräulich blaue Augen und war mit normaler Jeans, schwarzem Rollkragenpullover und normalen Sneaker gekleidet. Wie er gerochen hat weiß ich doch nicht, denkst du ich geh extra nah ran um eine Duft Probe zu bekommen?", sie verdreht ihre Augen und ich drehe mich weiter im Kreis auf ihrem Schreibtischstuhl. 

"Ja und wie heißt er denn jetzt?", fragt sie genervt und gespannt zugleich auf ihrem Bett sitzend.

 "Arvin Miller.", sage ich kurz und knapp. Pemala schnappt nach Luft und lässt sich dramatisch nach hinten fallen. Sie erhebt sich allerdings wieder schneller als ich gucken kann.

"Bitte sag mir er sieht so gut aus wie sein Name klingt.", sie presst ihre Hände betend aneinander und kneift ihre Augen zusammen. Ich lache laut, sie steigt mit ein und ich hör auf mich in ihrem Stuhl zu drehen. Auf einmal wird es still und wir gucken uns nur an, bis sich ein leichtes grinsen auf meinem Gesicht bildet.

 "Er ist verdammt heiß, hab ich recht?", fragt sie, obwohl sie die Antwort darauf kennt. Ich nicke nur eifrig und setze mich neben sie auf ihr Bett, während ich einen Seufzer herauslasse. Natürlich sah er total gut aus, aber die Hoffnung zu haben ihn öfter zu sehen ist ziemlich dumm. Er meinte ja selbst er kommt nicht aus meiner Nachbarschaft...deshalb ist es eher unwahrscheinlich.

"Naja, was soll's, der ist wahrscheinlich verheiratet und hat schon 2 Kinder oder sowas", versuche ich mir selber einzureden. Ich sollte nicht über jemanden schwärmen den ich bisher einmal gesehen habe und ein eigenes Leben hat. 

Nach ein paar weiteren Diskussionen über verschiedene Themen, beschließen wir endlich ein Film zu gucken. Adam kommt auch noch dazu, dem ich natürlich alles erzählen musste, dank Pem. Trotz all dem liebe ich sie, so auch Adam. Aber manchmal kann meine beste Freundin einem echt auf die Nerven gehen, wenn ich ehrlich bin wäre es ohne dieses Verhalten ein wenig eintönig in meinem Leben. Immerhin habe ich nicht viele Freunde die mir so "auf den Sack" gehen wie sie. Zur Abwechslung braucht jeder so jemanden.

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Zu Hause angekommen, werfe ich die Schlüssel in die Schale neben der Tür und ziehe meine Schuhe aus. Es ist mittlerweile ein Uhr, aber ich mache mir nicht die Mühe leise zu machen. Ich denke Dad ist nicht mal zu Hause, bestimmt bei dieser Kröte, Rebecca, die er ja über alles liebt und nicht mehr ohne sie kann, blöde Hexe. Ich habe Verständnis das man nach so vielen Jahren wieder Lieben möchte und neue Kontakte knüpfen mag, aber doch nicht Leute wie Rebecca. Sie ist diese Art von böse "Stiefmutter", die denkt sie kann mir mein Leben zur Hölle machen und mein geliebter Vater schaut nur ahnungslos dabei zu, weil er zu vernebelt ist es zu verstehen. Ich wünschte er hätte wenigstens eine anständige Frau gefunden, die ihn im Leben auch antreibt und nicht auseinanderreißt so wie sie es tut.

Seufzend lasse mich  auf mein weiches Bett fallen und schlafe in weniger als fünf Minuten ein, auch wenn ich so gut wie nichts getan habe, bin ich ausgesprochen müde und will einfach nur Schäffchen zählen.

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Der Geruch von Kartoffelsuppe steigt mir in die Nase und ich öffne meine Augen. Für ein kurzen Moment dachte ich sie wäre da. Denn Mom kochte immer Kartoffelsuppe für mich, jeden Sonntag. Eigentlich ist es für viele unvorstellbar immer dasselbe zu essen, aber für mich und Mom war es eine Art Tradition und ich genoss es ihr dabei zuzuschauen bei dem was sie liebte...kochen. Sie machte alle selber und verabscheute "Dosenfutter" wie sie es nannte. Falls Dad damit ankam schaute sie ihn nur schief an und fragte ihn ob er noch alle Latten am Zaun hatte, nachdem das ein paar mal passiert ist hat er sich nicht mal mehr getraut selber einkaufen zu gehen.

Ich ziehe meinen Hoodie an und meine Leggings. Ich begebe mich in die Küche, aus der der bekannte Geruch kam. Und beim betreten Glaube ich meinen Augen kaum. Rebecca steht mit dem Notizbuch meiner Mutter in der Hand da und kocht ihre Suppe. Was fällt ihr ein? Das ist quasi ihr Tagebuch gewesen, auch wenn da nur Rezepte und einzelne Notizen aufgeschrieben sind. Ich lese auch nicht einfach irgendwas von ihr durch wo drauf steht Notizbuch, auch wenn es "nur" ein Notizbuch ist, halte ich mich da raus. Ich reiße ihr das Buch aus der Hand und halte es an mich. Sie schaut mich schockiert an. 

"Woher nimmst du dir das Recht dieses Buch zu lesen?", frage ich sie völlig fassungslos an.

"Es ist doch nur ein Notizbuch Lenora i-", lacht sie, doch ich unterbreche sie.

 "Nur ein Notizbuch? - lache ich jetzt auch, ungläubig von dem was sie gerade gesagt hat- Spinnst du eigentlich?", ich ziehe meine Augenbrauen zusammen und schüttle meinen Kopf, immer noch fassungslos von der jetzigen Situation. Aus ihrem Gesicht und ihrer Körperhaltung erkenne ich, dass sie nicht versteht was daran falsch sein sollte. Ich glaube mich tritt ein Pferd. Diese Frau ist der Hammer, aber nicht im guten Sinne. Es gibt Personen in meinem Leben die ich verspotte und die Dinge getan haben die unverzeihlich sind, aber sie bringt das Glas zum überlaufen. Wie kann man so stur und selbstbewusst durch die Welt laufen, mit der Überzeugung, man hätte nie etwas falsches im Leben getan.

"Was ist hier los?", mein Vater kommt in die Küche gestürmt, er hat in seinem Kopf wahrscheinlich schon Fäuste fliegen sehen.  Kann ich ihm nicht verübeln, würde Mom hier stehen wäre es dazu gekommen, auch wenn es Rebecca dann nicht geben würde. Gott ich wünschte Mom wäre noch hier. Wenn ich einen Wunsch äußern könnte der Wahr wird, wäre es dieser. Mit ihr war alles viel leichter. Ich frage mich was ihr gefehlt hat, was sie gebraucht hat um mich nicht zu verlassen. War ich keine gute Tochter?

 "Frag das deine Tochter, Ray", sagt sie spöttisch während sie mit ihrem Finger auf mich zeigt. Dad schmeißt sein Kopf in den Nacken und wischt sich über sein Gesicht mit beiden Händen. Er trägt sein Ehering nicht mehr, er trägt ihn immer. Ich kann mir denken wer dahinter steckt. 

"Was ist jetzt? Lenora es reicht.", ich schaue ihn entgeistert an und mein Kinn fällt zum Boden. Jetzt bin ich schuld an der Situation, die er nicht mal mitbekommen hat? Ich verdrehe meine Augen und verlasse die Küche so schnell wie es geht, lege das Notizbuch in die Schublade vom Schrank im Flur und ziehe mir meine Sneaker an gefolgt von einer leichten Jacke die über meinen Hoodie passt. Ich greife nach meinem Schlüssel.

"Lauf nicht immer vor dem Problem weg, Lenora!", ruft Dad mir hinterher, sodass die ganze Nachbarschaft hören kann. 
Vor allem die Nachbarn direkt gegenüber von uns die gerade Besuch bekommen und die Tür geöffnet haben. Super! Wir könnten uns doch gleich auf eine Showbühne stellen und allen erzählen was los ist. Egal wie oft Dad meinen Namen sagt, ich bleibe nicht stehen und laufe weiter...und weiter. In der Hoffnung endlich allem zu entkommen.

just the two of usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt